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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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versuchen , reinzugehen? Wirst du das tun, obwohl du weißt, dass es dich möglicherweise – wahrscheinlich – umbringen wird? Jedes Mal, wenn du dieses Ding berührst, bekommst du einen Schlag; was wird passieren, wenn du töricht genug bist, es zu betreten? Wahrscheinlich wird es eine harmonische Schwingung in deiner verdammten Stahlplatte auslösen, die deinen Kopf auseinanderreißen wird wie eine Stange Dynamit eine faulige Rübe.
    Für einen Mann, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit am Rand des Selbstmords gestanden hat, machst du dir ziemliche Sorgen um dein Wohlergehen, findest du nicht auch, mein Freund?, dachte er und musste unwillkürlich grinsen. Er zog die Finger von der Form des Symbols weg und schüttelte sie abwesend, um das Kribbeln loszuwerden, wie ein Mann, der einen ordentlich großen Popel wegschnippt. Mach schon und geh trotzdem rein. Scheiß drauf, wenn du sowieso abtreten willst, dann ist es doch immerhin exotischer als so manch anderes, wenn einem im Inneren einer fliegenden Untertasse das Hirn zu Tode vibriert wird.
    Gard lachte laut. Am Grund dieser tiefen Grube in der Erde war es ein seltsames Geräusch.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte Bobbi leise. »Was ist denn so komisch, Gard?«
    Gardener sagte lachend: »Alles. Das hier – komplett abgefahren. Ich glaube, man kann entweder darüber lachen oder darüber verrückt werden. Schnallst du das?«
    Bobbi sah ihn an und schnallte es offensichtlich nicht, und Gardener dachte: Natürlich schnallt sie das nicht. Bobbi
sitzt in der anderen Möglichkeit fest. Sie kann nicht darüber lachen, weil sie darüber verrückt geworden ist.
    Gardener lachte schallend, bis ihm Tränen an den Wangen herunterliefen, und einige dieser Tränen waren blutig, aber das bemerkte er nicht. Bobbi bemerkte es, aber sie machte sich nicht die Mühe, es ihm zu sagen.
    4
    Sie brauchten weitere zwei Stunden, um die Luke ganz freizulegen. Als sie fertig waren, streckte Bobbi eine schmutzige, schminkeverschmierte Hand in Gardeners Richtung.
    »Was?«, fragte Gardener und schüttelte sie.
    »Das war’s«, sagte Bobbi. »Wir sind mit der Grabung fertig. Es ist geschafft, Gard.«
    »Ja?«
    »Ja. Morgen gehen wir hinein, Gard.«
    Gard sah sie an, ohne etwas zu sagen. Sein Mund fühlte sich trocken an.
    »Ja«, sagte Bobbi und nickte, als hätte Gardener es angezweifelt. »Morgen gehen wir hinein. Manchmal scheint es mir so, als hätte ich mit all dem vor einer Million Jahren angefangen. Manchmal so, als wäre es erst gestern gewesen. Ich bin darüber gestolpert, und ich habe es gesehen, und ich strich mit dem Finger darüber und blies die Erde weg. Das war der Anfang. Ein durch lose Erde streichender Finger. Und das hier ist das Ende.«
    »Am Anfang war es eine andere Bobbi«, sagte Gardener.
    »Ja«, sagte Bobbi nachdenklich. Sie sah auf, und in ihren Augen glomm ein versunkener Funke Humor. »Aber auch ein anderer Gard.«

    »Ja. Ja, ich glaube, du weißt, dass es mich wahrscheinlich umbringen wird, da reinzugehen … aber ich werde es trotzdem versuchen.«
    »Es wird dich nicht umbringen.«
    »Nein?«
    »Nein. Und jetzt lass uns von hier verschwinden. Ich habe noch eine Menge zu erledigen. Ich werde heute Nacht im Schuppen sein.«
    Gardener sah Bobbi durchdringend an, aber Bobbi schaute nach oben, von wo die motorisierte Schlinge an ihren Kabeln herunterzockelte.
    »Ich habe Sachen dort drin gebaut«, sagte Bobbi. Ihre Stimme war verträumt. »Ich und ein paar andere. Uns auf morgen vorbereitet.«
    »Sie werden heute Nacht zu dir kommen«, sagte Gardener. Es war keine Frage.
    »Ja. Aber zuerst muss ich sie hierher bringen, damit sie sich die Luke ansehen. Sie … sie haben auch auf diesen Tag gewartet, Gard.«
    »Da wette ich drauf«, sagte Gard.
    Die Schlinge kam unten an. Bobbi drehte sich um, um Gardener mit zusammengekniffenen Augen anzusehen. »Was soll das heißen, Gard?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    Ihre Blicke begegneten sich. Gardener konnte sie jetzt deutlich fühlen, wie sie an seinem Verstand arbeitete, wie sie versuchte, sich in ihn hineinzugraben, und wieder empfand er sein geheimes Wissen und seine geheimen Zweifel wie ein sich immerzu drehendes, gefährliches Juwel.
    Er dachte ganz bewusst:
    (verschwinde aus meinem Kopf, Bobbi, du hast hier nichts zu suchen)
    Bobbi zuckte zurück, als hätte man sie geohrfeigt – aber
ihr Gesicht sah auch ein wenig beschämt aus, als hätte Gard sie dabei erwischt, wie sie irgendwo herumspionierte, wo sie nicht

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