Das Mordgesindel (German Edition)
nicht bei mir, ich wusste nicht, wie teuer der Spaß wird. Am besten Sie holen es sich.«
Wieder machte sich Markus Notizen. Er kratzte mit dem Stift über das Papier, als wollte er es zerschneiden. »Gut, dann brauche ich Ihren Namen, Adresse, Arbeitgeber und Ihre E-Mail, geben Sie mir bitte bei der Gelegenheit auch gleich Ihren Ausweis, den bekommen Sie später zurück. Mit Ihrer Unterschrift verpflichten Sie sich gleichzeitig, über alles zu schweigen, was hier geschieht.« Er schob ihm das Blatt zu und gab ihm einen Kugelschreiber. »Wenn Sie sich nicht daran halten, könnte es für Sie ungemütlich werden.«
Theo nickte, füllte rasch alles Geforderte aus und gab Markus das Formular samt Ausweis zurück.
»Das wär’s fast. Eine Sache muss ich jetzt noch von den Turteltäubchen wissen.« Sein durchdringender Blick lastete auf mir und Snake.
Meine Muskeln spannten sich an und ich wäre am liebsten aufgesprungen und davongerannt.
Gleich würde er sagen: Bist du nicht Tomas Ratz, der Schwächling, den ich im Krankenhaus verprügelt habe?
Ich irrte mich.
»Wollt ihr live oder privat und welcher Raum darf es sein?« Er lehnte sich in seinem Lederstuhl zurück. »Neulingen empfehle ich ein privates Event. Es passieren immer kleine Patzer, wenn man es das erste Mal macht.« Jetzt lehnte er sich wieder vor und beugte sich über den Tisch. »Man will sich ja nicht vor der breiten Masse blamieren, nicht wahr?«
Ich drehte meinen Kopf nach hinten und wechselte einen kurzen Blick mit Snake. Für uns war die Frage längst beantwortet.
»Wir wollen unter uns sein. Und mit dem Raum lassen wir uns einfach überraschen, suchen Sie einen für uns aus.« Snake legte seine Hände auf meine Schultern und drückte liebevoll zu.
»Gute Wahl.« Markus sprang auf und reichte jedem von uns die Hand. »Ich ruf Dimitri, damit er Sie zu Ihrer Ware bringt. Warten Sie so lange bitte im nächsten Zimmer.« Er öffnete eine weitere Tür. Rotes Licht drang herein. »Und Sie beide können sich darin aufhalten, bis die Jungs fertig sind. Etwas zu trinken und Fingerfood stehen bereit und ein Fernseher läuft.« Markus grinste breit und forderte uns mit einer Handbewegung auf, durch die Tür zu gehen. »Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß.«
Kaum schloss sich die Tür hinter uns, seufzte Snake theatralisch und ließ sich auf eine blaue Stoffcouch fallen.
»Das wäre geschafft!«, stieß er aus und klatschte in die Hände.
Theo ermahnte ihn sofort zur Ruhe und Snake verschränkte beleidigt die Arme. Er begriff immer noch nicht, was hier ablief. Wir befanden uns auf gefährlichem Terrain, meine Tarnung konnte jeden Moment auffliegen und es ging um viel mehr, als nur um unser Leben. Es ging ebenfalls um Dianas Leben und das von weiteren Menschen. Falls wir es nicht schafften, diesen Wahnsinn zu beenden, würden noch eine Menge unschuldiger Seelen sterben.
»Was denn?« Snake zog eine Augenbraue hoch und warf die Arme in die Luft.
Theo setzte sich neben ihn auf die Couch und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich konnte mir denken, was es war: In solch einem Komplex mussten wir davon ausgehen, dass jeder Raum mit Kameras ausgestattet war, wir beobachtet und eventuell sogar belauscht wurden. Deswegen wäre es von Vorteil, wenn Snake endlich die Klappe hielt.
Sollte jeder unserer Schritte wirklich mit Argusaugen verfolgt werden, war unser Plan und auch wir in größter Gefahr.
Theo hatte in Lukas’ Auto vorgeschlagen, dass wir uns aus dem Folterraum schleichen und ich uns im Notfall den Weg so lange freischießen sollte, bis wir Diana gefunden hatten. Theo wollte versuchen, Informationen über diesen Clan zu sammeln und Beweise zusammenzutragen, damit wir Interpol informieren konnten.
Snake hatte gefragt, warum wir nicht sofort bei der Auktion um uns schossen und uns von da aus vorankämpften. Theo hatte ihm mit einer Engelsgeduld erklärt, was ein Überraschungsmoment war und worin die Vorteile lagen. Ob Snake es kapierte oder nicht, spielte keine Rolle. Vielleicht musste ich ihn sogar auf meiner Suche nach Diana opfern, falls es brenzlig wurde, aber das erzählte ich ihm natürlich nicht. Unser Plan war gefährlich und halsbrecherisch, jeder normal denkende Mensch würde ihn nicht einmal in Betracht ziehen; für mich und meine Helfer war es der einzig mögliche Weg … jedenfalls redete ich mir das ein und vertraute auf Theos Worte.
Ich setzte mich zu den beiden auf die Couch. Lukas lief unruhig im Zimmer auf und ab und beachtete uns
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