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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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überprüfen. Nur fünf Minuten, mehr brauche ich nicht.« Er sah sich zweifelnd um. »Ich sollte nicht, wirklich ...« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Das ist mir klar, aber vertrauen Sie mir. Wenn ich Unrecht habe, braucht niemand es je zu erfahren. Aber wenn ich Recht habe, werden wir der Familie eine Menge Kummer ersparen. Niemand ordnet gern eine Exhumierung an ...« Er sah bestürzt aus. »Exhumierung?« »Seht«, warnte ihn River. »In einer Leichenhalle hört man dieses Wort nicht gern.«
    Er sah sich verstohlen auf dem Flur um. »Sie versprechen, dass Sie es nicht ausplaudern werden?« »Ich werde es niemandem sagen.« Sie folgte ihm in einen kleineren Raum am Ende des Flurs, wo Ediths Kiefernsarg auf einem Gestell stand. Aus einem Schrank nahm er einen Drillschraubenzieher, und es dauerte nur ein paar Minuten, bis Ediths Sarg aufgeschraubt war, und noch schneller war der Deckel abgenommen. River untersuchte den Hals der alten Frau mit ihrer Lupe und nickte bestätigend. »So ein Mist«, murmelte sie, nahm die Kamera heraus und machte wieder eine Reihe von Fotos.
    Inzwischen tänzelte der junge Mann nervös um sie herum. »Sind Sie fertig?«, fragte er nach jeder Aufnahme. River trat von dem Sarg zurück und steckte ihre Kamera ein. »Jetzt, ja. Sie können ihn wieder zumachen.« Sie waren innerhalb von zehn Minuten zurück in der Leichenhalle, gerade rechtzeitig, um die Trauernde aus Tillie Swains Raum herauskommen zu sehen. »Ich bin gleich wieder da«, sagte River zu dem jungen Mann, als er losging, um die andere Frau hinauszubegleiten, und kehrte zu Tillie zurück.
    Aber Tillie war eine Enttäuschung. Die Position, in der sie nach dem Tod gelegen hatte, hatte bewirkt, dass sich das Blut unter der Haut genau an der Stelle sammelte, die River interessierte. Es war unmöglich, festzustellen, ob da ein blauer Fleck war. »Aber bei drei von vier Toten«, sagte sie vor sich hin. Jane Gresham hatte Recht gehabt. Irgendetwas tat sich hier.
    Zwei Stunden später betrat River Ewan Rigstons Büro. Sein Gesicht strahlte, als er sie sah, sein Ausdruck wurde aber sofort zurückhaltend, als der Gedanke an korrektes Benehmen sein Verlangen unterdrückte. »Ich hab nicht erwartet, dich zu sehen«, sagte er, und sein erfreuter Tonfall nahm den Worten jede negative Bedeutung.
    »Ich hatte auch nicht erwartet, dass ich hier sein würde.« Sie setzte sich. »Du weißt ja, dass ich Mrs. Brownrigg obduziert habe?«
    »Ja. Ich war etwas überrascht, da ich dachte, der Professor würde das machen. Normalerweise übernimmt er es.« »Ja, also, ich habe die Qualifikation dazu, und er dachte, es wäre so einfacher.«
    Ewan suchte unter seinen Papieren auf seinem Schreibtisch herum. Schwungvoll zog er eine handgeschriebene Notiz heraus. »Und das war es ja angeblich auch. Herzversagen, sagtest du.« Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Aber das stimmt nicht, oder? Du wärst nicht hier, wenn es unkompliziert wäre.«
    »Es gab einen Grund, weshalb ich die Obduktion selbst machen wollte. Heute Vormittag hatte ich Besuch von Jane Gresham.«
    »Das ist aber interessant.«
    »Sie sagte, du hättest ihr zugesetzt. Sie war ziemlich aufgeregt, als sie zu mir kam. Sie hat Angst, jemand könnte diese alten Leute umbringen, weil einer versucht, dieses Manuskript in die Hände zu kriegen.«
    Es folgte eine lange Pause. »Da ist sie nicht allein. Und hast du etwas gefunden, das diese Befürchtung bestätigt?« River nickte düster. »An Mrs. Brownriggs Hals war ein merkwürdiges kleines Hämatom. Nichts, das die Alarmglocken schrillen lässt, aber genug, dass ich mir Gedanken machte. Also ging ich nochmal zu Gibson's Bestattungsinstitut und sah mir die drei anderen Leichen an. Und an zweien fand ich ähnliche Flecken. Bei der vierten Leiche war ich nicht sicher.« Sie zog einige Papiere aus ihrem Rucksack. »Ich hab ein paar Fotos gemacht.« Sie legte sie Rigston vor. »Letty. Eddie Fairfield. Edith Clewlow.«
    »Was bedeutet das, dieser blaue Fleck? Ist es von einem Einstich, oder was?«
    River schüttelte den Kopf. »Bei keinem ein Anzeichen eines Nadelstichs. Aber der Fleck scheint über dem Karotissinus zu sein.«
    »Welches Gefäß ist das genau?«
    »Die Karotis, die Halsschlagader, läuft an der Seite des Halses entlang.«
    River zog den Kragen ihrer Bluse zur Seite, um sie zu zeigen.
    »Und genau hier unten, mehr oder weniger direkt unterhalb des Ohrs teilt sie sich in zwei Arterien. Die äußere Karotis bleibt an der

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