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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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Kollege Siegfried Baumeister, unter dessen Nase ein gewaltiger Schnauzbart saß.
    Baumeister, der zwar einen Kölner Zungenschlag hatte, aber im Gegensatz zu seinem Partner keinen Dialekt sprach, erwiderte: »Nötig? Du hast ja gehört, was der Chef gesagt hat. Wir sollen für die italienische Polizei alles, wirklich alles zusammentragen, was wir über den alten Fall finden. Das ging damals um ein hohes Tier hier in Köln.«
    »Do bes jeck! Un doför soll ich mer do unge Asthma holle. Ald schlemm genog, dat mer noch immer nit mih Nüsele krige, ävver sich jetz och noch kapoddarbeide för de Italiäner, Jeck gangk!«
    »Jetzt komm schon, Detlef, jammer nicht so rum. So lang kann das nicht dauern, davon kriegst du nicht gleich Asthma.«
    Das Polizeiarchiv war alphabetisch sortiert und in die Fallklassen Tötungsdelikte, Sexualdelikte, Erpressung sowie Raubdelikte untergliedert. Es ging um Erpressung, und die umfasste lediglich eine einzige Reihe. Sie wurden schneller fündig als erwartet, die Akte war nicht mehr als ein dünner Schnellhefter.
    Erstaunt sagte Steiner: »Dat es jo su joot wie nix, kaum zo gläuve, dat et öm esu e hohes Dier gegange sin soll. Kumm, mer luuren uns dat ens aan. Un flöck hollen mer uns noch ene Kaffee un e Höönche.«
    Gestärkt durch Kaffee und Hörnchen hatten sie die Akte rasch gesichtet. Jemand hatte Professor Graf mit seiner kurzen Affäre mit einer Studentin namens Susanne Wohlfahrt erpresst. Im Abschiedsbrief des Professors stand, dass es nicht nur um Geld ging. Aber den Namen des Erpressers hatte er nicht genannt, weil er, wie er schrieb, seiner Frau nicht noch mehr Probleme bereiten wollte.
    »Alsu, dat sich einer ömbrängk, bloß weil hä en Studentin geböösch hät, kann ich nit verstonn. Wat es dann ald dobei?«
    »Meine Güte, Detlef, verstehst du denn nicht? Da ging es doch nicht um Moral, sondern darum, dass der Mann seinen Job und seinen guten Ruf verloren hätte. Ein Verhältnis mit einer Studentin kann sich kein Professor erlauben, das ist wie ein Lehrer mit einer Schülerin. Und dann wäre bestimmt auch seine Ehe zerbrochen. Da hat er sich lieber umgebracht.«
    »No jo, wann de meins. Ich rofe jetz ens de Kollege en Bozen aan un verzälle denne dat. Kaum zo gläuve, dat dat bessche Erpressung en Kölle, un dat och noch vör zehn Johr, jetz jet met enem Mord en Italie zo dun han soll.«
    Um elf Uhr klingelte es in der Zentrale der Questura di Bolzano. »Questura di Bolzano, Francesca Montani. Was kann ich für Sie tun?«
    »Detlef Steiner am Apparat. Tag, Kollegin, mir sin die vun der Kölsche Kripo. Dinge Kolleg, der Kommissär, äh Moment ens, ach jo, der Kommissär Bellini wollt vun uns aangerofe weede, wäge däm Selvsmord domols en Kölle.«
    »Wie bitte?« Die Beamtin in der Telefonzentrale starrte misstrauisch auf den Bildschirm vor sich, als könnte ihr die Kölner Telefonnummer, die dort stand, Auskunft geben über die merkwürdigen Laute aus dem Hörer.
    »Jo, der Kommissar Bellini, wäge däm Selvsmord. Kann ich dä spreche?«
    »Bellini?«
    »Jo, sag ich doch de ganze Zigg!«
    »Moment, äh, one moment please, I will connect you to the Commissario.«
    Detlef Steiner hörte eine Melodie in der Warteschleife. »Sag, Siggi, dat hät op eimol Englisch met mer geschwaadt. Versteihs de dat? Ich daach, die däte do noch Deutsch verstonn.«
    »Keine Ahnung. Aber der Kommissar kann doch bestimmt auch Deutsch.«
    Als sein Telefon klingelte, dachte Vincenzo gerade sorgenvoll über Marzoli nach, der auch am heutigen Morgen nicht in der Questura erschienen war. »Ja, bitte?«
    »Montani am Apparat. Ich habe ein Gespräch für Sie, aus Köln. Offenbar ein Ausländer, er spricht jedenfalls keine Sprache, die ich kenne. Vielleicht Holländisch? Oder irgendetwas Osteuropäisches? Ich habe es mit Englisch versucht.«
    »Klingt ja merkwürdig, stellen Sie durch.«
    »Bellini.«
    »Ah, Tag Kolleg, hee es der Detlef Steiner vun der Kripo Kölle. Mer sollte dich doch aanrofe, wann mer jet üvver dä Selvsmord erusgefunge han. No, mer han jetz hee die Ak vun domols.«
    »Verzeihung, was haben Sie gesagt? Äh, what did you say?«
    Kriminalhauptmeister Detlef Steiner hielt eine Hand vor die Sprechmuschel. »Sag, Siggi, die wollen uns för der Jeck halde. Die dun esu, als däte se mich nit verstonn.«
    »Detlef! Du redest ja auch Kölsch wie im tiefsten Ehrenfeld. Natürlich können die das nicht verstehen. Gib her.« Unsanft entriss Baumeister seinem Kollegen den Hörer.
    »Bitte

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