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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Dichtung und Politik passen selten zusammen, Dichtung und Propaganda niemals?
    »Danke«, sagte er.
    »Klar.« Der Junge hielt die Tasche so, dass Gardener die beiden trockenen Notizbücher hineinfallen lassen konnte.
»Ein Wunder, dass Sie überhaupt noch etwas haben. Im Sommer wimmelt es hier von Taschendieben. Muss am Park liegen.«
    Der Junge streckte den Daumen aus, und Gardener sah die Silhouette der Achterbahn vor dem Himmel. Gardeners erster Gedanke war, dass es ihm irgendwie gelungen war, sich nordwärts bis nach Old Orchard Beach zu schleppen, bevor er zusammengebrochen war. Aber beim zweiten Hinsehen änderte er seine Meinung. Kein Pier.
    »Wo bin ich?«, fragte Gardener, und sein Verstand glitt mit unheimlicher Schnelligkeit zu der Gefängniszelle und dem nasebohrenden Deputy zurück. Einen Augenblick lang war er sich sicher, der Junge würde sagen: Was glauben Sie denn, wo Sie sind?
    »In Arcadia Beach.« Der Junge schien halb belustigt und halb verächtlich zu sein. »Sie scheinen letzte Nacht ja wirklich einen draufgemacht zu haben, Mister.«
    »Letzte Nacht und die Nacht zuvor«, sang Gardener mit ein wenig eingerosteter, ein wenig unheimlicher Stimme. »Tommyknockers, Tommyknockers klopften an mein Tor.«
    Der Junge blinzelte Gardener überrascht an … und dann versetzte er ihn in Entzücken, indem er einen Paarreim hinzufügte, den Gardener noch nie gehört hatte: »Ich möchte hinaus, weiß nicht, ob ich’s kann, ich hab’ solche Angst vor dem Tommyknocker-Mann.«
    Gardener lächelte … aber das Lächeln wandelte sich in ein Zucken aufgrund eines neuen Schmerzschubs. »Von wem hast du das gehört, Junge?«
    »Von meiner Mutter. Als ich ein Baby war.«
    »Ich habe auch von meiner Mutter von den Tommyknockers gehört«, sagte Gardener. »Aber nicht diesen Teil.«
    Der Junge zuckte die Achseln, als hätte das Thema auch noch das geringe Interesse verloren, das es für ihn gehabt
hatte. »Sie hat sich immer alles mögliche Zeug ausgedacht.« Er musterte Gardener. »Haben Sie keine Schmerzen?«
    »Junge«, sagte Gardener und beugte sich feierlich nach vorn, »um es mit den unsterblichen Worten von Ed Sanders und Tuli Kupferberg auszudrücken: Ich fühle mich wie hausgemachte Scheiße.«
    »Sie sehen aus, als wären Sie ziemlich lange betrunken gewesen.«
    »Ja? Woher würdest du das wissen?«
    »Meine Mutter. Bei ihr waren es immer komische Sachen wie die Tommyknockers, oder sie war zu verkatert, um überhaupt zu sprechen.«
    »Hat sie es aufgegeben?«
    »Ja. Autounfall«, sagte der Junge.
    Plötzlich jagten Gardener Schauer über den Körper. Der Junge schien es nicht zu bemerken; er studierte den Himmel und folgte der Bahn einer Möwe. Sie flog durch einen zartblauen Morgenhimmel mit wenigen Schäfchenwölkchen und wurde einen Augenblick schwarz, als sie vor das aufsteigende rote Auge der Sonne flog. Sie landete auf dem Wellenbrecher, wo sie auf etwas einpickte, das Möwen wahrscheinlich schmeckte.
    Gardener sah von der Möwe zu dem Jungen. Dies alles nahm entschieden den Charakter eines Omens an. Der Junge kannte die sagenhaften Tommyknockers. Wie viele Kinder auf der Welt wussten von ihnen, und wie standen die Chancen, dass Gardener ausgerechnet auf eines traf, das a) von ihnen wusste und b) seine Mutter durch den Suff verloren hatte?
    Der Junge griff in seine Tasche und holte Kracher heraus. Süßer Vogel Jugend, dachte Gardener und lächelte.
    »Möchten Sie ein paar anzünden? Den Vierten feiern. Könnte Sie aufmuntern.«

    »Den Vierten? Den vierten Juli? Ist das heute?«
    Der Junge lächelte ihn verschmitzt an. »Arbor Day ist es jedenfalls nicht.«
    Der sechsundzwanzigste Juni war der Tag gewesen … er rechnete zurück. Heiliger Himmel. Er hatte acht Tage, die geschwärzt waren. Na ja … nicht ganz. Das wäre eigentlich besser gewesen. Lichte Stellen, die keineswegs erwünscht waren, fingen an, ein Teil der Dunkelheit zu erhellen. Der Gedanke, dass er jemanden verletzt hatte – wieder einmal –, wurde nun in seinem Geist zur Gewissheit. Wollte er wissen, wer diese Person
    (Arglebargle) war, oder was er ihm oder ihr angetan hatte? Wahrscheinlich nicht. Am besten sollte er Bobbi anrufen und dann ein Ende machen, bevor er sich erinnerte.
    »Mister, wie sind Sie zu der Narbe an der Stirn gekommen? «
    »Beim Skilaufen gegen einen Baum geprallt.«
    »Wette, das hat wehgetan.«
    »Ja, sogar schlimmer als jetzt, aber nicht viel. Weißt du, wo hier eine Telefonzelle ist?«
    Der Junge deutete

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