Das Moor Des Vergessens
rutschte auf den Beifahrersitz von Dans Wagen, der am Ende von Alices Straße geparkt war. »Mysteriöser Anruf«, sagte er und beugte sich hinüber, um ihn zu küssen. »Ich komme mir vor wie ein Spion.«
»Ich wollte nicht zum Haus kommen, ohne vorher mit dir zu sprechen, da die Vorbereitungen für die Beerdigung in vollem Gang sind. Hat sich die Polizei mit Jenny in Verbindung gesetzt?«, fragte Dan.
Jimmys freches Gesicht verzog sich zu einem Stirnrunzeln. »Nein, hätten sie das tun sollen?« »Gestern Nacht wurde in ihrem Haus eingebrochen.« »Ist nicht möglich«, flüsterte Jimmy. »Mann, bin ich froh, dass wir sie da rausgeholt haben. Das hätte der Killer sein können, Dan. Sie hätte heute Morgen tot daliegen können.« Er schüttelte den Kopf.
»Wir glauben nicht, dass der Einbrecher der Killer war, Jimmy.« Dan fasste kurz die Ereignisse der vergangenen Nacht zusammen. »Ich glaube nicht, dass es Tenille war. Das heißt, der Mörder ist immer noch frei. Ehrlich gesagt, das Beste, was Jenny jetzt tun kann, ist, uns das Manuskript zu geben. Wenn es erst mal in der Öffentlichkeit bekannt ist, machen weitere Todesfälle keinen Sinn mehr. Wenn Jenny sicher sein will, dass sie am Leben bleibt, muss sie sich aus dem Zielbereich entfernen.« Jimmy nickte, das war ein überzeugendes Argument. »Lass uns gleich mit ihr reden«, sagte er. »Alice ist bei Gibson's, die Luft ist also rein.«
Sie fanden Jenny im Wintergarten, wo sie Tee trank und den Vögeln zusah, die sich an dem Futter in Alices Vogelhäuschen gütlich taten.
Sie schaute Dan argwöhnisch an. »Sie sind der junge Mann, der neulich bei Jane Gresham dabei war«, sagte sie in unfreundlichem Tonfall.
»Dan ist ein Freund von mir«, sagte Jimmy. Jenny zog eine Augenbraue hoch. »O ja? Du solltest deiner Vernunft 'n bisschen mehr folgen als deinem Herzen, Jimmy, mein Junge. Edel ist, wer edel handelt, und der hier ist auf alles aus, was er kriegen kann.«
»Aber Tante Jenny«, protestierte Jimmy. »Das ist wirklich nicht fair. Wenn Dan und Jane nicht wären, würdest du jetzt vielleicht tot in deinem Bett liegen. In deinem Haus ist letzte Nacht eingebrochen worden.«
Jenny legte erschrocken die Hand auf die Brust. »O mein Gott. Was haben sie mitgenommen? Haben sie alles kaputtgemacht?«
»Bei dem Einbruch wurde nur ein Gegenstand mitgenommen«, sagte Dan. »Ein Stück Papier. Nur eines. Eine Probe, könnte man sagen.«
»Was reden Sie da?« Jenny spielte ganz die kleine ängstliche, verwirrte alte Frau, aber Dan nahm ihr das nicht ab. »Sie haben das Manuskript, Jenny. Wir wissen das jetzt.« Er ging in die Hocke, damit er auf gleicher Höhe mit ihr war. »Ich will Sie wirklich nicht erschrecken, aber vier Personen sind schon gestorben, damit jemand dieses Manuskript in seine Hände bekommt. Solange es versteckt ist, sind Sie die Nächste auf der Liste. Aber wenn Sie es herausgeben, es Jane anvertrauen oder Anthony Catto vom Wordsworth Trust, dann schützen Sie sich selbst. Ich will nicht, dass Sie wegen eines Bündels Papier sterben. Niemand möchte das. Geben Sie es heraus, Jenny.«
Die alte Frau streckte trotzig die Unterlippe vor. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte sie.
»Das Blatt Papier stammt aus Ihrem Haus. Die Polizei hat das Haus überwacht und die Einbrecherin geschnappt, als sie das Haus verließ. Sie hatte es bei sich.« Jenny hob widerspenstig den Kopf. »Und woher weiß man, dass sie es nicht schon dabeihatte, als sie reinging? Woher wissen wir, dass es nicht alles eine schlaue Finte ist? Sie und Ihre Uni-Freunde, ihr seid alle so verflixt raffiniert, das ist doch genau so was, wie Sie es sich ausdenken würden. Ich sag Ihnen, ich weiß nicht, wovon Sie reden, und es wäre mir recht, wenn ihr gehen würdet, damit ich in Frieden meinen Tee trinken kann.« Sie wandte sich ab und beobachtete demonstrativ wieder die Vögel.
»Tante Jenny«, sagte Jimmy bittend. »Es ist doch in deinem eigenen Interesse.«
»Das wäre es, wenn ich die Papiere hätte, von denen er redet. Aber ich habe sie nicht, so ist es eben. Jetzt sei ein braver Junge und bring ihn hier raus, bevor Alice zurückkommt und ausrastet, wenn sie ihn sieht.«
Jimmy folgte Dan auf die Straße hinaus. »Was kann ich dazu sagen? Sie ist einfach eine störrische alte Frau.« Dan zuckte die Schultern. »Wir haben uns bemüht. Versuche, auf sie einzuwirken, Jimmy. Um ihretwillen.«
Matthew sah Ewan Rigston finster an. »Ich glaube nicht, dass meine Schwester
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