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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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mit dem Titel »Reserveverdächtige« und musste angesichts seiner Wortkreation selbst lachen. Dort trug er die Namen Franco, Parlotti und Mantinger ein. Sie waren alle nicht völlig aus dem Spiel, auch Mantinger nicht, denn warum er nicht zu der nahen Hütte abgestiegen war, erschien Vincenzo trotz aller Naturschönheiten suspekt.
    Er ging zu Marzolis Büro, das er nach wie vor verschlossen vorfand. Hoffentlich war der Tochter des Ispettore nichts Schlimmeres zugestoßen. Vincenzo beschloss, auf dem Weg nach Hause bei seinem Kollegen vorbeizuschauen.
    Im Flur begegnete ihm Reiterer. »Ah, Commissario, gut, dass Sie mir über den Weg laufen. Ich bin Ihnen noch die Ergebnisse der Faserspurenuntersuchung schuldig. Die liegen schon seit ein paar Tagen vor, das hatte ich glatt vergessen, eigentlich unverzeihlich. Bitte entschuldigen Sie.«
    »Kein Problem, ich habe ohnehin nicht damit gerechnet, dass Sie was finden würden. Stimmt’s?«
    »Wie man’s nimmt. Es gibt klassische Faserspuren auf dem Fahrersitz, also von Anzughosen und von einer Jeans. Das werden Sie in jedem Kleiderschrank finden. Es gibt jedoch einen weiteren kleinen Hinweis, der aber mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist.« Er grinste Vincenzo breit an.
    »Nun spannen Sie mich nicht so auf die Folter, Signor Reiterer!«
    »Doch, das mache ich einfach zu gerne!« Reiterer sagte das langsam, in gedehntem Tonfall und ließ eine aufreizende Sprechpause folgen. »Also gut, ich will Sie erlösen. Diese Faserspuren sind ein wenig konfus. Auf dem Fahrersitz sitzen Sie einigermaßen ruhig, rutschen höchstens ein bisschen rum.« Der Leiter der Spurensicherung wackelte mit seinem Gesäß wie eine Ente. Vincenzo musste schmunzeln, eine weitere Eigenart von Reiterer war seine Vorliebe für schauspielerische Einlagen.
    »Was bedeutet das für uns?«
    »Nun, in Francos Wagen könnte, ich sage bewusst könnte, man den Eindruck gewinnen, dass jemand in einer Hose aus einer Kunstfaser auf dem Fahrersitz gesessen hat. Dadurch sind die einzelnen Fasern stark verrutscht.«
    »Das klingt aber kompliziert.«
    »Für Sie vielleicht, mein Lieber, aber das ist es nicht, es ist ganz simpel: Es wäre theoretisch denkbar, dass jemand in einer Gummihose oder einer Hose aus irgendeiner Kunstfaser, die keine Spuren hinterlässt, auf dem Fahrersitz gesessen hat. Das können wir nicht beweisen, sondern nur erahnen.«
    »Wenn das nicht Franco selbst war, sondern der unbekannte Dritte, würde das bestens in dessen Profil passen: kaltblütig, intelligent.«
    »Sie sagen es. Schönen Tag noch, Commissario.«
    ***
     
    Als Marzoli die Tür öffnete, sah er blass und erschöpft aus. Vincenzo fühlte sich unbehaglich, er wollte sich nicht in Marzolis Privatangelegenheiten einmischen. »Entschuldigen Sie, Ispettore, dass ich hier einfach reinschneie. Ich habe mir, ehrlich gesagt, Sorgen gemacht, weil wir nichts von Ihnen gehört haben.«
    »Ach je, vor lauter Aufregung habe ich ganz vergessen anzurufen. Meine Tochter hat gestern Morgen von einem Putzmittel getrunken. Kommen Sie rein, Commissario.« Marzolis herzlicher Empfang beruhigte Vincenzo. Vielleicht war der Kollege ja froh, jemanden zu haben, mit dem er in dieser Situation reden konnte.
    Sie setzten sich an den Esstisch in der großen Wohnküche. »Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen, bevor ich fürs Wochenende packe. Kann ich irgendetwas tun?«, erkundigte sich Vincenzo.
    »Vielen Dank, das ist nicht nötig. Meine Tochter ist noch in der Klinik. Meine Frau ist mit unseren beiden anderen Kindern bei ihr. Nachher fahre ich auch wieder hin.« Marzoli redete einfach drauflos, offenbar freute er sich über Vincenzos Interesse. »Sie haben Elisa den Magen ausgepumpt und behalten sie noch bis morgen zur Beobachtung da. Letzte Nacht haben wir kein Auge zugetan. Aber jetzt ist das Schlimmste überstanden.«
    Erleichtert fuhr Vincenzo weiter nach Sarnthein. Was Marzoli erzählt hatte, klang unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Wahrscheinlich waren das die Probleme, die Kinder so mit sich brachten.

17
     
    Samstag, 11. Juli
     
    »Sabine, hör endlich auf damit. Du weißt, wo ich war.«
    Seine Frau sah ihn wütend an. »Nein, weiß ich nicht. Du behauptest, bei Salvatore gewesen zu sein. Salvatore! Der würde jederzeit für dich lügen.«
    »Ich war bei Salvatore, ich habe dir erzählt, was für einen Ärger wir in der Firma haben. Wir müssen …« Weiter kam er nicht.
    Sie schrie ihn an: »Hör auf, mich anzulügen! Du gehst

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