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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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für mein Rad auf dem Regal im Flur liegt.« Jane starrte sie wütend an.
    Tenille zuckte die Schultern und hatte den Mund voller Wurst und dem zartmürben Teig. »Darauf lass ich es ankommen«, murmelte sie, als sie endlich runtergeschluckt hatte. »He, das schmeckt gut.«
    »Unser Glück, dass meine Mutter meint, ich hätte einen Appetit wie eine ganz Kompanie«, sagte Jane. »Aber warum bist du mitten in der Nacht in der Gegend herumgefahren?« Tenille sah schuldbewusst aus. »Ich musste doch mal hier raus. Mann, ich hab fast 'n Koller gekriegt. Lass du dich mal hier drin rund um die Uhr einsperren, dann werden wir sehen, wie lange du das aushältst.«
    »Es geht um mehr als das«, sagte Jane. »Ich merke, dass du mir etwas verheimlichst.«
    Jetzt sah das Mädchen definitiv durchtrieben aus. »Frag nicht, dann wirst du nicht angelogen.« »Ich will die Wahrheit wissen, Tenille. Hör auf mit diesen verdammten Ausflüchten. Ich riskiere viel für dich, da ist es das Mindeste, dass du ehrlich mit mir bist.« Jane war echt wütend.
    Tenille weigerte sich, ihr in die Augen zu schauen. »Ich wollte doch nur helfen«, sagte sie.
    »Helfen - wie denn? Was ist denn so hilfreich daran, wenn du mitten in der Nacht herumfährst?« Tenille zappelte mit den Füßen in ihrem Schlafsack. »Ich habe die alten Leute besucht«, sagte sie. »Was? Welche alten Leute?«
    »Die, mit denen du über dieses Manuskript gesprochen hast. Ich dachte, du bist zu gutmütig, Jane. Jeder könnte dich anlügen, und du würdest es nicht merken, da du ihnen vertraust. Also hab ich mir gedacht, sie haben vielleicht gelogen, als sie behaupteten, sie hätten keine Papiere.« Jane war völlig entgeistert. »Du bist in ihre Häuser eingebrochen?«
    »Ich hab nichts kaputtgemacht«, protestierte Tenille. »Ich hab eine Möglichkeit gefunden, reinzugehen, dann hab ich mich umgesehen.«
    Ein schrecklicher Verdacht meldete sich in Janes Kopf, obwohl sie das Mädchen so gut kannte. »Du hast sie doch nicht erschreckt, oder?«
    Tenille sah sie voller Verachtung an. »Natürlich nicht. Als ich zu dieser Edith gegangen bin, war sie schon tot und erledigt, das Haus war leer. Und bei der anderen Leiche im Haus in Grasmere genauso. Wenn irgendjemand jemanden erschreckt hat, dann waren sie es. Mann, ich hab mir gestern Nacht fast in die Hose gemacht. Ich bin zu dem Haus von diesem Typen Edward Fairfield in Keswick gegangen. Sobald ich reinkam, hab ich gedacht, da ist doch irgendwas faul. Es hat so komisch gerochen. Wie Scheiße. Jedenfalls bin ich ins Wohnzimmer gegangen, und da war er, saß auf seinem Sessel, mausetot.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich sag dir, ich hab in letzter Zeit genug tote Leute gesehen, das reicht mir jetzt mal 'ne Weile.«
    Jane erholte sich endlich so weit, dass sie wieder sprechen konnte. »Er war tot?«, fragte sie. »Eddie Fairfield war tot?« Tenille nickte. »Ich hab seine Hand berührt, nur um sicherzugehen. Er war eiskalt, Jane. Es war nicht schön. Sein Mund war offen, und ich konnte seine falschen Zähne sehen und alles. Und er hatte sich vollgeschissen. Daher kam der Gestank.«
    »Was hast du gemacht?«
    Tenille mampfte weiter. »Ich konnte ja nix tun, oder? Er war schon längst hinüber. Da hab ich nur das gemacht, weshalb ich gekommen war, und hab das Haus durchsucht.« Sie sah zu Jane auf. »Schau mich nicht so an. Verdammt, was hätte ich denn tun sollen? Er war schon tot, Jane. Alte Leute sterben dauernd, so sind sie eben. Ich bin hingegangen, weil ich etwas vorhatte, und das habe ich erledigt. Ich hab niemandem wehgetan, und ich hab auch nichts gefunden, es ist, als wäre ich nie dort gewesen.«
    Jane stützte ihren Kopf in beide Hände. »Ich fass es nicht.« »Ich wollte doch nur helfen«, sagte Tenille weinerlich. »Ich meine, ich kann es nicht glauben, dass wieder einer von den Alten gestorben ist. Das sind schon drei, alle von Dorcas' Seite der Familie. Drei innerhalb von vier Tagen. Das ist nicht normal.«
    Ihre Worte klangen gedämpft, aber Tenille hörte sie deutlich genug.
    »So geht es eben, Jane. Sie kommen an einen Punkt, wo sie das Gefühl haben, sie haben nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt. Dann stirbt jemand, der ihnen nahe steht, und es ist, als würden sie den Willen zu leben verlieren. So ist es auch mit der Cousine von meiner Oma gegangen. Als meine Gran gestorben ist, ist ihre Cousine zwei Tage später auch gegangen. Und sie waren nicht eng befreundet, nur Familie, weißt du?«
    Jane schüttelte

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