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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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Marzoli zu seinem Büro.
     
    Genervt saß er am Schreibtisch und sah Marzoli an, der den frischen Cantuccini noch immer keine Beachtung schenkte. »Einer von beiden, Ispettore, zieht hier eine unglaubliche Show ab. Ich tendiere zu Mantinger, aber beweisen können wir ihm gar nichts. Farmers Akte allein reicht nicht, auch wenn wir Arthur Achatz damit einen entscheidenden Durchbruch in unseren Ermittlungen verdanken. Mantinger hängt auf jeden Fall mit drin, so oder so.«
    Marzoli blickte auf Farmers Fotos. »Das stimmt. Wenn Mantinger derjenige ist, den Farmer in Achatz’ Auftrag observiert hat, wäre er der Einzige, der ein Motiv hatte, Achatz zu beseitigen. Andererseits leugnet Mantinger gar nicht, in Saint Tropez gewesen zu sein. Zwar haben uns Achatz und Farmer mit der Akte auf die richtige Spur gebracht, am Ende des Weges sind wir trotzdem noch nicht.«
    Vincenzo atmete ein paarmal tief durch. »Das ist verrückt, einer von beiden konfrontiert uns mit einem schier phantastischen Lügenkonstrukt, aber wir können nicht das Gegenteil beweisen. Und so lange die Unschuldsvermutung greift, haben wir keine Chance.«
    »Commissario, wir müssen auch in Frankreich ermitteln. Irgendjemand wird einen oder beide gesehen haben. Das Haus, das Boot, das fällt doch auf. Und die Konten in Frankreich! Es gibt Unterschriften und Schalterbeamte. Die können wir alle befragen.«
    »Aber der Aufwand wäre gewaltig, und schon wieder grenzüberschreitend. Köln, Saint Tropez und was kommt dann? Und bedenken Sie: Wenn es Mantinger ist, wird er vorgesorgt haben. Weder wird sein Name irgendwo auftauchen, noch wird er freundlich grüßend durch die Straßen gezogen sein. Selbst wenn ihn irgendjemand zufällig erkennt – und vergessen Sie nicht, Ispettore, Saint Tropez ist kein Ort der Stille, da laufen Hunderttausende durch –, wird Mantinger dasselbe behaupten wie vorher. Und wie Sie selbst sagten: Er bestreitet nicht, dort gewesen zu sein. Er ist sogar mit dem Boot gefahren, nur gehört es angeblich Gemini.«
    Marzoli war resigniert. Er fühlte eine Mischung aus Wut und Verzweiflung in sich aufsteigen. »Dann bin ich mit meinem Latein am Ende. Wir haben keinen konkreten Beweis, keinen Zeugen. Gegen Mantinger haben wir zu wenig in der Hand, um einen Mordprozess ins Rollen zu bringen. Und bei Gemini ist das zumindest fraglich.«
    »Wir kriegen unseren Täter, Ispettore, glauben Sie mir. Dieses Lügenkonstrukt ist nichts als ein Kartenhaus. Wenn wir die richtige Karte ziehen, wird es in sich zusammenfallen. Ich habe da auch eine Idee. Sie ist abwegig und auch ziemlich gefährlich. Aber das wäre wirklich die Ultima Ratio. Bevor wir uns auf ein derartiges Risiko einlassen, verrichten wir erst einmal grundsolide Polizeiarbeit. Kümmern Sie sich bitte um die Konten in Frankreich. Rufen Sie die Kollegen in Saint Tropez an. Ich fahre nachher noch mal ins Sarntal hoch, vielleicht hat einer der Anwohner irgendwas beobachtet. Es ist so einsam da oben, so still, man hört jedes Geräusch. Außerdem werde ich in der erweiterten Nachbarschaft von Mancini rumfragen. Die Wahrscheinlichkeit einer glücklichen Fügung ist zwar gering, aber wir müssen es wenigstens versuchen. Außerdem kann ich dabei vorsichtig hinsichtlich meiner Idee vorfühlen.«
    Marzoli sah Vincenzo irritiert an. »Sagen Sie, Commissario, von was für einer Idee sprechen Sie eigentlich die ganze Zeit? Und was meinen Sie mit Ultima Ratio?«
    »Das möchte ich vorerst noch für mich behalten. Die Sache ist riskant. Und wahrscheinlich kriegen wir von Baroncini gar keine Freigabe dafür. Wenn unsere Recherchen nichts bringen, weihe ich Sie ein. Morgen früh bestellen wir Mantinger wieder in die Questura und versuchen alles, um ihn mürbe zu machen. Danach werden beide, er und Gemini, jeweils ein Telefonat mit Fabiano Fasciani führen. Vielleicht erkennt er in einem von beiden den Anrufer wieder, auch wenn er vermutlich die Stimme verstellt hatte. Theoretisch kann Gemini allerdings den letzten Anruf nicht getätigt haben. Er müsste jemanden beauftragt haben – oder vielleicht hatte er eines von diesen Minihandys in seinem Strumpf versteckt. Wir haben ihn ja nicht abgetastet. Außerdem könnte es doch ein Kollege sein, der Fasciani mit Informationen versorgt.«

27
     
    Dienstag, 28. Juli
     
    Von den Konten in Frankreich hatte es neben den hohen Zuflüssen aus Liechtenstein jahrelang größere Barabhebungen gegeben. Als Bevollmächtigter war Salvatore Gemini vermerkt. Mit diesem

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