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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Kommst du klar?«
    »Ja. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin ganz ruhig.« »Du weißt aber, dass du kein Licht anmachen darfst, wenn es dunkel wird? Das kann man nämlich vom Haus aus sehen.«
    Tenille nickte niedergeschlagen. »Ich weiß. Ich vermute, ich werd mich einfach ans Schlafen gewöhnen müssen, oder?« »Stimmt. Hör mal, ich werde versuchen, später heute Abend nochmal zu kommen, aber ich kann's nicht versprechen. Es kann auch morgen werden. Aber ich tu mein Bestes.« Jane streckte den Arm aus und tätschelte Tenilles Hand. Sie war sich kein bisschen bewusst, dass sie damit das Benehmen ihrer eigenen Mutter nachahmte. »Versuch, dich nicht verrückt zu machen.«
    Ihre Worte klangen selbst in ihren eigenen Ohren hohl, als sie zum Haus zurückging. Versuch, dich nicht verrückt zu machen. Ja, toll. Als ob man die Wahl hätte. Wie lange, fragte sie sich, bekam man wohl dafür, wenn man einen Flüchtigen vor der Justiz versteckte? Das würde Matthew gefallen.
    Nicht davon zu reden, dass dadurch für ihn der Weg zu dem Manuskript frei würde, das sie als das ihre zu betrachten begann.
    Dieser Gedanke brachte sie wieder an den Küchentisch zu den Urkunden über Geburten, Heiraten und Todesfälle zurück, die sie noch nicht durchgesehen hatte. Als Judy vom Gottesdienst zurückkam, war sie fast fertig. »Wie kommst du voran?«, fragte ihre Mutter, nachdem sie in den Ofen geschaut hatte.
    »Besser, als ich dachte. Und die beste Nachricht ist, dass die Person, die mit der größten Wahrscheinlichkeit in Frage kommt, hier nur ein Stück weiter oben wohnt.« »Tja, so ist es eben im Lakeland. Kleine Welt. Also, wer ist es?«
    »Edith Clewlow.« Jane suchte den Zettel, auf dem sie sich die Notiz gemacht hatte. »Edith Clewlow?«, wiederholte Judy bestürzt. »Du weißt doch, sie wohnt oben in Langmere Stile. Wir haben mit ihrem jüngsten Enkel Jimmy gespielt.« Jane hob den Blick und sah den Gesichtsausdruck ihrer Mutter. »Was ist los?«
    Judy setzte sich schwerfällig hin. »Sie ist gestern Abend gestorben. Edith Clewlow ist gestern Abend gestorben.«

 
     
     
    Wir verließen Tahiti zum letzten Mal am 23. September. Edward Young, John Adams, John Williams, William McKoy, Isaac Martin, Matthew Quintal, John Mills und William Brown begleiteten mich. Auch sechs eingeborene Männer und zwölf Frauen waren dabei. Mein Ziel war es, eine unbewohnte Insel zu finden, wo es schwierig war, vor Anker zu gehen, die abseits der Segelrouten lag und uns ernähren konnte. Wir reisten einige Monate und suchten nach einem passenden Ort für eine Siedlung, aber obwohl wir auf mehreren Inseln recht friedlich Handel trieben, um Nahrung und Wasser zu erhalten, konnten wir keinen Ort mit den Voraussetzungen finden, die ich mir für unseren Wohnort vorgestellt hatte. Schließlich begriff ich, dass wir die Inselgruppen hinter uns lassen mussten, wo die Eingeborenen frei von Insel zu Insel fuhren, und einen entfernten Ort suchen mussten, wo wir keine Nachbarn in unserer Nähe haben würden. Nachdem ich lange Blighs Karten studiert hatte, beschloss ich, dass wir uns nach Pitcairn aufmachen sollten.

27
    Matthew starrte, ohne etwas wahrzunehmen, auf die über die Tische gebeugten Köpfe im Klassenzimmer. Die Kinder waren still und arbeiteten an den Rechenaufgaben, die er ihnen gegeben hatte. Er fing die Woche immer gern mit einer Aufgabe an, die Konzentration verlangte, um eine klare Trennlinie zwischen der Freizügigkeit ihrer freien Tage und der Disziplin in der Schule zu ziehen. Er hatte ihnen eine Weile Zeit gegeben, um die an der Tafel angeschriebenen Aufgaben zu lösen, bevor er nach der großen Pause zum Ahnenforschungsprojekt überging.
    Was Jane ihm beim gestrigen Mittagessen vorgeworfen hatte, schmerzte ihn immer noch. »Wann wolltest du mir denn von Dorcas Mason erzählen?«, hatte sie sofort gefragt, als er die Küche betrat.
    »Heute«, sagte er und war sich bewusst, dass er ihr moralisch überlegen war. »Als du neulich ihren Namen erwähntest, dachte ich, das erinnert mich an etwas, aber ich wollte dir keine falsche Hoffnung machen. Deshalb ging ich nach Hause und sah mir die Arbeitsunterlagen der Kinder nochmal an. Es war zu spät, um dich anzurufen, und gestern war ich den ganzen Tag unterwegs.«
    »Du hast immer eine Antwort parat, oder?«, sagte Jane. »Warum kannst du's nicht zugeben, Matthew? Du wolltest versuchen, das Manuskript selbst zu finden und den Ruhm für dich in Anspruch zu nehmen.«
    »Ich hab dir doch

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