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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Dan. Jimmy nickte eifrig. »Mach dir keine Gedanken. Hört mal, ihr seid doch noch 'ne Weile hier? Ich bin nämlich noch bis zur Beerdigung da. Aber ich dreh durch, wenn ich mir bis dahin den Verein hier anhören muss. Habt ihr Lust, mal was trinken zu gehen?«
    Jane war verblüfft, wie schnell sich der Zweck ihres Besuchs geändert hatte. »Okay, ja. Ruf bei meinen Eltern an. Sie stehen im Telefonbuch.«
    Dan warf Jimmy ein Lächeln zu. »Gute Idee. Hören Sie, ich weiß, das passt jetzt nicht so richtig hierher ... aber ich mag Ihre Musik wirklich sehr.«
    Jimmy war überrascht. »Danke. Das hör ich hier oben nicht oft.«
    »Es wäre mir ein Vergnügen, Sie zu einem Drink einzuladen«, fügte Dan hinzu.
    »Ich freu mich drauf.« Jimmy öffnete die Tür und blieb stehen, während sie auf ihr Auto zugingen. »Jane«, rief er, als sie ein paar Meter weg war. »Es gibt keine Papiere. Ehrlich.«
    Sie blickte über ihre Schulter zurück und sah sein unsicheres Lächeln und wusste, dass er die Wahrheit sagte. »Jetzt sind wir genauso weit wie vorher«, murmelte sie. Dan schaute zu Jimmy zurück. »Ach, ich würde nicht sagen, dass das reine Verschwendung war. Er ist total süß.« Jane verdrehte die Augen. »Er ist hetero. Und du hast schon einen Freund.«
    Dan machte die Wagentür auf. »Wie auch immer. Ich glaube, Jimmy könnte uns sehr nützlich sein. Wir müssen ihn auf unsere Seite bekommen und zusehen, dass es so bleibt.«
    Sharon Cole saß zusammengekauert in Donna Blairs Büro. Sobald sie die Postkarte aus ihrer Tasche gezogen und sie der Kriminalbeamtin gegeben hatte, war Donna weggegangen. Sie hielt die Karte an einer Ecke fest und sagte Sharon, sie solle sitzen bleiben, bis sie zurück sei. Das war vor fast zwanzig Minuten gewesen, und Sharon wünschte, sie hätte sich nicht darum gekümmert. Wenn das so weiterging, würde sie zu spät zur Arbeit kommen - und wofür? Tenille war ja nicht blöd. Sie wollte Sharon nur wissen lassen, dass es ihr gut ging. Sie nahm bestimmt an, dass Sharon die Karte der Polizei zeigen würde. Wenn sie sie in Oxford abgeschickt hatte, war es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass sie vorhatte, sich mit dem nächsten Bus oder Zug von dort abzusetzen. Es würde die Bullen nicht einen Zentimeter bei ihrer Suche nach Tenille weiterbringen, und ihr vermasselte es den ganzen Tag.
    Weitere zehn Minuten vergingen, bevor Donna zurückkam. »Danke, dass Sie das gebracht haben, Sharon«, sagte sie, als wären sie gute Freundinnen oder so ähnlich. »Das macht es mir leichter, Ihnen zu glauben, wenn Sie sagen, Sie hätten mit alldem nichts zu tun. Und Sie sind sicher, dass das Tenilles Schrift ist?«
    Sharon nickte. »Sie macht immer diese komischen kleinen Kreise über dem ›I‹.«
    »Ich werde das überprüfen, wissen Sie. Sie muss ja hin und wieder in der Schule etwas geschrieben haben.« Sie hielt inne und wartete auf eine Reaktion, aber es kam keine. »Kennt sie jemanden, der in Oxford oder in der Nähe wohnt, soweit Sie wissen?«
    Sharon warf Donna einen Blick zu, der so viel besagte wie ›Sind Sie noch bei Trost?‹.
    »Wie soll sie jemand von dort kennen? Sie ist ja kaum mal aus London rausgekommen und schon gar nicht nach Oxford.«
    »Vielleicht ist eine Schulfreundin weggezogen?«, versuchte es Donna weiter.
    »Nicht, dass ich je so etwas gehört hätte. Ich hab Ihnen ja gesagt, sie hatte nicht viele Freunde. Und zu einer Schulfreundin konnte sie sowieso nicht gehen. Wie sollte die sie denn verstecken? Die hat doch eine Familie, und selbst in den miesesten Familien würde man es merken, wenn ein Kind mehr im Haus ist.«
    »Ich muss alle Möglichkeiten überprüfen. Sie glauben also nicht, dass sie sich für Oxford als Reiseziel entscheiden würde?«
    Sharon schnaubte. »Ich glaube nicht mal, dass sie weiß, wo Oxford liegt.«
    Donna ging durch ihr Büro und starrte auf ihre vollgestopften Regale. Dann zog sie etwas heraus und löste beinah eine Papierlawine aus. Sie knallte den Straßenatlas auf ihren Schreibtisch und öffnete ihn auf der Seite mit den Fahrtrouten. »Ich weiß, wo Oxford ist«, sagte sie. »Und ich weiß auch, dass man durch Oxford fahren muss, um in eine bestimmte Gegend zu kommen.« Sie stieß mit einem Finger auf die Karte.
    Sharon runzelte die Stirn. »Welche war das denn?«, fragte sie und schaute ausdruckslos auf Städtenamen, von denen sie noch nie gehört hatte.
    »Es ist der Lake District, Sharon. Wo Jane Gresham herkommt.«

 
     
     
    Zwei Monate

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