Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
sicherlich in der Lage sein, die Stücke wieder zusammenzusetzen, so wie sie vorher waren? Für die Frommen sollte es noch weniger eine Rolle spielen, weil sie angeblich diejenigen sind, die daran glauben, dass ihr Gott alles kann. Das ist das Problem mit der Religion. Bringt man Gott ins Spiel, dann ist es mit der Logik vorbei.« River grinste. »Wie kommt es, dass Sie noch Constable sind? Philosophische Diskussionen von Männern in Uniform bin ich nicht gewöhnt.«
    »Ich mag einfache Arbeit. Da hab ich mehr mit Menschen zu tun, nicht mit Papierkram. Ich muss mir keine Gedanken machen über die diplomatischen Spielchen bei der Polizei oder wie man die hohen Tiere bei Laune hält. Wenn ich abends nach Hause gehe, brauche ich mich nicht über die Last, Befehle zu geben, aufzuregen. Es ist kein schlechtes Leben.«
    »Manche würden das vielleicht einen Mangel an Ehrgeiz nennen«, sagte River. Plötzlich erweckte etwas ihre Aufmerksamkeit, und sie hörte nicht mehr hin, sondern beugte sich vor und nahm sich eine Lupe. »Das ist ja interessant«, murmelte sie.
    »Was denn?«, fragte der Polizist.
    »Ein sehr schwacher blauer Fleck über dem Karotissinus über der Halsschlagader«, sagte sie und zeigte darauf. »Komische Stelle für 'nen blauen Fleck«, sagte er. »Ich meine, da stößt man sich doch nicht. Was glauben Sie, was das verursacht haben kann? Hat jemand versucht, sie zu erdrosseln?«
    River schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Es gibt keine anderen, dazu passenden Flecken. Na, wir werden mehr wissen, wenn wir sie aufgemacht haben.« Aber Rivers zuversichtliche Voraussage bestätigte sich im Folgenden nicht. Als sie ihren Assistenten den Y-förmigen Schnitt wieder schließen ließ, teilte sie ihre Befunde dem Constable mit.
    »Herzversagen, schlicht und ergreifend. Ihr Herz zeigt die Anzeichen von Kardiomyopathie, die Arterien sind ziemlich verkalkt. Das Herz hörte auf zu schlagen.« »Passiert das nicht letzten Endes bei uns allen?«, sagte der philosophierende Polizist.
    »Ja, aber aus einer ganzen Reihe verschiedener Gründe. Da wir keine anderen offensichtlichen Todesursachen haben, wie zum Beispiel eine Schusswunde oder Anzeichen einer Vergiftung oder Ersticken, bleibt uns hier nur noch Herzversagen.«
    »Okay. Der Totenschein wird also bald fertig sein, oder?« »Ich kümmere mich darum.«
    River zog ihre Latexhandschuhe aus. Oberflächlich betrachtet war nichts Verdächtiges an Letty Brownriggs Tod, aber sie konnte ein unbehagliches Gefühl nicht abschütteln. Jane Greshams Sorgen hatten sich nicht in Luft aufgelöst, wie sie gehofft hatte. Was sie als Nächstes zu tun plante, lag vollkommen außerhalb ihrer Zuständigkeit und war gegen die
    beruflichen Gepflogenheiten, aber sie wollte es genau wissen.
    Als der Polizist gegangen war und River wieder ihre Straßenkleidung angelegt hatte, ging sie zu Gibson's zurück. Sie nickte dem jungen Mann zu, der die Trauernden grüßte, und ging zum Abschiedsraum. Als sie zu Tillie Swain hineinschaute, saß eine Frau mittleren Alters mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl.
    River ging in den Korridor zurück und weiter zu Eddie Fairneid.
    Der Sarg stand glänzend und verlassen da, und ein breiter Sonnenstrahl verlieh der Leiche Farbe. Schnell ging River zum Sarg hinüber und schaute hinein. Eine weiße Rüsche verdeckte Eddies Hals, aber sie brauchte nur einen Moment, um sie zur Seite zu schieben und seinen Hals zu betrachten. Sie zog ihre Lupe heraus und betrachtete ihn sich noch genauer. Nur sehr schwach, aber er war da. Ein kleiner blauer Fleck auf dem Karotissinus, ungefähr in der Größe und Form von zwei Fingerspitzen. »Um Gottes willen«, murmelte sie, nahm ihre Digitalkamera heraus und machte eine Reihe Fotos, Nahaufnahmen des blauen Flecks und Aufnahmen aus größerer Entfernung, die bewiesen, dass es sich unbestreitbar um ein Mal an Eddie Fairfields Körper handelte. »Um Gottes willen«, wiederholte sie und schob die Rüsche wieder zurück.
    Im Flur schnappte sie sich den jungen Mann und fragte: »Wo ist Edith Clewlow?«
    »Schon zugeschraubt und fertig für die Bestattung morgen Vormittag«, sagte er lakonisch.
    River lächelte einnehmend. »Könnten Sie den Sarg für mich eventuell nochmal aufmachen?«
    Er schrak leicht zurück, als hätte sie ihm ein unschickliches sexuelles Angebot gemacht. »Wozu? Ich dachte, Sie sollten nur die Moorleiche machen?« »Nennen Sie es professionelle Neugier«, sagte sie. »Ich habe da eine Theorie und möchte etwas

Weitere Kostenlose Bücher