Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
wütend an.
    Gardener blieb einen Augenblick stehen, wo er war, dann ging er zu ihm und streckte die Hand aus. »Kommen Sie, Johnny. Es wird Zeit, das Vergangene vergangen sein zu lassen. Wenn Stalin und Roosevelt lange genug zusammenarbeiten konnten, um Hitler zu schlagen, dann werden wir doch wohl lange genug zusammenarbeiten können, um dieses Ding da aus der Erde zu holen. Was sagen Sie dazu?«
    Enders sagte nichts, aber nach einem Augenblick ergriff er Gardeners Hand und stand auf. Er klopfte sich mürrisch die Kleidung ab und bedachte Gardener ab und zu mit einem fast katzenhaften Blick des Missfallens.
    »Wollen wir nachsehen, ob wir unseren Brunnen schon gegraben haben?«, fragte Gardener. Er fühlte sich so wohl wie seit Tagen nicht mehr – eigentlich sogar seit Monaten, wenn nicht Jahren. Diesem Enders eine zu kleben, hatte ihm verdammt gut getan.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Vergessen Sie’s«, sagte Gardener und ging dann allein zu der Grube. Er sah nach unten, suchte nach Wasser, lauschte auf Plätschern und Gurgeln. Er sah nichts und hörte nichts. Offenbar hatten sie noch einmal Glück gehabt.
    Plötzlich wurde ihm klar, dass er hier stand und die Hände auf die Oberschenkel stützte, am Rand einer vierzig Fuß tiefen Grube, und dass sich ein paar Schritte hinter ihm ein Mann befand, dem er gerade eben einen Schlag auf den Mund versetzt hatte. Wenn Enders wollte, dann könnte er mich mit einem einzigen Stoß in den Abgrund befördern, dachte er und hörte wieder, wie Enders sagte: Daher könnte es ein schwerer Fehler sein, so zuzuschlagen.
    Aber er sah sich nicht um, und dieses Hochgefühl hielt
an, ob es nun auf absurde Weise fehl am Platze war oder nicht. Er steckte in der Klemme, und daraus konnte er sich nicht befreien, indem er sich einen Rückspiegel an den Kopf montierte, damit er sehen konnte, wer sich ihm von hinten näherte.
    Als er sich endlich umdrehte, stand Enders immer noch bei dem Unterstand und sah ihn mit dem mürrischen Ausdruck einer getretenen Katze an. Gardener vermutete, dass er mit seinen Mutantengenossen wieder auf der Gemeinschaftsleitung gewesen war.
    »Was meinen Sie?«, rief Gardener zu ihm hinüber. In seiner Stimme lag erzwungene Freundlichkeit. »Dort unten liegen eine ganze Menge Brocken. Machen wir uns wieder an die Arbeit, oder funken wir noch ein paar Jammertiraden? «
    Enders trat in den Schuppen und holte das Schwebegerät heraus, mit dem sie die größeren Brocken bewegten, dann kam er damit auf Gardener zu. Er hielt es ihm hin. Gardener hängte sich das Gerät auf den Rücken. Er ging zur Schlinge, dann sah er Enders noch einmal an.
    »Vergessen Sie nicht, mich hochzuziehen, wenn ich rufe.«
    »Nein, tu ich nicht.« Enders’ Augen – vielleicht auch nur die Gläser seiner Brille – waren trübe. Gardener stellte fest, dass es ihm einerlei war, was trübe war. Er trat mit dem Fuß in die Seilschlinge und zog sie fest, während Enders zur Winde zurückging.
    »Vergessen Sie nicht, Johnny. Rücksichtnahme. Das ist die Parole des Tages.«
    John Enders ließ ihn hinunter, ohne etwas zu sagen.
    4
    Sonntag, 31. Juli:
    Henry Buck, für seine Freunde Hank, beging an diesem Sonntagmorgen die letzte Tat eindeutig irrationaler Verrücktheit, zu der es in Haven kam.
    Die Leute in Haven sind reizbar, hatte Enders zu Gard gesagt. Ruth McCausland hatte während der Suche nach David Brown Anzeichen dieser Gereiztheit gesehen; böse Worte, Reibereien, hier und da ein hastiger Schlag. Ironischerweise war es immer Ruth selbst gewesen – Ruth und der klare moralische Imperativ, der sie im Leben dieser Menschen stets gewesen war –, die verhindert hatte, dass die Suche zu einer einzigen Rauferei jeder gegen jeden wurde.
    Reizbar? »Verrückt« wäre vermutlich ein besseres Wort gewesen.
    Im Schock des »Werdens« hatte die Stadt einem mit Gas gefüllten Zimmer geglichen, das nur darauf wartete, dass jemand ein Streichholz anzündete … oder etwas noch Zufälligeres, aber ebenso Tödliches tat, denn eine Explosion in einem gasgefüllten Zimmer kann auch durch einen unschuldigen Botenjungen verursacht werden, der auf die Klingel drückt und einen Funken erzeugt.
    Dieser Funke blieb aus. Das war teilweise Ruths Verdienst. Teilweise war es Bobbis Verdienst. Dann, nach den Besuchen im Schuppen, begann eine Gruppe von einem halben Dutzend Männern und einer Frau, ähnlich wie die LSD-Trip-Helfer der Hippies Ende der Sechzigerjahre, Haven über das Ende des ersten schwierigen

Weitere Kostenlose Bücher