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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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zu irgendeinem Flittchen, das weiß ich genau! Also verkauf mich nicht für dumm. Ich bin dir schon lange nicht mehr gut genug. Für dich bin ich bloß noch eine kranke, bemitleidenswerte Frau, um die du dich dummerweise auch noch kümmern musst. So ist es doch, oder?«
    Schimmel hatte den Freitagabend tatsächlich bei Salvatore verbracht. Und es stimmte, sie hatten über die Vorfälle in der SSP gesprochen, genau genommen, hatte Salvatore darüber gesprochen. Allerdings war Schimmel danach keineswegs auf direktem Weg nach Hause gegangen. Sabine lag in jeder Beziehung richtig mit ihrer Vermutung. Salvatore würde ihr ohne mit der Wimper zu zucken bestätigen, ihr Mann sei bis ein Uhr morgens bei ihm gewesen.
    Dennoch war es eine bizarre Situation. Sabine reagierte nicht eifersüchtig, weil sie einen begründeten Verdacht hatte, sondern weil sie krank war, weil sie keinerlei Selbstwertgefühl mehr hatte. Deshalb wollte sie auch keinen Sex mehr. Und er selbst konnte sich nicht vorstellen, mit einer Frau zu schlafen, die mitten im Akt in Tränen ausbrach.
    Deshalb hatte er nicht gerade Widerstand geleistet, als ihn Laura vor drei Jahren nach einem seiner Vorträge angeflirtet hatte. Nicht, weil er so unwiderstehlich war, mit seinem Bauchansatz und seinem lichten, trotz aller Bemühungen stets etwas fettigen Haar, da machte er sich nichts vor. Es war sein beruflicher Erfolg, der sie anzog, seine Kontakte zu bedeutenden Kreisen. Sie hatte die Hoffnung, sich einen finanziell interessanten Fisch zu angeln. Das war ihm egal. Seitdem er Laura kannte, ging es ihm eindeutig besser.
    Salvatore war der einzige Mensch, dem er sich anvertraut hatte, er brauchte für solche Situationen einen Verbündeten. Und Salvatore hatte schon oft für ihn gelogen. So diskret, wie er im Job war, so zuverlässig war er auch privat. Gestern Abend war ihm sein Partner allerdings seltsam vorgekommen, so als würde er ihm etwas verheimlichen. Als sie über die Hintergründe der Morde geredet hatten, war es Schimmel, als ob Salvatore mehr wusste, als er sagen wollte. Er konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Aber jetzt ging es darum, zu verhindern, dass Sabine sich wieder in ihre Wahnvorstellungen hineinsteigerte.
    »Schatz, ruf bei Salvatore an und frag ihn. Ich war bis ein Uhr nachts bei ihm und bin dann zu Fuß nach Hause gegangen. Du solltest aber bedenken, dass du dich mit dieser offensichtlichen Kontrolle der Lächerlichkeit preisgibst. Es wäre besser, wenn du mir vertraust, so wie ich dir vertraue.«
    »Da kann ich nur lachen! Du weißt schließlich, dass ich niemals fremdgehen würde.«
    »Stimmt, und dasselbe gilt umgekehrt. Du weißt, dass ich dir niemals wehtun könnte.«
    Was er auch sagte, er konnte diesen zermürbenden Zyklus nicht unterbrechen, der darin gipfelte, dass sich Sabine weinend ins Badezimmer zurückzog. Das war die zweite Phase, erst die Aufregung, dann der depressive Zusammenbruch. Schließlich, nicht selten nach einer erhöhten Medikamentendosis, folgte der Übergang in eine phlegmatische Phase, die einige Stunden, aber auch mehrere Tagen andauern konnte.
    Wie gerne würde er fortgehen, doch er wusste, dass sich Sabine dann etwas antun würde. Er war für sie verantwortlich, das hatte sie richtig erkannt.

18
     
    Montag, 13. Juli
     
    Die Akte kam am späten Vormittag, auf die Kölner war anscheinend Verlass. Vincenzo hatte Marzoli gerade erklärt, warum Mantinger ab jetzt zu den Reserveverdächtigen zählte, jetzt öffnete er gespannt die Akte. Er fand einen knappen Bericht der Kölner Polizei darüber, wie der Professor in seiner Wohnung aufgefunden worden war. An dem Selbstmord hatte es nicht den Hauch eines Zweifels gegeben. Aufschlussreicher war der Abschiedsbrief.
    … ich hatte keine andere Wahl, Beate. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, aber gerade deshalb muss ich es tun. Ich habe dich mit einer Studentin betrogen. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Dann tauchte ein Erpresser auf, der uns beobachtet und fotografiert hat. Zuerst wollte er nur Geld, ein paar tausend Mark, ich habe sie ihm gegeben. Ich hatte gehofft, dass er irgendwann aufhört. Aber er wollte bald mehr als Geld, viel mehr. Ich habe getan, was er verlangt hat. Ich kann dir nicht sagen, worum es ging, es würde dich unnütz belasten und zwingen, trotz meines Ablebens noch bei der Polizei und im Ausschuss auszusagen. Aber wem wäre damit jetzt noch geholfen? Du bist finanziell bestens abgesichert …
 
    Marzoli blickte finster drein.

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