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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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defensive Kostenkalkulation ist unserer Situation angemessen. Es spricht nichts dagegen, Ihr Konzept zu übernehmen. Das wird Ihre Position im Erfolgsfall nachhaltig verbessern. Worüber wollten Sie eigentlich noch mit mir sprechen?«
    »Nichts, Signor Schimmel, nichts Wichtiges.« Er musste seinen Kurzurlaub trotz seiner Dringlichkeit abhaken. Sobald er der zweite Mann im Unternehmen war, konnte er seine Zeit einteilen, wie es ihm beliebte. Es würde ein harter Job werden, trotzdem waren seine Freiräume dann viel größer. Da war es nicht dramatisch, wenn er jetzt Verzicht leistete.
    Außerdem spürte er genau, dass Sabrina ihn seit seinem letzten Auftritt noch mehr anhimmelte. Sie war dermaßen fixiert auf ihn, bestimmt dachte sie abends, wenn sie alleine war, an nichts anderes als an ihn. Es war ein wundervolles Gefühl für eine Frau, sich im Erfolg ihres Lovers zu sonnen. Das war auch bei Sabrina der Fall. Dennoch hatte sie eine andere Ausstrahlung als die meisten Frauen, die er kannte. Sie wirkte selbstbewusst und unabhängig. Das reizte ihn. Gerade deshalb bot sie Widerstand, den er brechen konnte. Entgegen seiner ursprünglichen Planung beschloss er, spontan einen ersten Vorstoß zu unternehmen. Es war nicht zu befürchten, dass dies seinen kometenhaften Aufstieg noch gefährden konnte.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. Ispettore Marzoli trat ein, ohne ein Antwort abzuwarten. » Buongiorno , Signori, ich muss Sie bitten, uns nochmals in die Questura zu begleiten. Es gibt neue Erkenntnisse in Bezug auf Signor Gemini, die wir mit Ihnen besprechen müssen.« Schimmel wollte zu einer Schimpftirade ansetzen, doch Marzoli fuhr ihm sofort über den Mund. »Bitte, regen Sie sich nicht auf, Signor Schimmel. Wir sind fast am Ziel, es fehlt nur noch eine Bestätigung unserer neuesten Ermittlungserfolge. Dafür brauchen wir Sie beide und Signor Mantinger. Wir verhören Sie nicht als Verdächtige, sondern als Zeugen. Dann können wir den Fall endlich abschließen und müssen Sie nicht mehr behelligen.«
    ***
     
    Wenig später saßen sie in einem der größeren Verhörzimmer. Trotz offener Fenster und eines auf höchster Stufe arbeitenden Deckenventilators füllte die schwülheiße Luft den Raum wie Watte. Draußen waren schwarze Quellwolken aufgezogen, so dunkel, dass sie sogar das Licht anschalten mussten. In der Ferne ertönte ein tiefes, lang anhaltendes Donnergrollen, dann war es wieder still. Sekundenlang bestanden die einzigen Geräusche aus dem Scharren von Stühlen und dem enervierenden Surren des Ventilators. Bis Vincenzo das Wort ergriff. Damit begann Phase eins seines abenteuerlichen Plans.
    »Danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, schon wieder in die Questura zu kommen. Ich kann verstehen, wenn Ihre Geduld allmählich am Ende ist. Ich versichere Ihnen, dies wird Ihr letzter unfreiwilliger Besuch sein. Wir haben zahlreiche Beweise gegen Signor Gemini. Jetzt müssen wir nur noch unser Bild über den Menschen dahinter vervollständigen. Sie, Signor Schimmel, stehen ihm am nächsten. Was für ein Mensch ist Salvatore Gemini Ihrer Meinung nach? Trauen Sie ihm drei kaltblütige Morde zu?«
    Vincenzo war sich nicht sicher, ob sie ihm die Geschichte von dem Menschen dahinter abnahmen. Schimmel beantwortete die Frage jedenfalls ohne erkennbares Misstrauen. »So nahe stehen wir uns gar nicht. Wir führen zusammen ein Unternehmen, haben gemeinsame Vorstellungen, wie das am besten funktioniert. Er war mir gegenüber stets loyal, das habe ich zumindest geglaubt. Ob ich ihm einen Mord zutrauen würde, kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
    »Wer von Ihnen«, fragte Vincenzo, an Schimmel und Junghans gewandt, »hat eine Vorstellung davon, was Signor Gemini in seiner Freizeit macht, im Urlaub, an den Wochenenden?« Die beiden sahen sich fragend an, schüttelten den Kopf.
    »Das wissen Sie doch längst«, schaltete sich ein irritierter Mantinger ein, »er hat viele Wochenenden in Saint Tropez verbracht.«
    »Danke, Signor Mantinger, aber ich wollte von den anderen eine Einschätzung hören.«
    Die nächste Frage stellte Marzoli, sie hatten sich genau abgesprochen. »Wir müssen wissen, was für ein Mensch Signor Gemini ist, verstehen Sie? Wir haben eine Reihe erdrückender Beweise. Man hat ihn in einigen Banken in Frankreich wiedererkannt. Unsere Kollegen vor Ort konnten ähnliche Hinweise aus dem Umfeld von Saint Tropez sammeln. Aber noch passt nicht alles lückenlos zusammen. Deshalb versuchen wir, ihn

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