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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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entstammte einer durchaus berechtigten Sorge: Wenn irgendein Eintrag aus dem blauen Buch einem Außenstehenden enthüllt wurde, konnten daraus zumindest finanzielle Einbußen und Strafverfolgung durch Regierungsbehörden entstehen. Schlimmstenfalls würde die Waterboer Mines Limited ihre Pforten dicht machen müssen.
    Piet Lassiter, alias Piet Den Haar, gehörte nicht zum inneren Zirkel von Waterboer. Der Südafrikaner war als Computerspezialist angestellt. Ein Techniker, der das Herumschnüffeln liebte und seine geschickten Hände gern auf Schriftstücke legte, die ihn nichts angingen. Den Haar war keineswegs berechtigt, in Van Kaekes Büro im fünften Stock des Stahl- und Glaskolosses auf der Main Street herumzulungern und die Dateien im Computer zu durchsuchen. Hauptbuchhalter Van Kaeke war durch den mahagonigetäfelten Korridor zur Herrentoilette geschlendert, und Den Haar machte sich nun an seinem Computer zu schaffen, in den er eine Stunde zuvor per firmeninterner E-Mail einen kleinen Virus eingeschleust hatte.
    Da er keine Gefahr befürchtete, beugte er sich tief über den Schreibtisch und studierte die Liste. Die Beträge verschlugen ihm den Atem. Beim fünfzehnten Posten stutzte er kurz:
     
    § 5.000.000 L. Pjaschinew/Vanuatu Bank/117833711
     
    Diese Kerle hatten wirklich jeden in der Tasche! Er las weiter.
     
    § 25.000.000 (250 Kkt.) Russkost/Vanuatu Bank/117837622
     
    Russkost. Diese russischen Nationalisten. Weiter unten fiel ihm ein dritter Posten ins Auge.
     
    § 350.000 Delpin, J./Virginia/Barzahlung
     
    Virginia? Zu nahe an Washington. Viel zu nahe. Es war beängstigend. Der Posten darunter war noch rätselhafter:
     
    § 20.000.000 Cleveland Metals, Inc./Vanuatu Bank/113567854
     
    Cleveland Metals? Das hörte sich nach einer amerikanischen Firma an. Eine US-Firma erhielt zwanzig Millionen Dollar über das Konto irgendeiner dubiosen Bank? Für ein Unternehmen, dem legale Geschäftsbeziehungen in den USA verboten waren, war das eine enorme Summe. Wer war diese Cleveland Metals?
    Die Schrift war schwer zu lesen. Den Haar war so gefesselt, dass er nicht hörte, wie Van Kaeke leise zurückkehrte. Hätte die Sekretärin ihren Chef nicht gegrüßt, wäre er in flagrante delicto erwischt worden.
    Den Haar beugte sich zur Computerfestplatte hinab und fummelte weiter herum.
    Für gewöhnlich pflegte Den Haar nach der Arbeit ein Bier in der Kneipe gegenüber der Waterboer-Konzernzentrale zu trinken. Heute jedoch unterbrach er seine tägliche Routine, verließ den Firmenkomplex durch die Sicherheitstore und trat hinaus in den warmen Sommersonnenuntergang. Sieben Querstraßen weiter lenkte er seinen staubigen roten MG in eine Tiefgarage auf der Stockdale Street. Die Garage war zugleich eine Werkstatt; sie gehörte zur Olde English Garage, deren Besitzer sich der Pflege und Erhaltung britischer Automobile gewidmet hatte.
    In der trüb erleuchteten Werkstatt roch es nach Altbenzin und irgendwie nach Kirche. Alte Jaguars mit Dellen, wettergegerbte Austin Healeys und hier und da ein stattlicher Bentley rosteten vor sich hin; Denkmäler aus einer längst vergangenen Glanzzeit, als Autos noch von Hand gebaut wurden. Eher zeitgenössische Modelle präsentierten ihre Unterböden auf hydraulischen Hebebühnen. Mit Maschendraht ummantelte Glühbirnen hingen von der schimmeligen Zementdecke herab. Ein Mann in einem schmutzigen blauen Overall hämmerte vorsichtig auf den Auspufftopf einer grünen Jaguarlimousine und fluchte leise vor sich hin.
    Den Haar stellte seinen MG neben einem leuchtend blauen 1963er Mini Cooper ab. Er stieg aus und setzte sich in den Mini. Der Zündschlüssel unter dem Sitz startete den aufgemotzten Rasenmähermotor. Eine Minute später verließ er die unterirdische Werkstatt.
    Die letzten Strahlen der orangeroten Sonne lagen auf dem braunen Armaturenbrett des Mini. Den Haar fuhr das legendäre Gokart bis an die Grenze der Belastbarkeit aus. Nach fünf Meilen hielt er am Straßenrand und nahm ein winziges Handy mit eingebautem Fax aus dem Handschuhfach. Er zog ein kugelschreiberähnliches Instrument hervor und schaltete das Gerät an. Mit dem Stift kritzelte er eine kodierte Nachricht auf die Glasoberfläche des Fax und wählte eine Nummer. Als die andere Seite sich meldete, gab es eine kleine Pause, während die Chiffrierung von Sender und Empfänger miteinander verglichen wurde. Ein grünes Lämpchen begann zu blinken. Den Haar drückte auf die Fax- Sendetaste und schaltete das Gerät aus,

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