Das Monopol
legte es wieder ins Handschuhfach und jagte davon.
Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Das Gerät, dessen Nachricht jetzt schon nicht mehr zu verfolgen war, würde morgen Früh, wenn er den Mini in die Garage zurückbrachte, einen neuen Chip erhalten, auch wenn diese Prozedur nach Den Haars Ansicht so unnötig war wie der Code, den er benutzt hatte, denn die Nachricht wurde bereits von einem kryptografischen Chip verschlüsselt, der asymmetrische Algorithmen als Code benutzte und im Handschuhfach eingebaut war. Neuntausend Meilen nordwestlich wurde die Nachricht dechiffriert. Doch der Grundsatz seines Auftraggebers lautete, dass man einen Code benutzen musste, und deshalb tat er es auch.
Den Haar atmete den Duft der roten Jakarandablüten ein, als er in eine Gasse einbog. Vielleicht würde er dieses Mädchen anrufen. Wie hieß sie noch gleich? Molly. Genau, Molly. Vielleicht konnten sie ins Kino gehen. Oder zum Essen. Sie war sehr blond und - nun ja, sehr weiblich.
Er stellte sich lebhaft Mollys Reize vor, während er die knarrende Treppe zu seiner Behausung hinaufstieg. Verlangen pochte in seinen Adern. Die Sonne tauchte unter den Horizont. Gelblich leuchteten die alten Lampen, die seit vierzig Jahren an der Korridordecke hingen. Den Haar lächelte träge und dachte an Sekt, Parfüm und weiches Fleisch, während er die Tür zu seiner Wohnung aufsperrte.
Eine starke Hand packte seinen rechten Arm und zerrte ihn ins Innere. Den Haar keuchte, als ein harter Schlag ihm den Atem raubte. Die Tür fiel ins Schloss. Er fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Jemand hatte die Vorhänge zugezogen. Er konnte nichts sehen. Und schlimmer noch, er hatte nichts, um sich zu verteidigen. In diesem Augenblick stieg eine unbezähmbare Wut in ihm hoch. Blindlings schlug er nach seinem unsichtbaren Angreifer. Ein Faustschlag auf seinen Unterkiefer war die Antwort. Der Schlag war so wuchtig, dass Den Haar zu Boden ging. Bevor er sich aufrappeln konnte, senkte sich ein schwerer Stiefel auf seinen Hals. Unfähig, sich zu bewegen, lag Den Haar auf dem Boden.
Ein zweiter Mann schaltete das Licht an. Den Haar versuchte, trotz des unbarmherzigen Drucks des Stiefels zu atmen. Sein Mund war voller Blut. Er blinzelte ins grelle Licht und sah an dem Schalldämpfer und der Mündung einer IMI Desert Eagle vorbei in die teuflischen Augen eines vierschrötigen Mannes in zerknittertem hellen Anzug.
Den Haar kannte diese Pistole gut. Sie stammte aus der Waffenschmiede der Israelis und konnte einem Menschen aus einer Entfernung von mehr als hundert Yards ein Loch in die Brust reißen. Diese gefährliche Waffe schwebte nun ungefähr einen Zoll über seinem Kopf, in der Hand eines irre blickenden Mannes mit seltsamen, verschiedenfarbigen Augen.
Der Mann streckte den freien Arm aus, der dick und kräftig war, hob Den Haar mit einer einzigen fließenden Bewegung hoch und rammte ihn gegen die Wand. Verschwommen nahm Den Haar wahr, dass seine Wohnung in Trümmern lag. Bücherregale waren umgeworfen worden, der Inhalt von Schränken und Schubladen lag verstreut am Boden. Sein Esstisch lag wie ein hilfloser Käfer auf dem Rücken.
Der Mann mit dem blauen und dem braunen Auge sagte mit ruhiger, öliger Stimme: »Guten Abend, Mr Den Haar.«
Den Haar zuckte zusammen, als er den Afrikaans-Akzent hörte.
»Aber warum um den heißen Brei reden? Guten Abend, Mr Lassiter.« Lassiters Nackenhärchen richteten sich vor Furcht auf. Nun stellte der Mann sich so, dass er Lassiter in die Augen blicken konnte.
»Sie haben den Falschen erwischt. Nehmen Sie, was Sie wollen. Meine Brieftasche ist in meinem Jackett. Bitte, tun Sie mir nichts...«
Das rechte Auge des Mannes zuckte leicht. »Ach, kommen Sie, Mr Lassiter. Seien Sie vernünftig. Wir wollen doch nicht Ihre Brieftasche.« Er kam nun ganz nahe an Lassiter heran. »Wir wollen Ihr Leben.«
Der Bure jagte eine Kugel in Lassiters Brust. Sein Opfer brach auf den Hartholzdielen zusammen. In aller Ruhe griff der Mann mit der behandschuhten Rechten in Lassiters Jacketttasche, zog die Brieftasche hervor und nahm das Bargeld heraus. Sein Spießgeselle schob Fernseher und Stereoanlage durch die Wohnungstür nach draußen. So würde es wie ein Einbruch aussehen, bei dem etwas schief gelaufen war. Der Bure musterte die Szenerie noch ein letztes Mal mit dem kalten Blick des Profis und grinste; dann ließ er die Tür ins Schloss fallen.
Lassiter keuchte vor Schmerz. Schon jetzt hatte er kaum noch Gefühl in
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