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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein wenig in der klaren Luft, als sähe man ihn durch Hitzeflimmern. Dennoch, dachte Goohringer, war es eine verdammt gute Illusion.
    Diese Fremden in der Stadt hatten die beste Laternamagica-Vorstellung
gesehen, die es je gegeben hatte, und wussten es nicht einmal.
    Sein Blick traf einen Moment den von Frank Spruce – er sah die Erleichterung ganz deutlich in Franks Augen, und er vermutete, dass Frank sie auch in seinen lesen konnte. Viele der Auswärtigen würden dorthin zurückkehren, von wo sie gekommen waren, und ihren Freunden und Bekannten erzählen, dass Ruths Tod die kleine Gemeinde zutiefst erschüttert hätte; die meisten schienen völlig abwesend zu sein. Was keiner von ihnen wusste, überlegte Goohringer, war die Tatsache, dass die meisten von ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse beim Schiff gerichtet hatten. Eine Zeit lang war es dort draußen ziemlich schlecht gelaufen. Jetzt hatten sie wieder alles unter Kontrolle, aber Bobbi Anderson konnte sterben, wenn sie nicht rechtzeitig zum Schuppen gebracht wurde, und das war schlimm.
    Trotzdem hatten sie alles unter Kontrolle. Das »Werden« würde weitergehen. Das war die einzig wichtige Überlegung.
    Goohringer hielt die Bibel aufgeschlagen in der Hand. Die Seiten flatterten ein wenig im Wind. Jetzt hob er die andere Hand. Die Trauernden, die sich um Ruths Grab versammelt hatten, senkten die Köpfe.
    »Der Herr segne und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und gebe dir Frieden. Amen.«
    Die Trauernden hoben die Köpfe. Goohringer lächelte. »Für diejenigen, die noch eine Weile bleiben und Ruths gedenken wollen, werden in der Bibliothek Erfrischungen gereicht«, sagte er.
    Akt II war vorbei.
    21
    Kyle griff behutsam in Bobbis Hosentasche und suchte, bis er den Schlüsselring gefunden hatte. Er zog ihn heraus, suchte die Schlüssel durch und fand schließlich den, mit dem man das Vorhängeschloss am Schuppentor öffnen konnte. Er steckte den Schlüssel ins Loch, drehte ihn aber nicht herum.
    Adley und Joe Summerfield hatten Dugan im Visier, der immer noch am Steuer des Jeeps saß. Butch fiel es immer schwerer, Luft aus der Maske zu saugen. Die Nadel der Vorratsanzeige war jetzt schon seit fünf Minuten im roten Bereich. Kyle gesellte sich zu ihnen.
    »Sieh nach dem Trunkenbold«, sagte Kyle zu Joe Summerfield. »Sieht aus, als wäre er weggetreten, aber ich traue diesem Wichser nicht.«
    Joe überquerte den Hof, sprang auf die Veranda und untersuchte Gardener eingehend, wobei er vor dessen übel riechendem Atem zurückzuckte. Diesmal simulierte Gardener nicht, er hatte sich eine frische Flasche Scotch geholt und bis zur Besinnungslosigkeit getrunken.
    Während die beiden anderen Männer darauf warteten, dass Joe zurückkam, sagte Kyle: »Bobbi wird wahrscheinlich sterben. Wenn sie stirbt, werde ich als Allererstes diese Null loswerden.«
    Joe kam zurück. »Weggetreten.«
    Kyle nickte und drehte den Schlüssel im Schloss, während Joe sich zu Adley gesellte, um den Bullen in Schach zu halten. Kyle zog das Schloss weg und machte die Tür einen Spalt auf. Gleißendes grünes Licht ergoss sich heraus – es war so grell, dass es das Sonnenlicht verblassen zu lassen schien. Ein seltsam flüssiges, rüttelndes Geräusch war zu hören. Es war beinahe (aber nicht ganz) der Lärm einer Maschine.

    Kyle wich unwillkürlich einen Schritt zurück, sein Gesicht verzerrte sich einen Augenblick zu einem Ausdruck von Angst, Ekel und Ehrfurcht. Allein der Geruch – schwer und widerwärtig und organisch – hätte ausgereicht, einen Mann umzuhauen. Kyle begriff – wie alle anderen auch – dass die zweigeteilte Natur der Tommyknockers allmählich zusammenwuchs. Der Tanz der Täuschung war fast vorbei.
    Flüssige, rüttelnde Geräusche … und dann ein anderer Laut. Etwas wie das schwächliche, blubbernde Kläffen eines ertrinkenden Hundes.
    Kyle war bisher zweimal im Schuppen gewesen, konnte sich aber an wenig erinnern. Er wusste natürlich, dass es ein großartiger Ort war, ein wichtiger Ort, und dass er sein eigenes »Werden« beschleunigt hatte. Aber der menschliche Teil von ihm hatte immer noch eine fast abergläubische Angst davor.
    Er kam zu Adley und Joe zurück.
    »Wir können nicht auf die anderen warten. Wir müssen Bobbi sofort da hineinschaffen, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, sie zu retten.«
    Er sah, dass der Polizist die Maske abgenommen hatte. Sie lag nutzlos auf dem Sitz neben ihm. Das war gut. Wie Adley

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