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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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McKeens Gesicht.
    »Natürlich, Ruth«, sagte er. »Wenn Sie meinen, dass die State Police eingeschaltet werden sollte, dann tun Sie es. Wir vertrauen Ihrem Urteil, nicht?«
    Die anderen stimmten zu.
    Das Wetter hatte sich verändert, der Wind wehte, und am Mittwochnachmittag leitete die State Police die Suche nach David Brown.
    8
    Am Freitag begriff Ruth McCausland, dass Mittwoch und Donnerstag nichts weiter als eine trügerische Pause in einem fortlaufenden Prozess gewesen waren. Sie wurde unablässig in einen fremdartigen Wahnsinn getrieben.

    Ein schwacher Teil ihres Verstandes erkannte diese Tatsache und beklagte sie … konnte sie aber nicht aufhalten. Er konnte nur hoffen, dass die Stimmen ihrer Puppen neben Wahnsinn auch einen Teil Wahrheit verkündeten.
    Wie außerhalb ihrer selbst stehend beobachtete sie, wie ihre Hände ein scharfes Küchenmesser ergriffen – dasjenige, das sie zum Ausnehmen von Fischen verwendete – und aus der Schublade zogen. Sie nahm es mit nach oben ins Schulzimmer.
    Das Schulzimmer glühte in fauligem grünem Licht. Tommyknocker-Licht. So nannte sie mittlerweile jeder in der Stadt, und das war ein guter Name, nicht? Ja. So gut wie jeder andere. Die Tommyknockers.
    Gib ein Signal. Mehr kannst du nicht tun. Sie möchten dich loswerden, Ruth. Sie lieben dich, Ruth, aber ihre Liebe ist mörderisch geworden. Ich glaube, man könnte eine verdrehte Art von Respekt darin sehen. Weil sie immer noch Angst vor dir haben. Auch jetzt noch, wo du fast schon so verrückt bist wie alle anderen auch, haben sie Angst vor dir. Vielleicht wird jemand das Signal hören … hören … sehen … verstehen.
    9
    Jetzt befand sich eine linkische Zeichnung vom Uhrturm des Rathauses auf ihrer Tafel … die Kritzelei eines Erstklässlers.
    Ruth war nicht imstande, an den Puppen im Schulzimmer zu arbeiten, nicht in diesem grässlich wabernden und pulsierenden Licht. Sie trug sie eine nach der anderen ins Arbeitszimmer ihres Mannes und schlitzte ihre Leiber auf
wie eine Chirurgin – der französischen Madame, dem Clown aus dem 19. Jahrhundert, der Kewpie-Puppe, einer nach der anderen.
    Dann schob sie in jede ein kleines Gerät ein, das sie aus Babyzellen, Drähten, Elektronikteilen von Taschenrechnern und den Pappröhren von Klopapierrollen hergestellt hatte. Die Schnitte nähte sie rasch mit starkem schwarzem Faden wieder zu. Je länger die Reihe der nackten Puppen auf dem Schreibtisch ihres Mannes wurde, desto mehr glichen sie toten Kindern, vielleicht Opfern einer grausamen Massenvergiftung, die nach ihrem Tod ausgezogen und beraubt worden waren.
    In jeder zugenähten Öffnung war ein Stück ausgespart, sodass die Klopapierrollen wie seltsame Teleskope herausragen konnten. Obwohl sie nur aus Pappe bestanden, würden die Rollen dazu dienen, die Energie zu kanalisieren, wenn sie erzeugt wurde. Sie hatte keine Ahnung, woher sie das wusste oder woher sie überhaupt wusste, wie man diese Geräte herstellte … das Wissen schien ihr aus der Luft zugeflogen zu sein. Aus derselben Luft, in die sich David Brown
    (ist auf Altair-4)
    aufgelöst hatte.
    Wenn sie das Messer in ihre plumpen, wehrlosen Körper stieß, puffte grünes Licht heraus.
    Ich
    (sende ein Signal)
    ermorde die einzigen Kinder, die ich jemals hatte.
    Das Signal. Denk an das Signal. Nicht an die Kinder.
    Mit Verlängerungskabeln verband sie die Puppen fein säuberlich zu einer Kette. Von den letzten acht Zentimetern dieser Kabel hatte sie die Isolierung entfernt und das glänzende Kupfer in einen M-16-Feuerwerkskracher gebohrt,
den sie, etwa eine Woche bevor dieser Wahnsinn begann, Beach Jernigans vierzehnjährigem Sohn Hump (der so genannt wurde, weil eine seiner Schultern etwas höher war als die andere) abgenommen hatte. Einen Augenblick sah sie voller Zweifel in ihr Schulzimmer mit seinen jetzt leeren Bänken. Es fiel genügend Licht durch den Türbogen ein, sodass sie auf der Tafel die Zeichnung des Uhrturms erkennen konnte. Sie selbst hatte sie während einer ihrer Phasen der Geistesabwesenheit, die immer länger zu werden schienen, gemacht.
    Die Zeiger der Uhr auf der Zeichnung standen auf drei Uhr.
    Ruth ließ von ihrer Arbeit ab und ging zu Bett. Sie schlief, aber es war kein ruhiger Schlaf; sie wälzte sich und drehte sich herum und stöhnte. Selbst im Schlaf gingen ihr die Stimmen durch den Kopf – Gedanken an Rache, an Kuchen, die gebacken werden mussten, sexuelle Fantasien, Sorgen über Unregelmäßigkeiten, Ideen für seltsame Maschinen

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