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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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interessantes Wordsworth-Zitat über flüchtige Gesetzesbrecher ausgegraben, die sich im Lake District versteckten. Ich habe ihm zurückgemailt und mitgeteilt, wie wir den Stammbaum geknackt haben. Man weiß ja bei Anthony nie - er hat tolle Quellen. Vielleicht findet er irgendetwas.«
    »Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können«, sagte Dan. »Also, erzähl mir von den Clewlows.« Kindheitserinnerungen beschäftigten Jane auf der Fahrt nach Keswick. Aber selbst wenn sie den silbernen Audi bemerkt hätte, der ihr vom Ortsrand in Fellhead an nachgefahren war, hätte sie sich wahrscheinlich nichts weiter dabei gedacht. Es gibt so wenige Straßen im Lakeland und so wenige Orte, an denen man vorbeikommt, dass es möglich wäre, einige Zeit ein Fahrzeug hinter sich fahren zu sehen, ohne dass man diesen Umstand für verdächtig halten würde. Alices Haus stand in einer Sackgasse mitten in der Zeile von Reihenhäusern, die mit Fachwerk und Gips einen traditionellen Stil repräsentieren sollten. Diese Häuser wirkten in der Landschaft nicht ganz so deplatziert wie die der leitenden Angestellten aus dunkelrotem Backstein, die überall in der Gegend gebaut worden waren. Drei Autos standen eng hintereinander in der Einfahrt und noch ein paar andere halb auf dem Gehweg an beiden Straßenseiten. Jane hielt hinter dem am weitesten entfernt geparkten Fahrzeug an, und sie gingen ein Stück zurück, wobei Jane den selbstgebackenen Apfel-Zimt-Kuchen trug, den ihre Mutter ihr noch schnell mitgegeben hatte. »Du kannst doch nicht mit leeren Händen dort auftauchen«, hatte sie erklärt.
    Jane klingelte und wartete. Die Stimme eines Mannes rief: »Ich geh schon«, und die Tür wurde geöffnet. Sie konnte kaum glauben, dass sie so ein Glück hatte. Auf der Schwelle stand Jimmy Clewlow, der genauso aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte, und erstaunt ausrief: »Jane Gresham!« Er machte den Mund ein paarmal auf und wieder zu, als versuche er, die rechten Worte für diese Begegnung zu finden. »Es tut mir so leid, ich wollte nur mein Beileid aussprechen«, sagte sie.
    »Ja, klar. Komm rein«, stammelte er. »Halb Fellhead ist schon hier. Aber du, ich bin einfach ... gerührt, nehme ich an. Über dich. Einfach so vorbeizukommen.«
    Jane nickte. »Meine Mum konnte nicht kommen. Sie hat mich gebeten, euch das zu bringen.« Sie überreichte ihm den Kuchen. »Und das ist mein Kollege, Dan Seabourne. Er ist zur Zeit hier auf Besuch.«
    Jimmys Aufmerksamkeit richtete sich auf Dan. Auch sein Gesichtsausdruck veränderte sich, aus Verwirrung wurde deutliches Interesse. Jimmy schüttelte Dan die Hand. Dan legte seine andere Hand darüber und sah ihm mitfühlend in die Augen. »Herzliches Beileid.«
    Jimmy nickte. »Danke. Kommt doch rein. Alle sind im Wohnzimmer, außer Grandma natürlich, sie ist im hinteren Zimmer. Möchtest du ... du weißt schon ...?«, fragte er Jane. Sie schien verlegen. »Schon gut ... Ich hab für solche Dinge nicht so viel übrig.« Sie folgten ihm durch den Flur in einen Raum mit niedriger Decke, der sich über die ganze Länge des Hauses erstreckte. Jimmy hatte nicht übertrieben. Halb Fellhead war da, und die meisten Leute betrachteten sie und Dan neugierig.
    Alice bemerkte, dass neue Gäste gekommen waren, und entschuldigte sich bei der Frau, die die Geschenkeboutique in Fellhead führte. Alice hatte sich im Lauf der Jahre überraschend wenig verändert. In ihrem braunen Haar zeigten sich an den Schläfen erste Silberfäden, aber die wenigen Falten auf ihrem Gesicht zeugten eher vom Lachen als von Unzufriedenheit. Sie trug einen schlichten schwarzen Hosenanzug und große halbmondförmige Silberohrringe. »Danke fürs Kommen«, sagte sie automatisch, und ihr breiter Mund verzog sich zu einem unbeschwerten Lächeln. »Es tut mir sehr leid. Ich hab deine Großmutter sehr gern gehabt«, sagte Jane wahrheitsgemäß.
    Alice runzelte leicht die Stirn, als wisse sie nicht recht, wo sie Jane zuordnen sollte.
    »Das ist Jane Gresham und ihr Freund Dan Seabourne«, warf Jimmy hilfsbereit ein. »Du erinnerst dich doch an Jane, oder, Alice? Aus Fellhead? Ich hab oft mit ihr und ihrem Bruder Matthew oben in Langmere Stile gespielt.« Er hielt den Kuchen hoch. »Sie hat einen Kuchen gebracht.« Alice neigte bestätigend den Kopf. »Danke. Natürlich erinnere ich mich an dich. Du lebst jetzt in London, oder?« »Stimmt. Ich bin für zwei Wochen hier, weil ich mit Dan an einem Forschungsprojekt arbeite. Mum hat mir gestern

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