Das Monster von Bozen
ernst genommen!«
Baumeister seufzte. »Doch, Frau Graf, glauben Sie mir, meine Kollegen haben das durchaus ernst genommen. Aber es fanden sich einfach keine entsprechenden Hinweise.«
Um Baumeister in Schutz zu nehmen und die Wogen zu glätten, sagte Vincenzo: »Signora Graf, wir mussten auch feststellen, dass unser Mörder sehr gut darin ist, seine Spuren zu verwischen. Wenn ich die Protokolle richtig deute, haben Sie damals einen konkreten Verdacht geäußert, der sich nicht bestätigte. Stimmt das?«
»Hans-Georg Schimmel, dieses schleimige Etwas!«, sagte sie voller Abscheu. »Er ist permanent um meinen Mann herumscharwenzelt, und Helmut ist, ich muss es leider sagen, darauf hereingefallen. Schimmel war mit seiner Hilfe schon im Grundstudium als Dozent tätig. Später durfte er unter dem Namen meines Mannes sogar Seminare für Manager und Unternehmer ausrichten. Was meinen Sie, was der Schnösel dabei verdient hat, und das nur, weil er angeblich bei seinem Vater ein paar Praktika gemacht hat? Dass ich nicht lache. Und ganz nebenbei soll er noch ein Prädikatsexamen abgelegt haben? Niemals.«
Damit waren sie an dem Punkt angelangt, um den es ihnen in diesem Gespräch vorrangig ging. »Konkret gefragt, Signora Graf: Sie glauben, dass Schimmel Ihren Mann im Sinne guter Noten erpresst hat?«
»Davon bin ich überzeugt. Aber mir glaubt ja niemand. Und jetzt treibt dieses Schwein sein Unwesen in Südtirol?«
»Wir wissen noch nicht, wer der Mörder ist. Sagen Ihnen die Namen Salvatore Gemini, Klaus Mantinger und Franz Junghans etwas?«
»Das waren Studenten bei meinem Mann. Das heißt, halt! Dieser Gemini war schon älter, in Schimmels Alter, und auch kein Student in Köln. Er hat ein Seminar von Schimmel besucht, wenn ich mich recht erinnere. Die sind mittlerweile doch Partner! Das hat mir mein Mann noch erzählt. So etwas passt zu Schimmel. Erst setzt er sich bei meinem Mann ins gemachte Nest und dann bei diesem Gemini.«
Viel mehr konnte ihnen Frau Graf nicht berichten. Blieb noch eine letzte Station: die Universität. Vielleicht würden sie dort mehr über das Verhältnis zwischen Hans-Georg Schimmel und Professor Graf herausfinden. Pat und Patachon brachten sie zum Rektorat und baten einen der Prorektoren, die beiden Italiener zu begleiten und ihnen alle gewünschten Kontakte herzustellen.
Steiner verabschiedete sich: »Jo dann, vill Glöck, Junge. Hät jo noch nit so viel gebracht bes jetz. No jo, immerhin habt ihr jo ene Verdächtige.«
»Wir holen euch dann um sieben Uhr am Hotel ab«, fügte Baumeister verständlicher hinzu. »Und dann geht’s zum Abschied ins Brauhaus Päffgen.«
Vincenzo wandte sich schmunzelnd dem Prorektor zu. Sie wollten zunächst mit den noch aktiven Professoren sprechen, die damals Kollegen von Graf waren. Es waren nur noch zwei: Wilfried Ackermann, Professor für Marketing bei den Wirtschaftswissenschaftlern, und der Jurist Professor Joachim Gerhardt. Während ihnen Gerhardt nicht mehr berichten konnte, als dass er sich noch an diesen tragischen Fall erinnerte, hatten sie bei Ackermann mehr Glück.
»Traurige Geschichte. Wir waren befreundet, beide im Karneval aktiv und haben zusammen Golf gespielt. Ich habe schon einige Zeit vor dem Selbstmord gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. Helmut war irgendwie in sich gekehrt, das war auffällig, weil er eine kölsche Frohnatur war. Ich habe ihn mehrfach darauf angesprochen, und nach einer Golfpartie hat er mir dann im Clubhaus davon erzählt. Ich hatte den Eindruck, dass es für ihn wie eine Erlösung war, sich endlich jemandem anvertrauen zu können. Er hat keine Namen genannt, lediglich beteuert, dass es nur noch darum gehe, Beate zu schützen. Ich habe ihm Hilfe angeboten, aber er hat abgewunken. Als ich dann von seinem Freitod erfahren habe, war ich ziemlich niedergeschlagen. Bis heute frage ich mich, ob ich irgendwas hätte merken müssen, ob ich es hätte verhindern können! Er war so ein feiner Kerl.«
»Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen, nachdem Ihr Freund Ihnen seine Geschichte erzählt hatte?«
Ackermann sah den Commissario empört an. »Na hören Sie mal, ich konnte doch nicht hinter Helmuts Rücken petzen!«
»Das ist verständlich. Aber nach seinem Tod hätten Sie sich doch an die Polizei wenden können? Es findet sich kein entsprechender Hinweis in den Protokollen«
»Ich habe das der Polizei erzählt, aber meine Informationen waren anscheinend nicht wichtig genug.« Das passte zu Beate Grafs
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