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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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war Monster der größte Polizist der State Police in Neuengland. Außer Mord (und vielleicht selbst das) hätte Monster für Ralphs Witwe alles getan.
    Zwei Tage später fuhren sie erneut zum Haus der Haneys. Monster hatte seinen freien Tag und trug Zivil. Iva
Haney war auf der Arbeit. Bethie war in der Schule. Richard war natürlich immer noch im Krankenhaus. Elmer Haney, der natürlich immer noch arbeitslos war, saß auf der Veranda, eine Flasche Miller Lite in einer und die neueste Ausgabe von Hot Talk in der anderen Hand. Ruth und Monster Dugan blieben ungefähr eine Stunde lang bei ihm. Während dieser Stunde hatte Elmer Haney eine ganz außerordentliche Pechsträhne. Diejenigen, die sahen, wie er an diesem Abend die Stadt verließ, sagten, er hätte ausgesehen, als wäre er in eine Häckselmaschine gefallen, aber der Einzige, der sich getraute zu fragen, was wirklich geschehen war, war der alte John Harley selbst.
    »Ich schwöre«, sagte Ruth, »Das war das allerverflixteste Ding, das ich je gesehen habe. Während wir ihn davon zu überzeugen versuchten, dass seine Stiefkinder vielleicht glücklicher dran wären, wenn er verschwände, wollte er duschen. Während wir mit ihm sprachen! Und stellen Sie sich vor, in der Badewanne ist er dann gestürzt. Dann hat er sich am Herd den Arm verbrannt und ist auf dem Linoleum ausgerutscht, als er zurückwich! Daraufhin beschloss er, dass er frische Luft brauchte, daher ging er nach draußen und trat auf denselben Rechen, auf den vor zwei Monaten die kleine Bethie Jorgenson getreten ist, und da hat er beschlossen, zu packen und zu verschwinden. Ich glaube, damit hatte er recht, der arme Mann. Anderswo wird er glücklicher leben.«
    5
    Sie war wirklich der Mensch, den man am ehesten als »Herz der Stadt« bezeichnen konnte, und vielleicht war sie deshalb eine der Ersten, der die Veränderungen auffielen.
    Es begann mit Kopfschmerzen und schlechten Träumen.
    Die Kopfschmerzen begannen im Monat Juli. Manchmal waren sie so schwach, dass sie sie kaum bemerkte. Dann schwollen sie ohne Vorwarnung zu einem lauten, pochenden Rhythmus hinter ihrer Stirn an. In der Nacht des 4. Juli waren sie so schlimm, dass sie Christina McKeen anrief, mit der sie zum Feuerwerk nach Bangor hatte fahren wollen, und absagte.
    Als sie an diesem Abend zu Bett ging, war es draußen noch hell, aber als sie endlich einschlafen konnte, war es dunkel geworden. Sie nahm an, dass die Hitze und die Feuchtigkeit sie wach hielten – sie hielt in dieser Nacht vermutlich viele Leute in Neuengland wach, und dies war nicht die erste Nacht, in der solches Wetter herrschte. Es war einer der ruhigsten, heißesten Sommer seit Menschengedenken.
    Sie träumte von Feuerwerk.
    Aber dieses Feuerwerk war nicht rot und weiß und leuchtend orange, sondern durchgängig von einem stumpfen, grässlichen Grün. Es explodierte in Lichtgarben am Himmel … aber anstatt zu erlöschen, sickerten die seesternförmigen Formen am Himmel ineinander und wurden zu riesigen Geschwüren.
    Sie sah sich um und erblickte Leute, die sie ihr ganzes Leben lang gekannt hatte – Harleys und Crenshaws und Browns und Duplisseys und Andersons und Clarendons –, die mit Gesichtern von faulig schlammgrüner Farbe zum Himmel starrten. Sie standen vor der Post, dem Drugstore,
dem Junque-A-Torium, dem Haven Lunch, der Northern National Bank; sie standen vor der Schule und vor der Shell-Tankstelle, ihre Augen füllte grünes Feuer, ihre Münder standen idiotisch offen.
    Ihre Zähne fielen ihnen aus.
    Justin Hurd drehte sich grinsend zu ihr um, die zurückgezogenen Lippen entblößten rosa Zahnfleisch. Im verrückten Licht ihres Traums sah der Speichel auf diesem Zahnfleisch wie Rotz aus.
    »Ischt toll«, lispelte Justin, und sie dachte: Mach, dass du fortkommst! Sie müssen alle sofort aus der Stadt heraus! Wenn sie es nicht tun, dann werden sie auf die gleiche Weise sterben wie Ralph!
    Jetzt kam Justin auf sie zu, und sie sah mit zunehmendem Entsetzen, dass sich sein Gesicht veränderte und schrumpelte – es wurde zu dem prallen, genähten Gesicht von Lumpkin, ihrer Vogelscheuchenpuppe. Sie sah sich hektisch um und stellte fest, dass sich alle in Puppen verwandelt hatten. Mabel Noyes drehte sich um und sah sie an, und Mabels blaue Augen waren so berechnend und habgierig wie immer, aber ihre Lippen waren zum Amorsbogenlächeln einer Porzellanpuppe verzogen.
    »Tommyknockersch«, lispelte Mabel mit dröhnender, hallender Stimme, und Ruth erwachte

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