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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den Motor der Pumpe nicht hören, aber das war auch gar nicht nötig. Als der Pegelstand in dem Bohrloch sank, konnte Gardener seine geröteten, tropfenden Hände wieder sehen. Er schaute zu, wie der Wasserspiegel weiter sank.
    Wenn wir auf die Wasserader stoßen, wird uns das aufhalten.
    Ja. Wir könnten einen ganzen Tag verlieren, während sie sich eine Art Superpumpe ausdenken. Es gibt vielleicht eine Verzögerung, aber nichts wird sie aufhalten, Gard. Weißt du das nicht?
    Der Schlauch gab das Geräusch eines gigantischen Strohhalms
in einem gigantischen leeren Colaglas von sich. Das Loch war leer.
    »Abschalten!«, brüllte er. Enders schaute einfach weiter zu ihm herab. Gardener seufzte und zog sehr heftig an dem Schlauch. Enders schreckte auf, dann machte er mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. Er verschwand. Ein paar Sekunden später hörte der Schlauch auf zu vibrieren. Dann stieg er in die Höhe, als Enders ihn aufrollte.
    Gardener vergewisserte sich, dass das Ende ganz still hing und nicht schwingen konnte, bevor er losließ.
    Jetzt holte er das Radio aus dem Hemd und schaltete es ein. Es hatte eine eingebaute zehnminütige Verzögerung. Er legte das Radio auf den Boden des Lochs, dann bedeckte er es mit losem Geröll. Zwar würde ein Großteil der Explosivkraft nach oben verpuffen, aber dies war ein starker Sprengstoff, woraus er auch bestehen mochte, und es würde genügend übrig bleiben, um das Gestein in einer Tiefe von fast drei Fuß so zu zertrümmern, dass sie die Brocken mit der Seilwinde rasch nach oben befördern konnten. Und dem Schiff würde nichts passieren. Ihm konnte offenbar nichts etwas anhaben.
    Gardener schlüpfte mit dem Fuß in die Schlinge und brüllte: »Ziehen Sie mich hoch!«
    Nichts geschah.
    »ZIEHEN SIE MICH HOCH, JOHNNY!«, kreischte er. Wieder hatte er das Gefühl, dass sein Kopf an einer morschen Naht aufriss.
    Immer noch nichts.
    Sein handgelenktiefes Eintauchen in eiskaltes Wasser hatte Gards Körpertemperatur um etwa zwei Grad gesenkt. Dennoch brach jetzt auf seiner Stirn ein klammer und unangenehm klebriger Schweiß aus. Er sah auf die Armbanduhr. Zwei Minuten waren verstrichen, seit er das
Snoopy-Radio eingeschaltet hatte. Vom Zifferblatt der Uhr schweifte sein Blick zu dem Geröll auf dem Loch. Er hatte mehr als genügend Zeit, das Geröll wegzuklauben und das Radio abzuschalten.
    Aber wenn er das Radio abschaltete, würde er damit nicht das abschalten, was in dem Radio vor sich ging. Das wusste er irgendwie.
    Er hielt nach Enders Ausschau, und Enders war nicht da.
    So schaffen sie dich aus dem Weg, Gard.
    Ein Schweißtropfen lief ihm in die Augen. Er wischte ihn mit dem Handrücken weg.
    »ENDERS! HE, JOHNNY!«
    Klettere am Seil hoch, Gard.
    Vierzig Fuß? Träum weiter. Vielleicht im College. Vielleicht nicht einmal damals.
    Er sah auf die Uhr. Drei Minuten.
    Ja, genau so. Peng. Alles futsch. Ein Opfer für das große Schiff. Eine Kleinigkeit, um die Tommyknockers gnädig zu stimmen.
    »… schon eingeschaltet?«
    Er sah so rasch nach oben, dass sein Nacken knackste, und seine wachsende Angst verwandelte sich in Wut.
    »Ich habe vor fast fünf Minuten eingeschaltet, Sie beschissener Hirnficker! Holen Sie mich hier heraus, bevor es hochgeht und mich in die Luft jagt!«
    Enders Mund formte ein O, das beinahe komisch wirkte. Er verschwand wieder, und Gardener schaute durch einen Schweißfilm hindurch auf die Uhr.
    Dann ruckte die Schlinge unter seinem Fuß, und einen Augenblick später bewegte er sich aufwärts. Gardener schloss die Augen und klammerte sich an das Seil. Offenbar war er doch nicht so bereit, den Löffel abzugeben, wie er sich immer einredete. Vielleicht war es auch gar nicht so
schlecht, das zu wissen. Er erreichte den Rand der Grube, trat heraus und löste die Schlinge um seinen Fuß. Dann ging er dorthin, wo Enders stand.
    »’tschuldigung«, sagte Enders und lächelte albern. »Ich dachte, wir hätten ausgemacht, dass Sie rufen, bevor Sie …«
    Gardener schlug ihn. Es war geschehen, und Enders lag mit an einem Ohr hängender Brille und blutigem Mund auf der Erde, noch bevor Gardener richtig wusste, was er eigentlich vorhatte. Und obwohl er nicht telepathisch begabt war, glaubte er zu spüren, wie sich plötzlich jeder Kopf in Haven aufmerksam und lauschend in diese Richtung drehte.
    »Sie haben mich dort unten gelassen, während dieses Ding schon tickte, Sie Arschloch«, sagte er. »Wenn Sie – oder sonst jemand aus der Stadt – das noch einmal

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