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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bin mir nicht sicher, ob tatsächlich so etwas vor sich geht. Es gibt einen Roman mit dem Titel Der Hauch des Drachen von einem Mann namens Peter Straub – hast du ihn gelesen?«
    Gardener schüttelte den Kopf.
    »In dieser Geschichte wird eine Chemikalie im Experimentierstadium in die Atmosphäre gesaugt und geht über einer Vorstadt in Connecticut nieder. Dieser Stoff ist wirklich ein Gift – eine Art Wahnsinnsgas. Menschen kämpfen
grundlos miteinander, ein Bursche beschließt, sein ganzes Haus, einschließlich der Fenster, rosa zu streichen, eine Frau joggt, bis sie tot mit einem massiven Herzanfall zusammenbricht, und so weiter.
    Und dann gibt es noch einen Roman – er hat den Titel Die Macht des Geistes, und geschrieben hat ihn …« Anderson runzelte nachdenklich die Stirn. Ihre Hand griff wieder rechts am Schaukelstuhl hinab und kam wieder hoch. »Er heißt so wie ich. Anderson. Poul Anderson. Darin zieht die Erde durch den Schweif eines Kometen, und ein Teil des Niederschlags macht die Tiere klüger. Das Buch fängt damit an, dass sich ein Kaninchen buchstäblich durch Überlegen aus einer Falle befreit.«
    »Klüger«, wiederholte Gardener.
    »Ja. Wenn man einen IQ von 120 hatte, als die Erde durch den Kometen zog, dann hat man nachher einen IQ von 180. Kapiert?«
    »Allumfassende Intelligenz?«
    »Ja.«
    »Aber vorhin hast du den Ausdruck inselbegabt gebraucht. Das ist das genaue Gegenteil von allumfassender Intelligenz, oder nicht? Es ist eine Art von … von einzelnem Hügel. «
    Anderson tat das mit einer Handbewegung ab. »Ist nicht so wichtig«, sagte sie.
    Während er nun im Bett lag und langsam eindöste, fragte sich Gardener, ob es wirklich nicht so wichtig war.
    13
    In dieser Nacht hatte er einen Traum. Er war sehr einfach. Er stand im Dunkeln vor dem Schuppen zwischen dem Haus und dem Garten. Links von ihm befand sich die dunkle Silhouette des Tomcat. Er dachte genau das, was er heute Abend gedacht hatte – dass er umkehren und in eines der Fenster sehen würde. Und was würde er sehen? Nun, natürlich die Tommyknockers. Aber er hatte keine Angst. Statt Angst verspürte er Freude, erleichtertes Entzücken. Denn die Tommyknockers waren keine Monster oder Kannibalen; sie waren wie die Elfen im Märchen vom guten Schuster. Er würde durch das schmutzige Schuppenfenster sehen wie ein freudiges Kind in einer Illustration von »The Night Before Christmas« (und was war Santa Claus, dieser fröhliche alte Elf, denn anderes als ein großer alter Tommyknocker im roten Anzug?), und er würde sie sehen, wie sie lachend und schwatzend an einem langen Tisch saßen und Stromgeneratoren und fliegende Skateboards und Fernsehgeräte zusammenbauten, mit denen man statt gewöhnlicher Filme Gedankenfilme sehen konnte.
    Er stromerte zum Schuppen herüber, und plötzlich war er vom gleichen Leuchten erfüllt, das er in Bobbis Schreibmaschine gesehen hatte – es war, als hätte sich der Schuppen in eine bizarre Kürbislaterne verwandelt, aber dieses Licht war nicht freundlich gelb, sondern grässlich, verdorben grün. Es drang zwischen den Brettern hervor, ergoss sich aus Astlöchern und tätowierte böse Katzenaugen auf den Boden, erhellte die Fenster. Und jetzt hatte er Angst, denn keine freundlichen kleinen Außerirdischen aus dem All erzeugten so ein Licht; wenn Krebs eine Farbe hätte, dann wäre es die, die sich aus jedem Spalt, jeder Ritze,
jedem Astloch und jedem Fenster von Bobbi Andersons Schuppen ergoss.
    Aber er ging näher heran, denn in Träumen kann man meistens nicht anders. Er ging näher heran und wollte nichts mehr sehen, ebenso wenig wie ein Kind am Weihnachtsabend aus seinem Zimmerfenster hinausschauen und den Santa Claus sehen möchte, wie er einmal quer über die schneebedeckte Dachschräge stapft und in jeder Hand einen abgeschnittenen Kopf hält, während das Blut der zerfetzten Hälse in der Kälte dampft.
    Bitte nicht, bitte nicht …
    Aber er ging näher, und als er den grünen Dunst betrat, strömte Rockmusik wie eine lähmende, sein Gehirn zerfetzende Flut in seinen Kopf. Es waren George Thorogood and the Destroyers, und er wusste, wenn George anfing, seine Slide-Guitar zu spielen, würde sein Kopf einen Augenblick unter tödlichen Harmonien vibrieren und dann einfach zerspringen wie die Wassergläser in dem Haus, von dem er Bobbi einst erzählt hatte.
    Das war nicht wichtig. Die Angst war wichtig, das war alles – die Angst vor den Tommyknockers in Bobbis Schuppen. Er spürte sie,

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