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Das Monster von Moskau

Das Monster von Moskau

Titel: Das Monster von Moskau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überrascht, als ich plötzlich Karina’s Stimme hörte. »John, was ist dort los?«
    »Das sage ich dir gleich.«
    »Schlimm?«
    »Ja.«
    »Du kannst ruhig reden. Wanja versteht uns nicht.«
    »Gut. Ich habe den Popen gefunden. Er ist tot.« Mehr erklärte ich ihr nicht.
    Unsere Stimmen hatten innerhalb der kleinen Kirche stets ein Echo bekommen. Das blieb auch bestehen, als Karina aufstöhnte. Ich verstand ihre Reaktion. Bisher hatte sie gehofft, dass es keine weiteren Taten gab, doch nun war diese Hoffnung zusammengebrochen.
    »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen müsste?«
    »Nein. Bleib du bei dem Mädchen. Ich komme wieder zu euch. Kozak ist in der Nähe, das spüre ich.«
    »Gut.«
    Ich wollte mir noch den Altar näher anschauen. Es war durchaus möglich, dass dieser Teufel ihn in einem rasenden Anfall von Wut zerstört hatte. So weit kam ich nicht. Die Leiche hatte ich passiert, als mich Karina’s Ruf erreichte.
    »John, du musst kommen!«
    Ich drehte mich um. »Was ist?«
    »Ich glaube, dass die Geister im Anmarsch sind...«
    ***
    Ich hatte damit gerechnet. Doch jetzt, als es Wirklichkeit zu werden schien, schoss mir schon das Blut in den Kopf.
    »Seht ihr auch etwas?«
    »Nein, es ist nur was zu hören.«
    »Okay, ich komme zu euch.«
    Die Lampe schaltete ich erst aus, als ich an der Tür stand.
    Karina und Wanja hielten sich auf der Schwelle auf. Als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie in die Kirche gehen oder draußen stehen bleiben wollten.
    Bei Wanja war die Furcht oder die Besorgnis zu spüren. Sie hielt noch immer Karina’s Hand fest und hatte sich dabei gegen ihren Körper gedrückt. Ich ging an den beiden vorbei, warf einen Blick ins Freie, wo sich aber nichts verändert hatte.
    Karina, die mich beobachtet hatte, sagte mit leiser Stimme: »Du kannst sie nicht sehen.«
    »Nur hören?«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    »Es sind ungewöhnliche Stimmen«, flüsterte sie. »Man kann sie mit denen von Menschen nicht vergleichen. Du wirst auch nichts verstehen können, denn es ist auch kein Flüstern.«
    »Was dann?«
    »Es ist schwer zu erklären. Kann sein, dass man es mit einem Zwitschern vergleichen muss. Zudem in einer recht hohen Tonlage und manchmal schrill.«
    Auch wenn ich die Stimmen bisher nicht gehört hatte, war ich davon überzeugt, dass mir Karina keinen Bären aufbinden wollte. Um endgültige Gewissheit zu bekommen, entfernte ich mich von der offenen Eingangstür und blieb in dieser neuen Stille stehen.
    Zunächst fiel mir auf, dass der Wind eingeschlafen war, als hätten ihm dies die Geister befohlen. Meine Blickrichtung galt dem Friedhof. Meiner Meinung nach konnten sie nur von dort kommen, aber auch in den Lücken zwischen den dunklen Bäumen bewegte sich nichts.
    Half mein Kreuz vielleicht? Konnte es zu einem Verstärker werden? Es befand sich in meiner Seitentasche. Ob es gelenkt oder Zufall war, auf alle Fälle nahm ich die Veränderung wahr, als ich mit meinen Fingern über das Metall glitt.
    Ja, jetzt hörte auch ich die Stimmen!
    Es war für mich schon etwas Besonderes, dass die herrschende Stille auf eine derartige Art und Weise unterbrochen wurde. Zudem hatte Karina mit ihrer Beschreibung nicht falsch gelegen. Was da mein Ohr erreichte, konnte nur mit viel gutem Willen als Stimmen bezeichnet werden. Ich hörte links und rechts ein seltsames hohes Zwitschern, und ich war sehr schnell der Meinung, dass die Stimmen wirklich von allen Seiten auf mich eindrangen.
    Nur war niemand zu sehen, dem diese Stimmen gehört hätten. Geister sind unsichtbar, so sagt man, und genau das erlebte ich in diesen langen Augenblicken.
    Sie waren also gekommen, um Buße für ihre Sünden zu tun. Möglicherweise befand sich der Pope mitten unter ihnen. Was nun stimmte oder nicht, das konnte ich nicht sagen. Ich musste abwarten und darauf hoffen, dass die Geister nur so etwas wie eine Vorhut waren, um das Monster zu locken.
    Und dann entdeckte ich doch etwas.
    Noch von der Kirche ein Stück entfernt bewegte sich ein nebliger Fleck durch die Dunkelheit der Nacht. Er sah fast so grau aus wie die zahlreichen Schneeflecken, die sich noch in der Umgebung befanden.
    Es war kein Schnee!
    Es war das Ektoplasma – es war der Geist!
    Ich blieb bewegungslos auf dem Fleck stehen, den Blick einzig und allein gegen den herankommenden Geist gerichtet, von dem kein einziges Geräusch ausging. Er war still wie ein Grab, aber er kam der Kirche näher und näher.
    Nicht nur ich hatte ihn gesehen. Karina und Wanja

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