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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einsetzen … so viel, so extrem viel.
    Bevor er den Entschluss fassen konnte, musste er sehen, was sich in Bobbis Schuppen befand.
    5
    Auf halbem Weg zurück stoppte er im kalten, schlüpfrigen Mondlicht, weil ein Gedanke in ihn einschlug – warum hatten sie sich die Mühe gemacht, das Auto zu verstecken? Weil die Mietfirma seinen Verlust melden und wieder Polizisten nach Haven kommen würden? Nein. Die Leute von Hertz oder Avis könnten noch tagelang gar nicht merken, dass es fehlte, und es würde noch länger dauern, bis die Polizei Annes familiäre Beziehungen zu Bobbi herausfand. Mindestens eine Woche, wahrscheinlicher zwei. Und Gardener glaubte, dass Haven sich bis dahin nicht mehr um die Einmischung von Auswärtigen sorgen musste, so oder so.
    Also, vor wem hatten sie das Auto versteckt?
    Vor dir, Gard. Sie haben es vor dir versteckt. Sie wollen immer noch nicht, dass du herausfindest, wozu sie fähig sind, wenn es darum geht, sich selbst zu schützen. Sie haben es versteckt, und Bobbi hat dir gesagt, dass Anne weggefahren ist.
    Er ging zurück, und das gefährliche Geheimnis drehte sich in seinem Kopf wie ein Juwel.

Kapitel drei
Die Luke
    1
    Es geschah zwei Tage später, während Haven niedergestreckt und ausgelaugt unter der Augusthitze dalag. Die Hundstage waren gekommen, aber natürlich gab es keine Hunde mehr in Haven – es sei denn, es befand sich vielleicht einer in Bobbi Andersons Schuppen.
    Gard und Bobbi standen am Grund einer Grube, die inzwischen hundertsiebzig Fuß tief war – die Hülle des Schiffes bildete eine Seite dieser Grube, auf der anderen Seite war hinter dem silbernen Gewebe ein Schnitt durch die Erdschichten zu sehen: Krume, Lehm, Schiefer, Granit und poröses, wasserhaltiges Gestein. Ein Geologe hätte seine Freude daran gehabt. Sie hatten Jeans und Sweatshirts an. An der Oberfläche war es drückend heiß, aber hier unten war es kühl – Gardener kam sich vor wie ein Käfer, der an der Seite eines Wasserspenders entlangkroch. Auf dem Kopf hatte er einen Bauarbeiterhelm, an dem mit silbernem Mehrzweckband eine Taschenlampe befestigt war. Bobbi hatte ihn ermahnt, die Lampe so wenig wie möglich zu benutzen – Batterien waren Mangelware. Er hatte sich Watte in beide Ohren gestopft. Er benutzte einen Pressluftbohrer, um große Felsstücke loszurütteln. Bobbi befand sich am anderen Ende der Grube und tat dasselbe.
    Gardener hatte sie an diesem Morgen gefragt, weshalb sie bohren mussten. »Mir haben die explodierenden Radios
besser gefallen, Bobbi, altes Mädchen«, sagte er. »Wenig Muskelschmalz, wenig Hirnschmalz, und trotzdem knallt’s, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Bobbi lächelte nicht. Bobbi schien ihren Sinn für Humor zusammen mit ihrem Haar zu verlieren.
    »Wir sind jetzt zu nahe dran«, sagte Bobbi. »Wenn wir Sprengstoff verwenden, könnten wir etwas beschädigen, das wir nicht beschädigen wollen.«
    »Die Luke?«
    »Die Luke.«
    Gardeners Schultern taten weh, und die Platte in seinem Kopf tat auch weh – das war wahrscheinlich ein geistiges Problem, Stahl konnte nicht wehtun, aber es fühlte sich immer so an, wenn er hier unten war –, und er hoffte, Bobbi würde bald das Signal geben, dass es Zeit für die Mittagspause war.
    Er ließ den Bohrer sich wieder ratternd in Richtung des Schiffes fressen, wobei er sich kaum Gedanken machte, ob er über die silbergraue Hülle schrammte. Er hatte festgestellt, dass man darauf achten musste, die Spitze des Bohrers nicht zu heftig auf die Hülle treffen zu lassen; sonst hätte die Spitze zurückprallen und einem den Fuß abreißen können, wenn man nicht aufpasste. Das Schiff selbst war gegenüber dem rauen Biss des Bohrers ebenso unverwundbar, wie es gegenüber dem Sprengstoff gewesen war, den er und seine Helfer benutzt hatten. Wenigstens bestand keine Gefahr, dass die Ware beschädigt wurde.
    Der Bohrer berührte die Oberfläche des Schiffes – und plötzlich wurde aus dem stetigen Maschinengewehrrattern ein hohes Heulen. Er glaubte, Rauch von der kreisenden Bohrerspitze aufsteigen zu sehen. Er hörte ein Knacken. Etwas flog an seinem Kopf vorbei. Das alles geschah in weniger als einer Sekunde. Er schaltete den Bohrer ab und sah,
dass die Bohrspitze fast völlig verschwunden war. Nur ein zackiger Stumpf war übrig geblieben.
    Gardener drehte sich um und sah das Stück, das an seinem Kopf vorbeigesaust war, im Fels der Grube stecken. Es hatte einen Faden des Netzes sauber durchtrennt. Verspätet ereilte ihn der

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