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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schwöre es dir)
    dann konzentrierten sich aller Gedanken voll aufrichtiger und unbestreitbarer
    (wir lieben dich alle Ruth)
    Herzlichkeit auf sie, und das machte ihr Angst. Hände berührten sie, drehten sie um und
    (wir lieben dich alle und wir werden dir helfen zu »werden«)
    hoben sie behutsam auf.

    (Und ich liebe euch auch … jetzt bitte, findet ihn. Konzentriert euch darauf, konzentriert euch auf David Brown. Kämpft nicht, streitet nicht.)
    (wir haben dich alle gern Ruth …)
    Sie sah, dass einige von ihnen weinten, aber sie sah auch (obwohl sie es nicht wollte), dass andere die Zähne gefletscht hatten, die Lippen hochzogen, sinken ließen und wieder hochzogen. Wie Hunde vor einem Kampf.
    5
    Ad McKeen brachte sie nach Hause, und Hazel McCready brachte sie zu Bett. Sie versank in wilde und wirre Träume. Als sie am Dienstagmorgen aufwachte, konnte sie sich nur noch an eines erinnern, nämlich an ein Bild von David Brown, der sein Leben in einer fast luftlosen Leere aushauchte – er lag auf schwarzer Erde unter einem schwarzen Himmel mit funkelnden Sternen, Erde, die hart und versengt und rissig war. Sie sah Blut aus den Schleimhäuten seines Mundes und seiner Nase hervorquellen, sah seine Augen platzen, und genau da erwachte sie und richtete sich stöhnend im Bett auf.
    Sie rief im Rathaus an. Hazel antwortete. Alle Männer und Frauen, die dazu imstande waren, waren draußen im Wald bei der Suche, sagte Hazel. Aber wenn sie ihn bis morgen nicht gefunden hatten … Hazel sprach nicht zu Ende.
    Am Dienstagmorgen um zehn gesellte sich Ruth wieder zum Suchtrupp, der mittlerweile zehn Meilen in den Wald vorgedrungen war.
    Newt Berringer sah sie an und sagte: »Sie haben
    (hier draußen nichts verloren, Ruth)

    und das wissen Sie genau«, vollendete er den Satz laut.
    »Ich habe hier etwas verloren«, sagte sie ungewohnt knapp. »Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe, damit ich anfangen kann.«
    Sie blieb den ganzen langen, brütend heißen Nachmittag dabei und rief, bis sie stockheiser war. Als es erneut zu dämmern begann, ließ sie sich von Beach Jernigan nach Hause fahren. Auf der Ladefläche von Beachs Lastwagen lag etwas unter einer Plane. Sie hatte keine Ahnung, was es war, und wollte auch nicht danach fragen. Sie wollte unbedingt im Wald bleiben, aber sie war völlig erschöpft und fürchtete, sie würden sie nicht wieder mitmachen lassen, wenn sie noch einmal stürzen sollte. Sie würde sich zwingen, etwas zu essen, und dann sechs oder sieben Stunden schlafen.
    Sie machte sich ein Schinkensandwich und verzichtete zugunsten eines Glases Milch auf den Kaffee, den sie viel lieber getrunken hätte. Sie ging nach oben ins Schulzimmer, setzte sich und stellte ihre karge Mahlzeit auf den Schreibtisch. Sie betrachtete ihre Puppen, die ihren Blick mit ihren Glasaugen erwiderten.
    Kein Lachen mehr, kein Spaß, dachte sie. Armer schwarzer Kater, armer schwarzer Kater …
    Der Gedanke driftete davon.
    Sie blinzelte – nicht gerade aufwachend, aber in die Wirklichkeit zurückkehrend – ein wenig später und sah auf die Uhr. Sie riss die Augen auf. Sie hatte ihre Mahlzeit um halb neun hier heraufgebracht. Sie stand immer noch da, aber inzwischen war es Viertel nach elf.
    Und …
    … einige der Puppen waren bewegt worden.
    Der deutsche Junge mit dem kurzen Hemd und der Lederhose lehnte sich an die Effanbee-Damenpuppe, anstatt
zwischen der japanischen Puppe im Kimono und der indischen in ihrem Sari zu sitzen. Ruth stand auf, und ihr Herz schlug zu schnell und zu heftig. Die Hopi-Kachina-Puppe saß auf dem Schoß einer haitianischen Voodoo-Puppe aus Sackleinwand, die weiße Kreuze anstelle von Augen hatte. Und der russische Moosmann lag auf dem Boden und sah zur Decke, sein Kopf war zur Seite gedreht, wie der Kopf eines Gehenkten.
    Wer hat meine Puppen bewegt? Wer ist hier gewesen?
    Sie sah sich erschrocken um, und einen Augenblick rechnete ihr angsterfüllter, verwirrter Verstand voll und ganz damit, den Kindesmisshandler Elmer Haney im Halbschatten von Ralphs ehemaligem Arbeitszimmer stehen und sein dummes betrunkenes Grinsen zu sehen. Ich habe es dir doch gesagt, Weib. Du bist nichts weiter als eine aufdringliche Schlampe.
    Nichts. Niemand.
    Wer ist hier gewesen? Wer hat meine …
    Wir bewegen uns selbst, meine Liebe.
    Eine verschlagene, kichernde Stimme.
    Sie fuhr mit der Hand zum Mund. Sie riss die Augen auf. Und dann sah sie die ungelenken Buchstaben auf der Tafel. Sie waren mit solcher Kraft geschrieben worden,

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