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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er den Rucksack schulterte. Moss sah es und lächelte ein wenig. »Im Lauf des Tages wird er leichter werden«, sagte er. »Machen Sie sich darüber
keine Gedanken.« Er stöpselte den Anschluss eines Transistor-Kopfhörers in die Fernsteuerung und setzte sich den Kopfhörer auf.
    »Was ist in dem Rucksack?«, fragte Gardener.
    »Batterien. Gehen wir.«
    Moss hatte das Gerät eingeschaltet, schien zu lauschen, nickte und richtete dann die gekrümmte Antenne auf den ersten Motor. Er erhob sich in die Luft und schwebte. Moss hielt die Fernsteuerung in einer und den umgebauten Metalldetektor in der anderen Hand und ging auf den Motor zu. Mit jedem Schritt, den er tat, wich der Motor eine entsprechende Distanz zurück. Gard bildete die Nachhut.
    Moss ging mit dem Motor zwischen Haus und Schuppen entlang, führte ihn um den Tomcat herum und dann durch Bobbis Garten. Ein breiter Pfad war durch diesen niedergetreten worden, aber auf beiden Seiten davon wucherte alles in altbekannter Pracht. Einige der Sonnenblumen waren mittlerweile zwölf Fuß hoch. Sie erinnerten Gardener an Blumen des Schreckens. Vor etwa einer Woche war er einmal aus einem schrecklichen Albtraum erwacht. Darin hatten die Sonnenblumen im Garten die Wurzeln aus der Erde gezogen und waren herumgewandert, und aus den Blüten war geisterhaftes Licht auf die Erde gefallen, wie die Strahlen von Taschenlampen mit grünen Linsen.
    Im Garten gab es Sommerkürbisse, so groß wie U-Boot-Torpedos. Tomaten so groß wie Basketbälle. Der Mais war stellenweise so hoch wie die Sonnenblumen. Gardener hatte aus Neugier einen Kolben gepflückt. Er war gut zwei Fuß lang. Zwei hungrige Männer hätten davon satt werden können, wenn der Mais gut gewesen wäre. Aber Gard hatte den Mundvoll praller Körner, den er abgebissen hatte, ausgespien, das Gesicht verzogen und sich den Mund abgewischt. Der Geschmack war fleischig und ekelhaft gewesen.
Bobbi hatte einen Garten voll riesiger Pflanzen, aber das Gemüse war ungenießbar … vielleicht sogar giftig.
    Der Motor war gelassen vor ihnen hergeschwebt, und beiderseits von ihm hatte der Mais geraschelt und geschwankt, als er sich seinen Weg bahnte. Gardener sah Spritzer und Flecken von Fett und Maschinenöl auf einigen der aggressiv grünen, schwertähnlichen Blätter. Am anderen Ende des Gartens begann der Motor abzusacken. Moss senkte die Antenne, und der Motor sank mit leisem Poltern zu Boden.
    »Was ist denn?«, hatte Gardener gefragt.
    Moss hatte lediglich gegrunzt und ein Zehncentstück hervorgeholt. Er steckte es in einen Schlitz seiner Fernsteuerung, drehte es und holte sechs Doppel-A-Duracell-Batterien aus dem Batterienfach. Er warf sie gleichgültig auf die Erde. »Geben Sie mir neue«, sagte er.
    Gardener nahm den Rucksack ab, löste die Riemen, hob die Lasche und sah etwas, was auf den ersten Blick aussah wie eine Milliarde Doppel-As; es war, als hätte jemand in Atlantic City den großen Jackpot gewonnen und der Spielautomat hätte Batterien ausgespuckt statt Geldstücke.
    »Jesus!«
    »Der bin ich nicht«, sagte Moss. »Geben Sie mir ein halbes Dutzend von diesen Dingern.«
    Zum ersten Mal schien Gardener keine Witzelei auf der Pfanne zu haben. Er reichte sechs Batterien hinüber und sah zu, wie Moss sie in das Fach steckte. Dann machte Moss die Klappe wieder zu, schaltete ein, setzte den Kopfhörer wieder auf und sagte: »Gehen wir.«
    Vierzig Schritte weiter, im Wald, wurden die Batterien erneut gewechselt, sechzig Schritte weiter noch einmal. Den Motor schweben zu lassen, verbrauchte nicht so viel Saft, wenn es bergab ging, aber als Moss den großen Motorblock
endlich am Rand der Grube deponiert hatte, hatten sie zweiundvierzig Batterien verbraucht.
    Hin und her, hin und her; sie transportierten die Teile der Pumpanlage eins nach dem anderen von Freeman Moss’ Lastwagen zum Rand der Grube. Der Rucksack auf Gardeners Rücken wurde immer leichter.
    Bei der vierten Tour hatte Gard Moss gefragt, ob er es einmal versuchen könnte. Eine gewaltige Industriepumpe, deren Raison d’être vor diesem kleinen Ausflug wahrscheinlich darin bestanden hatte, Abwasser aus verstopften Klärgruben zu pumpen, stand schräg geneigt etwa hundert Schritte von der Grube entfernt. Moss wechselte wieder einmal Batterien aus. Mittlerweile lagen den ganzen Weg entlang tote Doppel-As, und sie erinnerten Gardener mit seltsamer Schmerzlichkeit an den Jungen am Strand von Arcadia Beach. Den Jungen mit den Krachern. Den Jungen, dessen Mutter

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