Das Monopol
Pracht. »So viel Reichtum in solch kleinen Steinen. So viel Macht.«
»Da.«
»Wir verdanken dir und deinen volki sehr viel. Ihr habt Pjaschinew mit Waterboer zusammengebracht. Den Anschlag auf Mirnyj ausgeführt. Marschall Ogarkow liquidiert. Otschen charascho. Dass ihr Feuer gelegt habt, anstatt die Garnison zu beschießen, war ein großartiger Einfall. Für die Satelliten muss es wie eine Gasexplosion ausgesehen haben. Kein Mensch könnte dahinter einen Anschlag vermuten.« Wieder klopfte er Uljanow auf den Rücken. »Otschen charascho.«
»Spasiba.«
Molotok nahm wieder die Flasche und trank sie aus. »Aber Macht ist wertlos, solange sie nicht gebraucht wird.« Seine Stimme klang heiser: die Folge zu vieler Reden und Zigaretten der Marke Kosmos. »Wie ist es mit der ersten Diamantenlieferung gelaufen?«
»Genau wie geplant. Auch die Aufstellung der neuen Garnison lief wie geschmiert. Die Männer wurden danach ausgesucht, dass sie Marschall Aleksakow – der nach Ogarkows vorzeitigem Ableben eingesetzt wurde – treu ergeben sind.« Uljanow grinste. »Aleksakows Leute haben die Diamanten auf einen unserer Lastwagen verladen, bevor die künstlichen Steine auf den Wagen von Komdragmet geladen wurden. Wie immer hat der Geologe von Komdragmet ein paar Steine geprüft und sie für echt erklärt, ohne mit der Wimper zu zucken.«
»Warum auch nicht? Schließlich wird der Mann gut bezahlt.
Und der Südafrikaner? Hat der schon bezahlt?« Molotok grunzte vor Behagen.
»Da. In Wladiwostok war ein Mann von Waterboer dabei. Er hat die Lieferung entgegengenommen, während wir das Geld zählten, und den Hafen dann mit 250.000 Karat verlassen. Er hat hundert Dollar pro Karat gezahlt. Macht fünfundzwanzig Millionen.« Uljanow sah auf seine Rotarmisten-Armbanduhr, ein Souvenir, das er von einem seiner vielen Einsätze in Afghanistan mitgebracht hatte. »Die nächste Lieferung aus Mirnyj erfolgt in einem Monat. Wieder fünfundzwanzig Millionen. Wenigstens müssen wir uns jetzt nicht mehr auf die Verträge mit den Vereinigten Staaten verlassen, um Russkost zu finanzieren.«
»Hundert Dollar pro Karat«, flüsterte Molotok heiser. »So billig! Dieser südafrikanische Bastard plündert Russland aus.«
»Geduld, Molotok, nur Geduld! Später werden wir den Preis erhöhen. Wenn wir die ganze Region unter Kontrolle haben. Im Augenblick reicht der Geldfluss vollkommen aus. Die Mirnyj-Mine bringt 250.000 Karat im Monat. Das macht dreihundert Millionen Dollar pro Jahr. Das ist doch ein mächtiger …«
»So viel Zeit haben wir aber nicht!«, fuhr Molotok ihn an. Dann beruhigte er sich wieder. »Aber mit den dreißig Millionen, die wir bereits haben, können wir die erste Ladung amerikanischer Raketen besorgen.«
»Und doch reicht das Geld nicht, um unseren Feldzug zu starten. Wir müssen die verschwundenen Diamanten finden. Kowanetz sollte sich mal ein bisschen beeilen.«
»Bald, mein Freund. Bald ist es so weit.«
Uljanow nickte. Seit er als kleiner Junge an den oktobrist-Massenversammlungen teilgenommen hatte, war er ein treuer Anhänger des kommunistischen Systems gewesen. Später war er ins Heer eingetreten und hatte es bis zum Oberst der Eliteeinheit speznaz gebracht. In seinem ganzen Leben hatte er es nie an Loyalität fehlen lassen, doch diese Ergebenheit galt dem Sowjetstaat, nicht der Partei. Der Zusammenbruch des Kommunismus hatte kaum eine Wirkung auf Uljanow gehabt – es war die Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991, die ihn wie ein Dolch in der Seele getroffen hatte. Die Wunde war nie verheilt. Die neuen Herren, die das Staatsschiff ohne Ruder und anscheinend ziellos durch die unruhigen Zeiten steuerten, hatten ihn einfach »in den Ruhestand« versetzt. Hatten ihm »unbegrenzten Urlaub« gegeben. Für Uljanow war der Zusammenbruch der Sowjetunion mehr als eine historische Umwälzung – es war eine persönliche Demütigung. Doch statt sich zurückzuziehen und in vergangenem Ruhm zu schwelgen wie so viele andere, hatte Uljanow einen Weg gefunden, um aus der Asche seiner Niederlage die alte Leidenschaft wieder aufzubauen.
Ironischerweise wurde der lebenslange Kommunist zum Geschäftsmann. In den Vereinigten Staaten hätte man das Geschäft, das er nun wählte, mit »family business« umschrieben. Damals gab es hunderte von Gruppen, die wie Blutsauger über die russische Wirtschaft herfielen, und alle zusammen bildeten die neue russische mafija. Auch Uljanow und ein Dutzend seiner früheren speznaz- Soldaten
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