Das Monstrum
im Haven Lunch die Geschichte einem faszinierten Publikum erzählte, sagte er, er hätte daran gedacht, ins Haus zurückzugehen und die Polizistin anzurufen … aber dann war ihm klar geworden, dass wahrscheinlich sie den Schuss abgefeuert hatte.
Stattdessen blieb Albion neben seinem Briefkasten stehen und wartete, wie sich die Dinge entwickeln würden. Etwa fünf Minuten nachdem die Motorsäge verstummt war, fuhr Ruth McCausland in die Stadt zurück. Fünf Minuten danach fuhr Del Cullum mit seinem Pick-up vorbei. Seine abgehärmte Frau saß auf dem Beifahrersitz. Auf der Lastfläche befanden sich ein paar Kartons mit Geschirr und Kleidung und eine alte Matratze. Delbert und Maggie Cullum wurden nie wieder in Haven gesehen. Die drei Mädchen der Cullums, die über achtzehn waren, gingen nach Derry und Bangor zur Arbeit. Die drei minderjährigen wurden in Waisenhäuser gebracht. Die meisten Bewohner von Haven waren froh, dass die Familie Cullum zerschlagen worden war. Sie hatte dort am Ende der Ridge Road wie giftige Pilze in einem dunklen Keller gewuchert. Man spekulierte darüber, was Ruth getan hatte, und wie sie es getan hatte, aber Ruth erzählte es nie.
Und die Cullums waren nicht die Einzigen, die Ruth McCausland,
ergrauend, schlank, einen Meter sechsundfünfzig groß und hundertfünfundzwanzig Pfund schwer, entweder aus der Stadt vertrieb oder im Laufe der Jahre einsperren ließ. Da waren zum Beispiel die Hasch rauchenden Hippies, die eine Meile östlich von der alten Frank-Garrick-Farm einzogen. Diese wertlosen, von Filzläusen wimmelnden Ausreden für Menschen kamen in einem Monat und wurden im nächsten durch Ruths Stiefel der Größe sechsunddreißig wieder hinausbefördert. Franks Nichte, die die Bücher schrieb, rauchte wahrscheinlich auch von Zeit zu Zeit etwas Hasch, glaubte man in der Stadt (in der Stadt glaubte man, dass alle Schriftsteller Hasch rauchen, übermäßig trinken oder ihre Abende mit Sex in außergewöhnlichen Stellungen verbringen), aber sie handelte nicht damit, und die Hippies weiter unten an der Straße hatten genau das getan.
Dann waren da die Jorgensons an der Miller Bog Road. Benny Jorgenson erlag einem Herzschlag, und Iva heiratete drei Jahre später wieder und wurde Iva Haney. Nicht lange danach begann es, dass ihr siebenjähriger Sohn und ihre fünfjährige Tochter Unfälle im Haushalt hatten. Der Junge stürzte, als er aus der Badewanne stieg; das Mädchen verbrannte sich den Arm am Herd. Dann rutschte der Junge auf dem feuchten Küchenboden aus und brach sich den Arm, das Mädchen trat auf einen halb im Laub verborgenen Rechen, dessen Stiel hochschnellte und sie auf die Stirn traf. Zu schlechter Letzt stürzte der Junge beim Brennholzholen die Kellertreppe hinab und holte sich einen Schädelbruch. Eine Weile sah es so aus, als würde er nicht durchkommen. Wahrhaftig eine Pechsträhne.
Ruth kam zu der Überzeugung, dass die Pechsträhne im Haus der Haneys lange genug gedauert hatte.
Sie fuhr mit ihrem alten Dodge Dart hinaus und traf
Elmer Haney auf der Veranda; er trank eine Flasche Miller Lite, bohrte in der Nase und las die Zeitschrift Soldier of Fortune. Ruth deutete Elmer an, dass er das Pech in Ivas Haus war, ganz besonders für Bethie und Richard Jorgenson. Ihr war schon aufgefallen, sagte sie, dass manche Stiefväter ein großes Pech für ihre Stiefkinder waren. Sie sagte, die Pechsträhne würde möglicherweise sehr rasch aufhören, wenn Elmer Haney die Stadt verließ. Ziemlich bald. Noch vor Ende der Woche.
»Mir machen Sie keine Angst«, sagte Elmer Haney gelassen. »Dies ist jetzt mein Haus. Und Sie verschwinden besser, bevor ich Ihnen mit einem Scheit Feuerholz den Schädel einschlage, Sie aufdringliche Schlampe.«
»Denken Sie darüber nach«, sagte Ruth lächelnd.
Diesmal hatte Joe Paulson am Briefkasten gestanden und alles mit angehört – Elmer hatte die Stimme erhoben gehabt, und Joe hörte recht gut. Joe erzählte später im Haven Lunch, dass er am Briefkasten gestanden und Post sortiert hatte, und irgendwie hatte er sie einfach nicht richtig sortieren können, bevor die Unterhaltung zu Ende war.
»Woher weißt du dann, dass sie gelächelt hat?«, hatte Elt Barker gefragt.
»Habe ich ihrer Stimme angehört«, hatte Joe darauf geantwortet.
Später am selben Tag war Ruth zum Gebäude der State Police in Derry gefahren und hatte mit Butch »Monster« Dugan gesprochen. Mit seiner Größe von eins neunzig und zweihundertundachtzig Pfund Lebendgewicht
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