Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
liebe Frau und eine gute Stelle. Es gibt Millionen, die sich über ein Los wie deines sehr freuen würden.«
    »Darum geht es also, Jane?«, fuhr Matthew unerbittlich fort und beachtete seine Mutter gar nicht. »Du tauchst wieder hier auf, findest Willies Gedicht über die Bounty und machst dabei dein Glück?«
    Jane schluckte ihren halb gekauten Bissen hinunter und starrte ihren Bruder an. »Ich erforsche bestimmte Hinweise. Aber wenn ich tatsächlich etwas finde, werde nicht ich reich, sondern die Erben von Wordsworth. Oder wer immer den Rechtsanspruch auf den Fund hat.«
    Matthew sah sie spöttisch an. »So naiv wollen wir doch nicht sein, Schwesterchen. Gut, du bist der einzige Mensch, der an dieses magische Manuskript glaubt. Aber wenn du es wirklich finden solltest, dann bist du doch eine gemachte Frau. Eine glänzende Karriere, alles auf dem Rücken der Lakeland-Gegend.«
    »Und wie würden die Leute hier ihren Unterhalt verdienen, wenn es den Tourismus aufgrund der historischen Orte nicht gäbe?«, erwiderte Jane. »Es gibt andere Gegenden in England, die genauso schön sind, aber die haben keine Einkünfte aus dem Tourismus. Die Geschichte des Lake District im literarischen Leben ist einer der Hauptgründe, weshalb die Leute hierher kommen, ob es um Wordsworth oder Beatrix Potter, Ruskin oder Arthur Ransome geht. Ihr Vermächtnis hat diesem Landstrich viel mehr zurückgegeben, als sie je bekommen haben.«
    »Aber das hier? Das wird doch nichts sein, was Geld und Jobs im Tourismus bringt, oder? Das wird keine Arbeitsplätze für die Kinder bringen, die ich unterrichte, und für ihre Familien. Nur einige Fremde werden dabei reich werden.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nie geglaubt, dass du zu denen gehörst, die unser Land hier als Milchkuh behandeln, die sich endlos melken lässt.«
    »Dafür gibt es eine lange und edle Tradition, Matthew. Wordsworth und seine Freunde gehörten auch dazu. Verachtest du sie ebenfalls?« Jane war jetzt wütend. Sie wusste, das würde reichen, um Matthew zum Nachgeben zu zwingen. Er hob die Arme und gab auf. »Du hast ja immer eine Antwort parat, Jane.« Er schob seinen Stuhl zurück, der auf den Steinplatten quietschte. »Ich sollte gehen, muss meinen Unterricht vorbereiten. Näher komm ich wohl an den Forschungsurlaub nicht heran.« Er stand auf. »Wie lange bleibst du hier?«
    »Zwei Wochen. Wann kann ich Diane am Samstag am besten besuchen?«
    Matthew zuckte die Schultern. »So ziemlich den ganzen Tag, wenn es regnet. Und es sieht ja so aus, als würde es das in den nächsten Tagen tun.«
    »Sag ihr, ich komme vorbei. Ich will unbedingt Gabriel sehen.«
    »Bist du sicher, dass du die Zeit erübrigen kannst, dich mit deinem Neffen abzugeben? Ich meine, du sollst ja Studien betreiben, oder?«
    »Ach, sei doch nicht so kindisch, Matthew«, sagte Allan missmutig.
    Matthew schnaubte: »Ich bin doch nicht hinter dem goldenen Schuh her, Dad. Wenn jemand sich von der Insel der Phantasie verabschieden muss, dann ist es Jane. Wach auf und komm wieder auf den Boden runter, Schwester. Am Ende des Regenbogens gibt es keinen Topf mit Gold. Es ist Zeit, wieder bei uns in der wirklichen Welt mitzumischen.«

 
     
     
    Bevor wir zur Fahrt in die Südsee die Segel setzten, waren auf der Bounty zusätzliche Vorrichtungen angebracht worden, damit wir auf der Rückreise unsere Ladung von Brotfruchtsetzlingen befördern konnten. Deshalb war die Unterbringung für alle an Bord sehr beengt, für die Offiziere genauso wie für die einfachen Matrosen. Es war so eng, dass es immer Streit unter den Männern gab, und für uns Offiziere war es unmöglich, uns aus den kleinlichen Streitigkeiten herauszuhalten, die an Bord eines Schiffes lange vor sich hin schwelen können. Aber das war gar nichts im Vergleich zu Blighs tyrannischer Willkür. Er führte sich wie ein Leuteschinder auf und war den Offizieren gegenüber nicht viel anders. Meistens hatte ich das Glück, dass ich von dieser allgemeinen Behandlung ausgenommen wurde. Bligh schien es immer noch wichtig zu sein, dass ich ihn schätzte, und wann immer ich nicht Wache hielt, musste ich mit ihm in seiner Kajüte zu Abend essen. Ich gebe zu, dass ich mich von Anfang an nicht wohl dabei fühlte, so bevorzugt zu werden. Ich wollte nicht, dass die Mannschaft glaubte, ich sei Blighs Verbündeter. Und ich war auch beunruhigt über die Art seiner Zuneigung zu mir.

11
    Ein feuchter Dunst drückte die verschmutzte Stadtluft zu Boden. Sie reizte die

Weitere Kostenlose Bücher