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Das Monstrum

Das Monstrum

Titel: Das Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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9 entlang. Und obwohl er fieberte und sehr müde war, ging er ziemlich schnell – tatsächlich dauerte es nicht lange, bis er fast rannte.
    5
    Es war halb acht, als Gardener schließlich Bobbis Haus erreichte – das die Einheimischen selbst nach all den Jahren noch das alte Garrick-Haus nannten. Gardener kam die Straße entlanggelaufen, er keuchte, und seine Gesichtsfarbe war dunkel und ungesund. Da stand der Rural-Free-Briefkasten mit leicht geöffneter Klappe, so wie Bobbi und Joe Paulson, der Postbote, ihn immer zurückließen, damit Peter sie leichter mit der Pfote aufmachen konnte. Da war die Einfahrt, in der Bobbis blauer Pick-up parkte. Die Gegenstände auf der Ladefläche waren mit einer Plane abgedeckt, um sie vor dem Regen zu schützen. Und da war das Haus selbst, hinter dem Ostfenster, wo Bobbi ihren Schaukelstuhl stehen hatte und immer las, war Licht.
    Alles schien in Ordnung zu sein, kein einziger Misston. Vor fünf Jahren – sogar noch vor dreien – hätte Peter bei der Ankunft eines Fremden gebellt, aber Peter war älter geworden. Verdammt, das waren sie alle.
    Während er draußen stand, hatte Bobbis Haus denselben idyllischen Liebreiz für ihn wie der Ausblick nach Westen an der Stadtgrenze – es repräsentierte all das, was Gardener sich für sich selbst wünschte. Ein Gefühl des Friedens oder vielleicht nur das Gefühl, irgendwo hinzugehören. Er konnte eindeutig nichts Seltsames sehen, während er am Briefkasten stand. Es sah aus – machte den Eindruck – wie das Haus von jemand, der mit sich selbst im Reinen war. Nicht unbedingt ruhig, in Rente oder fernab aller weltlichen Kümmernisse … aber ausgeglichen. Dies war das Haus einer normalen, vergleichsweise glücklichen Frau. Es war nicht im Tornado-Streifen erbaut worden.
    Gleichzeitig war irgendetwas falsch.
    Er stand da, der Fremde hier draußen im Dunkeln

    (aber ich bin kein Fremder, ich bin ein Freund ihr Freund Bobbis Freund … oder nicht?)
    und plötzlich stieg ein beängstigender Impuls in ihm auf: zu gehen. Einfach auf dem Absatz kehrtzumachen und zu verduften. Denn plötzlich bezweifelte er, ob er wissen wollte, was in dem Haus vor sich ging, in welche Schwierigkeiten Bobbi sich gebracht hatte.
    (Tommyknockers, Gard, genau das, Tommyknockers)
    Er zitterte.
    (letzte Nacht und die Nacht zuvor, Tommyknockers, Tommyknockers klopften an Bobbis Tor, und ich weiß nicht, ob er kann)
    Schluss damit.
    (Gard hat solche Angst vor dem Tommyknocker-Mann)
    Er leckte sich die Lippen und versuchte sich einzureden, dass sie nur vom Fieber so trocken waren.
    Verschwinde, Gard. Blutmond.
    Seine Angst war jetzt wirklich sehr groß und wäre es irgendjemand außer Bobbi gewesen – irgendjemand außer seiner letzten Freundin –, dann wäre er tatsächlich verduftet. Das Farmhaus sah rustikal und freundlich aus, das Licht, das zum Ostfenster herausdrang, war gemütlich, und alles sah gut aus … aber die Bretter und das Glas, die Steine in der Einfahrt, sogar die Luft, die sich gegen sein Gesicht presste … das alles rief ihm zu, zu gehen, zu verschwinden. Es gab Dinge in diesem Haus, die waren schlimm, gefährlich, vielleicht sogar böse.
    (Tommyknockers)
    Aber was immer drinnen sein mochte, Bobbi war es auch. Er hatte nicht die ganze Strecke, den größten Teil davon im strömenden Regen, zurückgelegt, um in letzter Sekunde kehrtzumachen und wegzulaufen. Deshalb entfernte er sich trotz seines Grauens vom Briefkasten und schritt langsam
die Einfahrt entlang, wobei er zusammenzuckte, als sich die spitzen Steine in seine bloßen Fußsohlen bohrten.
    Dann wurde die Eingangstür aufgerissen, und das Herz schlug ihm mit einem einzigen heftigen Aufbäumen bis zum Hals, und er dachte: Es ist einer von ihnen, einer von den Tommyknockers, er wird angerannt kommen und mich packen und fressen! Es gelang ihm gerade noch, einen Schrei zu unterdrücken.
    Die Silhouette auf der Schwelle war dünn – viel zu dünn für Bobbi Anderson, dachte er, die nie dick gewesen war, aber kräftig gebaut und angenehm rund an genau den richtigen Stellen. Aber die Stimme, so schrill und zittrig sie auch war, war ohne jeden Zweifel die von Bobbi … und Gardener entspannte sich ein wenig, denn Bobbi hörte sich noch entsetzter an, als er sich gefühlt hatte, als er neben dem Briefkasten stand und zum Haus gesehen hatte.
    »Wer ist da? Wer ist es?«
    »Ich bin es, Gard, Bobbi.«
    Eine lange Pause. Schritte auf der Veranda.
    Argwöhnisch: »Gard? Bist du es

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