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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ähnliche mit Streichkäse und Oliven, sie aßen Sandwiches mit Streichkäse und Pimiento. Sie aßen kalten Braten und Salat aus Sülze, in dem Karottenstreifen hingen wie Fossilien in Bernstein.
    Sie sprachen angeregt, aber es war weitgehend still im Raum – wäre er abgehört worden, wären die Lauscher enttäuscht gewesen. Die Spannung, die manches Gesicht hatte verkniffen werden lassen, als sich die Situation draußen im Wald zugespitzt hatte und gefährlich nahe daran gewesen war, außer Kontrolle zu geraten, war verschwunden. Bobbi war im Schuppen. Auch der Wichtigtuer von einem alten Mann war hineingebracht worden. Und zuletzt hatte man den Wichtigtuer von einem Polizisten hineingebracht.
    Der Gruppenverstand verlor die Spur dieser drei Menschen,
als sie in den grellen Schein aus grünem Licht wie angelaufenes Messing eintraten.
    Sie aßen und tranken und lauschten und redeten, aber keiner sagte ein Wort, und das war gut so; die letzten Auswärtigen waren nach Goohringers Ansprache am Grab aus der Stadt verschwunden, und sie hatten Haven wieder für sich selbst.
    (wird jetzt alles gut werden)
    (ja sie werden das mit Dugan verstehen)
    (bist du dir sicher)
    (ja sie werden verstehen; sie werden glauben zu verstehen)
    Das Ticken der Seth Thomas auf dem Kaminsims, die die Grundschule nach der letztjährigen Altmaterialsammlung im Frühjahr gespendet hatte, war das lauteste Geräusch im Raum. Hin und wieder hörte man das schickliche Scheppern einer Porzellantasse. Ganz schwach, jenseits der offenen Fenster mit den Fliegengittern, das Geräusch eines fernen Flugzeugs.
    Kein Vogelzwitschern.
    Es wurde nicht vermisst.
    Sie aßen und tranken, und als Dugan gegen dreizehn Uhr dreißig aus Bobbis Schuppen geführt wurde, wussten sie Bescheid. Die Leute standen auf, und dann begann sofort eine Unterhaltung, eine echte Unterhaltung. Deckel wurden auf Tupperware-Schüsseln gedrückt. Unverzehrte Sandwiches wurden in Tüten gepackt. Claudette Ruvall, Ashleys Mutter, breitete ein Stück Aluminiumfolie über den Rest des Auflaufs, den sie gemacht hatte. Sie gingen alle nach draußen und machten sich lächelnd und plaudernd auf den Heimweg.
    Akt III war vorbei.
    23
    Bei Sonnenuntergang erwachte Gardener mit Katerkopfschmerzen und dem Gefühl, dass Dinge vorgefallen waren, an die er sich nicht recht erinnern konnte.
    Hast es endlich geschafft, Gard, dachte er. Endlich hattest du wieder einen Filmriss. Zufrieden?
    Es gelang ihm, sich von der Veranda zu erheben und zitternd um die Ecke des Hauses zu gehen, außer Sichtweite der Straße, bevor er sich übergab. Er sah Blut in dem Erbrochenen und war nicht überrascht. Dies war nicht das erste Mal, aber diesmal war es mehr Blut als je zuvor.
    Träume, großer Gott, er hatte ein paar unheimliche Albträume gehabt, Filmriss oder nicht. Leute waren gekommen und gegangen, so viele Leute, dass sie nur noch eine Blaskapelle gebraucht hätten und die
    (von Dallas, die Polizei von Dallas war heute Morgen hier, und du hast dich betrunken, damit du sie nicht siehst, du elender Feigling) weiblichen Cowboys. Das waren nur Albträume.
    Er wandte sich von der Lache zwischen seinen Füßen ab. Mit jedem Schlag seines Herzens verschwamm die Welt vor seinen Augen, und Gardener wusste plötzlich, dass er dem Tod sehr nahe gewesen war. Er beging doch Selbstmord … nur sehr langsam. Er legte den Arm gegen die Hauswand und den Kopf auf den Arm.
    »Mr. Gardener, geht es Ihnen nicht gut?«
    »Hä!«, schrie er und fuhr hoch. Sein Herz vollführte zwei heftige Schläge, schien eine Ewigkeit stehen zu bleiben und fing dann so heftig an zu klopfen, dass er die einzelnen Schläge kaum unterscheiden konnte. Seine Kopfschmerzen überschritten plötzlich die kritische Schwelle. Er wirbelte herum.

    Bobby Tremain stand vor ihm, er sah überrascht, beinahe ein wenig amüsiert aus; aber es schien ihm nicht leidzutun, dass er Gardener erschreckt hatte.
    »Himmel, ich wollte Sie nicht erschrecken, Mr. Gardener. «
    Genau das hast du verdammt noch mal getan, und das weißt du verdammt genau.
    Der junge Tremain blinzelte mehrmals rasch hintereinander. Er hat etwas davon mitbekommen, dachte Gardener. Er stellte fest, dass ihn das einen Scheißdreck interessierte.
    »Wo ist Bobbi?«, fragte er.
    »Ich bin …«
    »Ich weiß, wer du bist. Ich weiß, wo du bist. Direkt vor mir. Wo ist Bobbi? «
    »Ich will es Ihnen sagen«, sagte Bobby Tremain. Sein Gesicht wurde sehr offen, sehr ehrlich, die Augen unvorstellbar groß,

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