Das Moor Des Vergessens
Details«, sagte Donna. Der Techniker zuckte die Schultern. »Steht alles im Bericht. Wir haben zwei Abdrücke gefunden. Sie passen zu keinen in der Datenbank, stimmen aber mit den Abdrücken aus Tenille Coles Zimmer überein, die wir genommen haben, um sie auszuschließen.«
Donna schüttelte bei dem Gedanken deprimiert den Kopf. »Es passt zusammen. Wir haben auch einen Zeugen, der sagt, er habe sie gesehen, als sie, etwa fünf Minuten bevor das Feuer gemeldet wurde, die Wohnung verließ. In Ordnung, danke.«
Ganz der Vater, dachte Donna, als sie zum Verhörbüro hinunterrannte. Hammers Tochter schien in die Fußstapfen des Alten zu treten. Die Medien würden begeistert sein. Der Ansturm der Reporter würde in dem Moment losgehen, in dem sie gecheckt hatten, dass die Hauptverdächtige ein hübscher Teenager mit undurchsichtiger Vergangenheit war, ein Gottesgeschenk für ein journalistisches Feuerwerk. Es spielte keine Rolle, dass der Hammer nichts zu ihrer Erziehung beigetragen hatte. Die Verbindung genügte, um Tenille Cole zu einer kaltblütigen Mörderin zu machen, die die Herzen der Leser erstarren ließ. Und diese Leser waren nur allzu bereit, jede Bevölkerungsgruppe zu dämonisieren, die erkennbar anders als sie selbst war.
Donna machte einen Umweg in die Damentoilette, wo sie sich in eine Kabine einschloss. Wenn ihre Hauptverdächtige die Mörderin war, dann gab es nicht allzu viele glaubhafte Motive. Das offensichtlichste war dasjenige, das Sharon Cole total wütend machen würde. Donna wollte für den Aufruhr gewappnet sein. Sie setzte sich auf die Toilette, schloss die Augen und atmete tief durch. Sie versuchte, sich zu beruhigen, stellte sich Wellen vor, die sich an einem Strand im Winter brachen, bis sie spürte, dass ihre Schultern sich entspannt senkten.
Ein paar Augenblicke später schritt sie den Flur entlang auf das Verhörbüro zu. Sharon Coles Kopf schnellte hoch, sobald sie Donna den Raum betreten sah. Ihre Augen waren gerötet, aber sie saß aufrecht auf ihrem Stuhl. »Wieso behaltet ihr mich hier?«, fragte sie. »Ich bin doch das Opfer.« Donna verstand die Gefühle, die sich hinter Sharons herausforderndem Benehmen verbargen. Sie hatte eine Begabung dafür, sich einzufühlen. Aber während die meisten Polizisten, die diesen Trick auch kannten, ihn dazu nutzten, um ihrer Zielperson näher zu kommen und ihr Informationen zu entlocken, hatte Donna eine andere Methode. Sie setzte ihr Verständnis ein, um sich der Achtsamkeit der Zeugen oder Angeklagten zu entziehen und direkt auf ihre Schwachstellen zuzusteuern. Je unwohler sie sich fühlte, desto sicherer war sie, dass sie ihren Gegner beunruhigte. Es gab einen bestimmten Punkt, an dem sie sich einfach öffnen würde. Ihre Kollegen betrachteten ihr Geschick, Zeugen und Verdächtige zu zerlegen, mit Argwohn. Aber das war ihr egal. Sie bekam Ergebnisse, und das allein zählte. Sie war dafür da, die Scheißkerle von den Straßen zu holen, und nicht, um sozial Schwache zu unterstützen.
Donna wartete, bis sie sich Sharon gegenübergesetzt hatte, bevor sie zu sprechen anfing. »Kommen Sie mir nicht mit der Geschichte vom Opfer, Sharon. Sie sind verdammt schuldig, und Sie wissen es genau.«
Verwirrung huschte über Sharons unsicheres Gesicht. Sie hatte nicht erwartet, so angegriffen zu werden, nicht nach der sorgsamen Behandlung durch die Beamten, die sie hergebracht hatten. »Ich war den ganzen Abend bei der Arbeit. Fragen Sie die anderen Leute. Die werden es Ihnen sagen.« »Sie haben vielleicht Geno nicht ins Nirwana geschickt. Sie haben vielleicht Ihre Wohnung nicht angezündet. Aber Sie sind verantwortlich für das, was dort gestern Nacht passiert ist.« Donna spürte Sharons Ärger. Sie wollte, dass Sharon wütend wurde, aber sie war noch nicht so weit. »Das ist Blödsinn. Sie sagen, ich hätte einen Killer beauftragt? Warum sollte ich so etwas tun? Ich habe Geno geliebt.«
Donna verdrehte die Augen. »Ach bitte, ersparen Sie mir das. Alles, was Sie verband, war doch nur die Gelegenheit, miteinander ins Bett zu gehen. Obwohl, wenn ich mir das überlege, hätten manche Leute in Ihrer Situation vielleicht beschlossen, sich irgendeinen kleinen Ganoven zu nehmen.« »Was soll das heißen ›in meiner Situation‹?« Jetzt war die Gereiztheit da. Zeit für Donna, ihren Schachzug zu machen. »Eine Frau, deren Freund sich mit ihrer dreizehnjährigen Nichte vergnügt«, sagte Donna. »Manche Frauen ...«
»Einen Moment, verdammt noch mal«,
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