Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
Vom Netzwerk:
entschuldigen Sie, Herr Kommissar, mein Kollege spricht leider nur Kölsch … äh, Kölner Dialekt. Ich bin Siegfried Baumeister, Kriminalhauptmeister. Sie interessieren sich für den Selbstmord von Professor Helmut Graf 1997, richtig? Wir haben die Akte jetzt hier.«
    »Stimmt. Vielen Dank, dass Sie zurückrufen, Signor Baumeister.«
    Der deutsche Kollege versprach, noch am selben Tag eine Kopie der Akte per Express zu schicken. In dem Telefonat erfuhr Vincenzo zwar die Rufnummer der Ehefrau des Professors, die Namen von Junghans, Mantinger und Gemini sagten Baumeister jedoch nichts. Ein Hinweis auf Schimmel fand sich hingegen in der Akte, in einem Vernehmungsprotokoll. Das war immerhin ein Ansatzpunkt. Vincenzo verließ sein Büro und machte sich auf den Weg zur Spurensicherung.
    Auf dem Weg dorthin dachte er amüsiert an sein Telefonat mit den Kölnern. Er hatte sich bei Siegfried Baumeister nach dem merkwürdigen Dialekt seines Kollegen erkundigt, und dieser hatte ihm versprochen, ihm eine CD mit Kölscher Musik in die Questura zu schicken, mit Liedern von BAP, den Bläck Fööss, Höhner oder Brings. Von den Gruppen hatte Vincenzo zwar noch nie gehört, aber er beschloss, sich das gesamte Werk in aller Ruhe anzuhören, das war er dem freundlichen Kriminalhauptmeister schuldig. Schien ein eigenes Völkchen zu sein, diese Kölner. Vielleicht sollte er mit Gianna mal dorthin fahren, sie mochte große Städte. Der Dom, die Rheinromantik, das würde ihr bestimmt gefallen.
    Er betrat Reiterers Büro. »Hallo, Commissario, setzen Sie sich. Sie kommen wegen der Adressen, stimmt’s?«
    »Ja, Signor Reiterer, ich will das schnellstmöglich überprüfen.«
    »Das hatte ich nicht anders erwartet. Gut, die Adressen können Sie haben. Die Fingerabdrücke dauern noch eine Weile.«
    Es war für die Kollegen ein Leichtes gewesen, die Handschriften in dem Gipfelbuch zu entziffern und die dazugehörigen Personen zu ermitteln. Bei dem Pärchen aus Bamberg handelte es sich um Holger und Ursula Bach, bei dem Italiener um Rinaldo Campitelli. Auch die anderen Namen waren komplett, allesamt mit Anschriften und Telefonnummern. Sobald Vincenzo wieder in seinem Büro war, griff er zum Telefon.
    »Bach.« Welch ein Glück, es war jemand zu Hause. Vincenzo stellte sich vor und erklärte den Grund seines Anrufs. Frau Bach war nicht im Geringsten misstrauisch, im Gegenteil, sie plauderte munter drauf los: »An den kann ich mich gut erinnern, Klaus hieß der, ein attraktiver Typ. Und so unterhaltsam. Er hat uns gleich zu einem Rotwein eingeladen. Wir haben mindestens eine halbe Stunde zusammengesessen.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Wir haben uns so gegen sieben an den Abstieg gemacht. Ein bisschen angeheitert, ehrlich gesagt.«
    »Da sind Sie aber in die Dunkelheit gekommen, oder?«
    »Nein, wir haben in der Flaggerschartenhütte übernachtet, sind am nächsten Tag noch auf das Tagewaldhorn gestiegen und erst dann wieder ins Tal.«
    Das war doch merkwürdig. Klaus Mantinger übernachtete mitten auf einem Gipfel, obwohl es ein paar Meter weiter unten eine behagliche Hütte gab, zu der er problemlos selbst spätabends noch hätte absteigen können, ohne auf seine vielbeschworenen Naturstimmungen zu verzichten. »Hat Ihnen dieser Klaus denn auch erzählt, was er um diese Zeit dort oben wollte und warum er nicht wie Sie zur Hütte abgestiegen ist?«
    »In aller Ausführlichkeit. Der ist süchtig, steigt fast jedes Wochenende auf irgendwelche Gipfel. Wenn das Wetter gut ist, übernachtet er draußen, wegen der Stimmungen. Man stellt sich solche Leute ja eigenbrötlerisch vor, kauzig. Klaus war das Gegenteil, offen, charmant, witzig. Und er hatte einen guten Zug, der ist bestimmt sofort eingeschlafen, nachdem wir weg waren.«
    »Ist Ihnen sonst noch jemand auf dem Gipfel begegnet?«
    »Ja, ein Italiener, Ronaldo oder so ähnlich, der kam kurz nach uns, wollte wie wir nur noch bis zur Flaggerschartenhütte. Wir sind zusammen mit dem Italiener dorthin abgestiegen.«
    Das hatte Vincenzo erwartet. Mantingers Alibi stimmte. Er rief die übrigen Nummern an und wurde durchweg bestätigt. Auch die Wanderer, die Mantinger im Abstieg am Samstagmorgen begegnet waren, konnten sich gut an »diesen sympathischen Burschen« erinnern, der ihnen den restlichen Anstieg so bildhaft hatte beschreiben können.
    Nachdenklich stellte sich Vincenzo vor seine Pinnwand und strich den Namen Mantinger aus dem Kreis der vier Verdächtigen. Er erstellte eine neue Rubrik

Weitere Kostenlose Bücher