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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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verlassen, nicht wegen meines Hobbyweinberges. Außerdem werde ich dafür Zuschüsse bekommen. Wenn das jemand weiß, dann ja wohl ich.«
    »Gut, Dottore Franco, ich möchte von Ihnen sämtliche Unterlagen sehen, Gehaltsnachweise, wie Sie Ihr Vermögen bisher angelegt haben. Bringen Sie das bitte noch in dieser Woche in die Questura. Sie können jetzt gehen. Ihren Wagen können Sie auch wieder mitnehmen, aber Sie dürfen Bozen vorläufig nicht verlassen, klar?«
    »Ja, Commissario, hoffentlich finden Sie den Mörder bald. Diese Situation zermürbt mich.«
    Vincenzo konnte ihn gut verstehen. Der Druck des Verdachts und die Indizien stellten für jemanden, der unschuldig war, eine große psychische Belastung dar. Ein grundanständiger Mensch bekam unweigerlich Angstzustände und fühlte sich verfolgt, wenn er es unverhofft mit der Staatsgewalt zu tun bekam, wenn sie bedrohlich und unheilvoll in sein geordnetes Leben einbrach. Gerade deshalb wollte er jetzt etwas ausprobieren, was Franco entlasten könnte, sofern er die Wahrheit gesagt hatte.
    Er holte sich einen Aktenordner, leerte die unterste Schublade seines Schreibtisches und legte den Ordner so hinein, wie Franco es beschrieben hatte. Dann warf er seinen Autoschlüssel in die Schublade. Er schloss sie, öffnete sie wieder, mal langsam, mal abrupt. Er nahm den Ordner heraus, ließ ihn wieder hineinfallen, wiederholte diese Prozedur immer wieder. Nicht ein einziges Mal rutschte der Schlüssel in die Akte hinein, schon gar nicht zwischen irgendwelche Papiere. Er war dafür zu groß. Wer immer den Verdacht auf Franco hatte lenken wollen, war an dieser Stelle zu gründlich gewesen.
    Vincenzo musste mit den Beamten der Wirtschaftsförderung sprechen, vielleicht fand er dort noch einen ganz anderen Schlüssel.
    ***
     
    Ispettore Marzoli griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer der IFS.
    »International Financial Services, Sie sprechen mit Ilona Waghäusler, was kann ich für Sie tun?«, säuselte ihm eine aufdringliche Frauenstimme ins Ohr.
    Marzoli stellte sich vor und verlangte den Geschäftsführer.
    »Oh, Polizei! Ich verbinde Sie mit Herrn Lamberger, unserem Verwaltungsrat.« Er wurde in die Warteschleife gelegt, wo ein penetranter Klangmix aus Alphörnern sein Gehör malträtierte. Er hielt den Hörer ein Stück vom Ohr weg.
    Endlich verstummte das befremdliche Konzert. »Ignaz Lamberger. Was kann ich für Sie tun, Ispettore?«
    Marzoli schilderte sein Anliegen. »Deshalb müssen wir wissen, auf wen die IFS eingetragen ist, was sie macht, einfach alles, was uns bei unseren Ermittlungen weiterhelfen kann.«
    »Ispettore, hier bei uns in Liechtenstein legen wir Wert auf Diskretion und die Belange unserer Kunden. Das Wort ›Geschäftsgeheimnis‹ wird bei uns noch großgeschrieben. Aus diesem Grund streben viele ausländische Unternehmen nach Liechtenstein. Keineswegs nur wegen der günstigen Steuersätze, wie allgemein behauptet wird.«
    »Signor Lamberger, es geht um Mord!«
    »Und was hat die IFS damit zu tun?«
    Marzoli rang um Fassung. Hatte dieser Lamberger ihm tatsächlich soeben jedwede Kooperation verweigert? In einem Mordfall? »Genau das wollen wir herausfinden, Signor Lamberger! Wenn wir all das schon wüssten, müssten wir uns nicht mehr an Sie wenden.«
    »Sehen Sie, da liegt mein Problem. Da könnte ja jede ausländische Behörde hier anrufen und behaupten, ein in Liechtenstein ansässiges Unternehmen sei in irgendwelche Straftaten verwickelt. Aber so einfach geht das nicht. Wenn Sie diesbezügliche Informationen wünschen, müssen Sie hier einen schriftlichen Antrag einreichen und nachweisen, dass nach italienischem Recht ein Straftatbestand vorliegt, der mit der IFS im Zusammenhang steht. Dann sind wir kooperativ, Straftaten unterstützen wir selbstverständlich nicht!«
    Marzoli glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. »Das dauert ja ewig!«
    »Nicht unbedingt, ausufernde Bürokratie mag es bei Ihnen geben, bei uns nicht, im Gegenteil. Auch das ist ein Grund, warum wir als Standort immer beliebter werden. Informieren Sie sich in Ihrer juristischen Abteilung über die einschlägigen Vereinbarungen zwischen unseren Ländern. Verweisen Sie bei Ihrem Antrag auf dieses Telefonat, dann kann ich den Prozess vielleicht beschleunigen. Nun entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu tun. Auf Wiederhören.«
    Noch ehe Marzoli etwas entgegnen konnte, machte es klick in der Leitung. Unfassbar – was für ein arroganter Lackaffe! Was bildete der sich

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