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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bezeichnen. Sein Status als Risikoträger bestätigte lediglich die alte Regel: Ein Pilot konnte das eine oder andere sein, aber niemals beides gleichzeitig.
    An diesem Tag flog er allein von Teeterboro bei New York nach Bangor. In Bangor wollte er einen Wagen mieten und zum Derry Home Hospital fahren. Man hatte ihn gebeten, im Fall des jungen Hillman Brown als Berater zu fungieren. Weil der Fall interessant war und das Honorar stimmte (und weil er über den Golfplatz in Orono nur Gutes gehört hatte), hatte er eingewilligt.
    Das Wetter war den ganzen Weg über gut gewesen, die Luft still. Bailey hatte den Flug sehr genossen. Wie üblich war sein Flugbuch gepfuscht, er hatte eine VOR-Signalstation völlig verpasst und war überzeugt, eine zweite müsste spinnen (er hatte mit dem Ellenbogen auf die Frequenzwahltaste
gedrückt), er war von seiner vorgeschriebenen Flughöhe von 11 000 Fuß bis hinauf zu 15 000 und bis hinunter zu 6000 abgewichen und hatte es wieder einmal geschafft, niemanden umzubringen – ein Segen, den zu erkennen er leider zu dumm war.
    Er kam auch ziemlich weit von seiner Route ab, und so kam es, dass er Haven überflog, wo ihn plötzlich ein gewaltiges Blinken blendete; es war, als hätte jemand ihn mit dem Deckel der größten Crisco-Dose der Welt gespiegelt.
    » Was zum Geier …«
    Er blickte nach unten und sah ein lockendes Glitzern dieser Helligkeit. Er hätte es unbeachtet lassen können, er hätte weiterfliegen und einen weiteren Tag überstehen (oder vielleicht mit einer voll besetzten Passagiermaschine zusammenstoßen) können, aber er war früh dran und fasziniert. Er flog mit der Hawk eine Wendeschleife und kam zurück.
    »Also, wo …«
    Es blitzte wieder auf, diesmal so hell, dass ein blauer Halbmond vor seinen Augen nachleuchtete. Ein Lichtmuster huschte über die Decke der Pilotenkanzel.
    »Jee- sus! «
    Unter ihm, auf einer Lichtung im graugrünen Wald, befand sich ein riesiger silbriger Gegenstand, aber bevor er viel davon erkennen konnte, war er schon wieder unter der Backbordtragfläche verschwunden.
    Bailey ging zum zweiten Mal an diesem Tag auf 6000 Fuß herunter und wendete noch einmal. Er hatte Kopfschmerzen bekommen – er spürte es, er schrieb sie aber der Aufregung zu. Sein erster Gedanke war gewesen, dass es sich um einen Wasserturm handeln musste, aber niemand würde einen so gewaltigen Wasserturm im Wald bauen.
    Er überflog das Objekt noch einmal, diesmal in einer
Höhe von 4000 Fuß. Er hatte die Hawk so weit gedrosselt, wie er es wagte (und das war ein gut Teil mehr, als ein erfahrenerer Pilot gewagt hätte, aber die Hawk war ein gutes Flugzeug und verzieh ihm).
    Artefakt, dachte er diesmal, ihm war vor Aufregung fast übel. Ein gewaltiges scheibenförmiges Artefakt in der Erde … oder eine Regierungsangelegenheit? Aber wenn es sich um eine Sache der Regierung handelte, wieso war sie dann nicht mit einem Tarnnetz abgedeckt? Und die Erde darum herum war ausgehoben worden – von hier oben konnte man deutlich erkennen, dass sich ein tiefer Graben um das Ding herumzog.
    Bailey beschloss, es noch einmal zu überfliegen – verdammt, er würde darüberschwirren! –, dann fiel sein Blick auf seine Instrumente, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Die Kompassnadel beschrieb langsame, sinnlose Kreise, die Treibstoffanzeige leuchtete rot auf. Der Höhenmesser schoss plötzlich auf 22 000 Fuß, blieb kurz auf dieser Marke stehen und stürzte dann auf null ab.
    Der kraftvolle 195-PS-Motor der Hawk gab ein schreckliches Heulen von sich. Die Schnauze senkte sich. Baileys Herz sank ebenfalls. Sein Kopf dröhnte. Vor seinen aus den Höhlen quellenden Augen tanzten Nadeln, blinkten Lichter von Grün nach Rot wie winzige Verkehrsampeln und das Höhenwarnsignal, das einem verträumten Piloten sagen sollte: Wach auf, Dummkopf, du wirst gleich mit einem großen unbeweglichen Objekt namens Mutter Erde zusammenstoßen, begann zu ertönen, wenngleich es erst losgehen sollte, wenn das Flugzeug unter 500 Fuß gesunken war, Baileys eigene Augen ihm aber sagten, dass die Hawk sich immer noch bei 4000 Fuß befand, vielleicht sogar etwas höher. Er sah auf das Digitalthermometer, das die Außentemperatur anzeigte. Es blinkte von 8 auf 14, dann
auf – 15. Dort verharrte es einen Augenblick, dann zeigte es 999. Dort blieben die roten Ziffern und pulsierten heftig, dann gab das Thermometer den Geist auf.
    »Was, um Himmels willen, ist hier los?«, schrie Bailey und stellte fassungslos fest,

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