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Das Monster von Bozen

Das Monster von Bozen

Titel: Das Monster von Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rüth
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Das war für sie die Erklärung, warum ihr Mann sich so rührend um diesen Studenten kümmerte: Er wurde von ihm erpresst.«
    Zaghaft nippte Vincenzo an seinem zweiten Kölsch, wohingegen Werner den Nachschub schon wieder weitgehend vernichtet hatte. »Wir haben Ihr Vernehmungsprotokoll gelesen, Signor Werner. Können Sie sich an irgendetwas erinnern, das vielleicht nicht im Protokoll steht?«
    »Nein, tut mir leid, Herr Bellini. Schimmel sagte aus, dass er nichts mit dieser Erpressung zu tun habe. Der Professor habe ihn gefördert, weil er von Schimmels Fähigkeiten überzeugt war. Wir hatten keinen Grund, das anzuzweifeln, und konnten ihm vor allem nichts Gegenteiliges nachweisen. Außerdem, es war Erpressung, kein Mord. Ich meine, Professor Graf hätte jederzeit zur Polizei gehen und seinen Erpresser anzeigen können. Wenn das überhaupt ein bisschen hochgekocht wurde, dann bloß, weil der Professor für Köln eine gewisse Bedeutung hatte.«
    Nachdem Hermann die nächste Runde gebracht hatte, den Blick missbilligend auf die noch fast vollen Kölschstangen der Italiener gerichtet, konnte Vincenzo fortfahren. »Haben Sie denn nicht im Umfeld der Universität ermittelt? Zum Beispiel bei anderen Studenten und bei Susanne Wohlfahrt, der Geliebten des Professors? Wir haben nichts von ihr in der Akte gefunden.«
    »Mit Susanne Wohlfahrt habe ich damals telefoniert. Die war zu diesem Zeitpunkt auf Fuerteventura. Einmal habe sie mit Professor Graf geschlafen, bestätigte sie. Sie waren ziemlich angeheitert, dann ist es einfach passiert. Frau Wohlfahrt wusste nichts von einer Erpressung und war schockiert, als ich ihr von dem Selbstmord erzählte. Da es völlig ergebnislos war, habe ich das Telefonat erst gar nicht im Protokoll vermerkt. Ich meine, warum komplizierter als nötig?«
    Es wurde ein wenig erhellender, aber unterhaltsamer Abend mit Pat und Patachon und, wie sich herausstellte, einem Hannoveraner, der der Liebe wegen vor mehr als vierzig Jahren nach Köln gezogen war. Köbes Hermann verabschiedete sie mit seiner persönlichen Einschätzung, dass Italiener offensichtlich nicht viel vertragen könnten.
    ***
     
    »Warum sollte deine Frau nicht bei ihrer Freundin sein?«
    »Die ist in letzter Zeit ganz komisch zu mir, die will mich verlassen, wegen dem ganzen Mist hier, nicht wahr. Bestimmt hat sie einen anderen.«
    »Blödsinn! Du bist und bleibst ein neurotischer Spinner. Konzentrier dich lieber auf das, was wichtig ist! Momentan ist Geld wichtig, also habe ich beschlossen, das Risiko einzugehen und trotz polizeilicher Ermittlungen am Freitag nach Liechtenstein zu fahren. Ich hole Bares, ich werde schließlich nicht beschattet. Weil ich fair bin, werde ich dir auch deinen Anteil mitbringen. Kannst du sicherlich gut gebrauchen, oder?«
    »Das ist eine gute Nachricht! Seit Wochen lässt du mich zappeln, nicht wahr. Wie viel gibt es denn?«
    »Für jeden fünfzigtausend, wie immer bar und steuerfrei.«
    »Sensationell! Das passt mir bestens, nicht wahr.«
    »Siehst du, das dachte ich mir. Bist du am Wochenende zu Hause?«
    »Ich habe nichts vor.«
    »Gut, ich werde am Samstag oder Sonntag zu dir kommen, aber erst, wenn es dunkel wird. Ich will nicht gesehen werden. Kein Risiko. Du wirst jeweils ab neun zu Hause sein, verstanden? Und halt bloß die Klappe, kein Wort zu irgendjemandem.«
    »Klasse, ich bin auf jeden Fall hier. Wir können das mit einem Brunello begießen, nicht wahr.«
    »Gerne! Also, bis zum Wochenende.«
    Er legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten, und sah kopfschüttelnd auf sein Handy. Was für ein Einfaltspinsel. Hatte der immer noch nicht kapiert, dass keine Frau es auf Dauer mit ihm aushalten konnte? Dieses fette, dämliche Schwein. Und mit Brunello begießen. Als ob er nicht Besseres zu tun hätte, als mit Wichten zu saufen. Ein klassischer Fall von Selbstüberschätzung.
    Egal. Der Fall näherte sich seinem Ende, spätestens am Dienstag würde die Polizei ihren Mörder verhaften. Dann konnte er ohne Stress nach Vaduz fahren, um ein paar größere Überweisungen zu tätigen.
    Er hatte sich in der Zwischenzeit endgültig entschieden. Es würde ein Aston Martin werden, ein Vanquish S, 528 PS, 320 Spitze, zeitlos elegantes Design. Zwanzig Liter Verbrauch, bei seinem Fahrstil bestimmt noch einiges mehr, aber was kümmerte ihn das. Der Aston Martin spiegelte exakt seine Persönlichkeit wider: elegant, dabei nicht protzig, zugleich geschmeidig, sportlich, formvollendet schön – kurzum, perfekt.

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