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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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allerdings wirklich bezweifelte, da es um Jake ging. Sie knüllte den Zettel zusammen, warf ihn in den Papierkorb und kehrte in ihren Chatroom zurück. Niemals würde sie Jane eine Chance geben, sich noch einmal wegen Jake lächerlich zu machen. Dafür, dass Jane die Sache mit Geno in die Hand genommen hatte, war dies das Mindeste, was sie als Gegenleistung für sie tun konnte.
    Jake wandte sich ab und ging rasch die zugige Galerie entlang. Frustriert, dass Jane nicht da war, fragte er sich, wo sie wohl sein könnte. Er war sicher, dass heute keiner ihrer Arbeitstage im Viking war, und sie hatte auch keinen Unterricht. Eigentlich müsste sie zu Hause sein. Er kam gar nicht auf die Idee, wie unvernünftig die Erwartung war, dass ihr Leben noch im gleichen Rhythmus verlief wie damals, als er noch dazugehörte.
    Er rannte die Stufen hinunter und versuchte die Frage zu verdrängen, wieso es so beißend nach Rauch statt nach Pisse roch, und eilte zum Wagen zurück. Er war erleichtert, dass Carolines Audi offensichtlich noch unbeschädigt dastand. Da er Marshpool-Farm gut genug kannte, war ihm klar, dass es für einen schicken Wagen auch am helllichten Tag keine Sicherheitsgarantie gab. Auch nicht, wenn zwei Streifenwagen in der Nähe parkten. Als er eingestiegen war, verriegelte er die Türen und überlegte, was er als Nächstes tun könnte. Er würde daran arbeiten müssen, die Beziehung zu Jane wiederherzustellen. Unter vier Augen wäre das am leichtesten zu schaffen. Das Viking kam nicht in Frage. Harry wäre dort an ihrer Seite und würde ihm Kontra geben. Harry hatte ihn nie gemocht. Auch die Universität versprach keine bessere Möglichkeit. Dort würde sie von Kollegen, Freunden und Studenten umgeben sein, die ihr als bequemer Schutzschild dienen konnten. Und die Bibliothek war ebenfalls keine gute Idee. Es war zu leicht für sie, in der Stille ihre Zuflucht zu suchen.
    Eines stand fest. Er konnte hier in der Siedlung nicht wie ein schäbiger Privatdetektiv herumhängen. Damit würde er viel zu viel Aufmerksamkeit von Leuten auf sich ziehen, die keinen Moment zögerten, das zu tun, was nötig war, um ihn um sein Auto, seine Brieftasche und sein Handy zu erleichtern. Ganz zu schweigen von der Polizei, die sich für jeden interessieren würde, der mit einem Auto wie dem Audi in Marshpool herumfuhr.
    Schließlich rief er in der Uni an, weil ihm nichts anderes einfiel. Wenn sich ihr Stundenplan geändert hatte und sie heute unterrichtete, wäre es viel leichter, dort ein Auge auf sie zu haben. Dann konnte er ihr folgen und den richtigen Moment abwarten.
    Als er endlich mit dem Sekretariat der Anglistischen Abteilung verbunden war, ließ ihn die Sekretärin warten, während sie nachfragte. Jake trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Steuerrad und versuchte, Stings blecherne weinerliche Stimme auszublenden. Was wohl in die Leute gefahren war, die diese Musik aussuchten, um die Ohren der Anrufer zu beschäftigen, fragte er sich. Warum konnte man nicht etwas Ruhiges, Besänftigendes nehmen, damit die Mordgelüste des endlos am Telefon wartenden Anrufers eher gemildert statt verschlimmert würden? Er war zutiefst dankbar, als die Musik plötzlich abbrach und die Frauenstimme sich wieder meldete. »Sie haben leider kein Glück«, sagte sie. »Jane Gresham hat heute kein Seminar. Eigentlich hat sie frei. Sie wird erst in zwei Wochen wieder hier sein.« »Frei? Wieso? Gibt es einen Notfall in der Familie oder so etwas?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was im Plan hier eingetragen ist. ›Freistellung zu Forschungszwecken‹ steht hier. Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, kann ich es ihr ins Fach legen.«
    »Nein, danke, geht schon in Ordnung. Ich danke Ihnen.« Jake legte mit Herzklopfen auf. Freigestellt mitten im Semester. Der Grund konnte nur sein, dass etwas Unvorhergesehenes, Dringendes dazwischengekommen war. Eine Leiche im Moor vielleicht.
    Detective Inspector Donna Blair runzelte die Stirn über den kriminaltechnischen Bericht. »Sind Sie sicher?«, fragte sie. »Ja«, sagte der Spezialist für Fingerabdrücke. »Ihre Jungs haben die Überreste einer abgesägten Schrotflinte vom Tatort mitgebracht. Der Schaft war zu verbrannt, als dass noch Fingerabdrücke zu finden wären, aber mit dem Lauf haben
    wir Glück gehabt. Obwohl das Feuer den Wassergehalt verdampfen lässt, bleiben die Fettreste am Metall, wenn es nicht zu heiß ist. Wir haben dieses Sudanschwarz versucht ...« »Verschonen Sie mich mit den

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