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Das Monopol

Titel: Das Monopol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Kublicki
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dieser Männer hielt größtmöglichen Abstand zu den anderen. Allein ihre Gesichter waren einander ähnlich und verrieten durch die permanent misstrauischen Mienen, dass jeder ein zwielichtiges Leben geführt hatte und stets von Entdeckung, Verhaftung und Tod bedroht gewesen war. Das russische Volk hatte diesen Männern im Lauf der Geschichte immer wieder andere Namen gegeben: Apparatschiki, Kleptokraten, Oligarchen, Mafia. Unter Jelzin hatten ihre Geschäfte geblüht. Unter der von SWR/FSB unterstützten Regierung Puschnins jedoch hatten sie bereits kleinere Einbußen hinnehmen müssen, und den Krieg gegen Orlow hatten sie bislang vergeblich geführt. Daher brauchten sie nun einen Verbündeten.
    Die Blicke der Männer folgten Molotok, der schweigend die Holztreppe hinabstieg. Er wartete, bis Uljanow und Aleksakow nachgekommen waren, dann begrüßte er jeden Anwesenden mit einem festen Händedruck. Einige schloss er auch kumpelhaft in die Arme.
    »Towarischi!«, verkündete er mit lauter Stimme. »Willkommen!«
    Die meisten Männer – von den Militärs abgesehen – übersahen Aleksakow, den sie ja nicht kannten, und konzentrierten sich auf Molotok. Er war es, den sie trotz ihrer eigenen Machtfülle fürchteten. Er war es, dem sie dennoch vertrauten. Auch Uljanow war Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit. Die meisten Anwesenden hatten in den vergangenen Jahren an irgendeiner Operation der volki teilgenommen. Alle wussten, welche Macht Uljanow, seine volki und deren gemeinsamer neuer Meister ausüben konnten. Zuerst hatten sie nur gerüchteweise von Molotok gehört. Dann von lukrativen Geschäften, die er getätigt hatte. Stück für Stück hatten Molotok und Uljanow die Liste der möglichen krestnii-otet- Kandidaten für ihre Russkost-Einsatztruppe zurechtgestutzt. Die meisten Paten waren unzuverlässig. Andere zu gierig. Wieder andere wollten sich weder Molotok noch Uljanow anschließen, schon gar nicht beiden zusammen. Oder Befehle entgegennehmen. Wie das Sprichwort sagt, gibt es keine Ehre unter Dieben, und Diebe waren sie allesamt. Doch keiner durfte ihnen das ungestraft ins Gesicht sagen – er hätte es bitter bereut. Molotoks Liste von fast zweihundert Kandidaten hatte sich nach und nach auf die zehn anwesenden Männer verringert.
    Obwohl Uljanow und seine volki in Molotoks Plan Verbündete der Paten waren, stellten sie einen dramatischen Gegensatz zur Mafia dar. Die volki töteten, erpressten und bestachen, um eine ideologische Bewegung zu unterstützen, die Russkost-Partei. Den Paten, die im Grunde keine anderen Ideale kannten als Reichtum, Frauen und westlichen Komfort, war der Zusammenschluss von Molotok und Uljanow, von Russkost und volki, unheimlich.
    Schweigend sah Molotok jeden Mann im Raum an. »Ich weiß, dass es schwierig für Sie war, hierher zu kommen. Doch ich versichere Ihnen, dass Sie hier sicher sind. Und nun wäre es an der Zeit, alle Streitigkeiten und Konkurrenz zu begraben, wenn Sie es nicht schon getan haben.« Molotok hielt inne, fasste seine Zuhörer wieder genau ins Auge. In seiner Brust begann ein vertrautes Feuer zu brennen.
    Mit dem Finger deutete er auf die Versammelten. »Ihr seid schon jetzt die einflussreichsten Männer Russlands. Ihr habt mehr Einfluss als sämtliche Polizeichefs. Mehr Einfluss als alle Mitglieder der Duma. In der kommunistischen Regierung haben die meisten von euch dieses Land als apparatschiki geführt.« Er ballte die Hand zur Faust. »Heute habt ihr den größten Einfluss auf das russische Alltagsleben. Ihr kontrolliert die Medien und die Banken. Die Kriminalität. Die Kommunikation. Die Energieversorgung und das Transportwesen. Die Regierungsbehörden. Sogar Teile des Militärs. Ihr könntet ganz Russland beherrschen.« Er öffnete und schloss seine riesige Faust. »Aber ihr habt nur Einfluss, keine Macht. Ihr könnt die Männer, die an der Macht sind, zwar unter Druck setzen, aber ihr könnt ihnen nicht befehlen. Nicht kraft eures Amtes. Ihr habt keine Macht, weil ihr so zersplittert seid.« Er legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Und warum ist das so?«
    In den Mienen der Männer stand deutlich Missmut über diesen Vorwurf zu lesen. Besonders, weil er der Wahrheit entsprach.
    »Warum?« Molotok beugte sich vor und blickte jeden Einzelnen scharf an. »Weil ihr die Regierung nicht mehr kontrolliert wie zu Zeiten des Kommunismus. Früher oder später werden Orlows reformistische Regierung und der Westen eure Unternehmungen matt setzen. Wie kann es sein, dass

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