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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie hatte auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer gesessen, Anne auf der einen und ihrer Mutter auf der anderen Seite. Sie hatte einen Hamburger gegessen und zugesehen, wie die Polizei in Dallas Lee Harvey Oswald durch eine Tiefgarage eskortierte. Es waren eine Menge Polizisten aus Dallas vor Ort. So viele, dass der Fernsehsprecher, der dem Land erzählte, dass jemand Oswald vor all diesen Polizisten erschossen hatte – vor all diesen Amtspersonen –, nur die leiseste Ahnung zu haben schien, wie und auf welche Weise etwas schiefgegangen war.

    Soweit sie es beurteilen konnte, hatte die Polizei von Dallas ihre Sache, John F. Kennedy und Lee Harvey Oswald zu schützen, so gut gemacht, dass sie sich zwei Jahre später um die Rassenunruhen kümmern durfte und dann um den Krieg in Vietnam. Andere Einsätze waren gefolgt: Die Handhabung des Ölembargos zehn Jahre nach der Ermordung Kennedys, die Verhandlungen um die Befreiung der amerikanischen Geiseln aus der Botschaft in Teheran sicherzustellen, und als deutlich wurde, dass die Kaftanträger nicht auf die Stimme von Vernunft und Autorität hören würden, da hatte Jimmy Carter die Polizei von Dallas zur Rettung dieser armen Kerle ausgeschickt – schließlich konnte man davon ausgehen, dass die Amtspersonen, die die Kent-State-Affäre mit so klarer, kühler Souveränität gehandhabt hatten, die Art von Aufgaben, wie sie die Jungs aus Mission: Impossible allwöchentlich erledigten, ebenfalls meistern würden. Nun, dabei hatte die gute alte Polizei von Dallas ein bisschen Pech gehabt, aber im Großen und Ganzen hatte sie die Situation unter Kontrolle. Man musste sich nur ansehen, wie verdammt ordentlich die Weltlage in den Jahren geworden war, seit ein Mann im billigen T-Shirt mit Vitalis auf dem schütteren Haar und Hühnerbratfett unter den Fingernägeln einem Präsidenten das Gehirn herausgepustet hatte, während dieser auf dem Rücksitz eines Lincoln saß, der die Straße einer Rinderzüchterstadt in Texas entlangrollte.
    Ich werde es Jim Gardener sagen. Wenn er zurückkommt. Gard wird wissen, was zu tun ist, wie man sich verhalten muss. Zumindest wird er ein paar Ideen haben.
    Annes Stimme: Du wirst einen amtlich beglaubigten Irren um Rat fragen. Großartig.
    Er ist kein Irrer. Nur ein wenig seltsam.
    Ja, während der letzten Demonstration in Seabrook wurde
er mit einem geladenen Fünfundvierziger im Rucksack festgenommen. Klar, das ist nur seltsam.
    Anne, sei still.
    Sie jätete. Sie jätete den ganzen Vormittag in der heißen Sonne, der Rücken ihres T-Shirts war schweißnass, die Vogelscheuche vom letzten Jahr trug den Hut, den sie normalerweise zum Schutz vor der Sonne aufsetzte.
    Nach dem Mittagessen legte sie sich zu einem Nickerchen hin, konnte aber nicht schlafen. Alles Mögliche ging ihr durch den Kopf, und die Stimme dieses Fremden wollte einfach nicht verstummen: Grab es aus, Bobbi, es ist okay, grab es aus …
    Bis sie schließlich wirklich aufstand, nach Brecheisen, Spaten und Schaufel griff und sich in den Wald aufmachte. Am hinteren Ende ihres Feldes blieb sie stehen, runzelte nachdenklich die Stirn, dann kehrte sie um und holte noch ihre Spitzhacke. Peter war auf der Veranda. Er sah flüchtig auf, machte aber keine Anstalten, Anderson zu folgen.
    Anderson war nicht sonderlich überrascht.
    3
    Etwa zwanzig Minuten später stand sie oberhalb davon und blickte über den bewaldeten Abhang hinunter auf die Ausschachtung, mit der sie, wovon sie mittlerweile fest überzeugt war, einen winzigen Teil eines außerirdischen Raumschiffs freigelegt hatte. Die graue Hülle war so solide wie ein Engländer oder ein Schraubenzieher und setzte sich gegen alle Träume und Hirngespinste und Mutmaßungen zur Wehr; es war da. Die Erde, die sie zu beiden Seiten
aufgeworfen hatte, feucht und schwarz und geheimnisvoll wie der Wald selbst, war jetzt dunkelbraun – immer noch vom Regen der vergangenen Nacht durchnässt.
    Als sie den Abhang hinabstieg, knirschte ihr Fuß auf etwas, was sich wie eine Zeitung anhörte. Es war keine Zeitung; es war ein toter Spatz. Zwanzig Schritte entfernt lag eine tote Krähe, deren Füße auf komische Weise in die Luft zeigten, wie bei einem toten Vogel in einem Cartoon. Anderson hielt inne, sah sich um und erblickte die Leichen von drei weiteren Vögeln – noch eine Krähe, ein Blauhäher und eine Scharlachtangane. Keine Spuren. Einfach tot. Und an keinem auch nur eine einzige Fliege.
    Sie kam bei der Grube an und ließ das Werkzeug auf den Boden

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