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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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groß war ihre Enttäuschung, vor allem, weil ihr Vater seinetwegen Termine abgesagt hatte. Das war eine Kriegserklärung. Als sie antwortete, klang ihre Stimme zunächst zurückhaltend, ein wenig säuselnd, doch mit jedem Wort steigerte sich ihre Angriffslust. »Warum, liebster Vincenzo, kann nicht dein Kollege Marzoli das übernehmen? Oder Baroncini? Oder einer der anderen Beamten, die dutzendweise in der Questura rumlaufen? Warum du, schon wieder du? Erst fahre ich ohne zu Murren mit dir in dieses komische Sand und warte eine geschlagene Stunde vor einem geschlossenen Schwimmbad auf meinen plötzlich so ehrgeizigen Kommissar. Dann opfere ich mein Wochenende für deine Verwandten. Und ausgerechnet jetzt sagst du ab, wo meine Eltern seit Tagen nichts anderes tun, als sich zu überlegen, was sie ihrem zukünftigen Schwiegersohn , jawohl, genau so haben sie dich genannt, alles in Mailand zeigen könnten. Du würdest mir die Hölle heißmachen, wenn ich mir das erlauben würde!«
    Er fühlte sich elend, spürte aber zugleich Wut in sich aufsteigen. Er kam sich vor wie ein Angeklagter, dem die Staatsanwältin soeben ihr vernichtendes Plädoyer um die Ohren gehauen hatte. Nie zuvor hatte er Gianna so erlebt, so wütend, enttäuscht und ungerecht! Er konnte sie zwar verstehen, aber damit, wie sie ihn niedermachte, ging sie entschieden zu weit. »Hör auf, Gianna. Ich trage eine immense Verantwortung. Gerade du müsstest das verstehen. Im Vergleich dazu ist, entschuldige, wenn ich das so deutlich sagen muss, eine Tour durch Mailand unbedeutend. Egal, ob dein Vater, den ich sehr schätze, dafür Termine abgesagt hat oder nicht. Er hätte jedenfalls mehr Verständnis als du. Und Marzoli ist auch dabei, sogar Baroncini höchstpersönlich. Beide haben Familien zu Hause und opfern trotzdem ihr Wochenende. Außerdem ist es nicht gesagt, dass ich überhaupt nicht kommen kann.«
    Ungeachtet seiner vorzüglichen Verteidigung ging das Plädoyer der Staatsanwältin gnadenlos weiter. »Du brauchst gar nicht zu versuchen, mich zu besänftigen, das wird dir nicht gelingen. Ich werde mir das merken. Wenn du das nächste Mal meinst, irgendwas oder irgendwen ermitteln zu müssen, wenn ich in Bozen bin, dann kannst du das Wochenende alleine verbringen, capito ?«
    Er wollte gerade zu einer deutlichen Antwort ansetzen, da war auf der anderen Seite der Hörer schon mit Schwung auf der Gabel gelandet. Das Urteil: lebenslanger Liebesentzug. Vincenzo war aufgebracht, trotz eines gewissen Verständnisses für Gianna, weil er ihr in kürzester Zeit gleich das dritte Wochenende versaute, verspürte er vor allem Wut über ihre überzogene und ungerechte Reaktion. Was sollte er tun? Seinen Plan nach hinten verschieben? Und wenn dann noch etwas passierte, noch ein Mord? Dann wäre er schuld. Niemals! Die Sache musste jetzt durchgezogen werden, sein Privatleben spielte in diesem Moment keine Rolle.
    Er lud Marzoli in ihre Stammbar ein. Der kurze Weg von der Questura bis zur Bar strengte ihn mehr an als seine Wanderung auf die Jakobsspitze, so sehr hatte ihn das Gespräch mit Gianna mitgenommen. Nun wusste er, warum man von »ohnmächtiger Wut« sprach.
    Nachdem sie eine Weile über die bevorstehende Aktion geredet hatten, konnte Vincenzo allmählich wieder klar denken. Er schrieb Gianna eine E-Mail und versprach, sich am Freitag nach seinem Einsatz ins Auto zu setzen und nach Mailand zu kommen, sofern nichts schiefging. Dann hätten sie, unabhängig von Zugfahrplänen, wie geplant den ganzen Samstag mit ihren Eltern. Er hielt das für einen fairen Kompromiss. Später erhielt er eine kurze, unpersönliche Antwort von Gianna. Wir werden sehen. Melde dich – WENN du losfährst . Kein schöner Kommissar. Keine begleitenden Wünsche für seinen gefährlichen Einsatz. Sie war immer noch tödlich beleidigt, während seine Wut längst verraucht war.
    ***
     
    Es war unmöglich, in dieser Situation konnte er keinen Urlaub nehmen, das würde nicht passen. Junghans saß in Schimmels Büro, sie sprachen über die Zukunft der SSP. Warum hätten sie warten sollen? Nur wegen einer erst halb fertigen Präsentation?
    Schimmel war sichtlich angetan von Junghans’ Ideen, sein Konzept ging vollständig auf. Die anderen gaben sich keine sonderliche Mühe, etwas anderes war von diesen Losern auch nicht zu erwarten. Alles lief nach Plan, wieder einmal.
    »Junghans, ich bin zufrieden mit Ihnen. Sie haben gute Ideen, man merkt, dass Sie unternehmerisch denken können. Ihre

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