Das Mordgesindel (German Edition)
überstieg es meinen Horizont, was hier vor sich ging, andererseits wuchs meine Angst um Diana von Minute zu Minute. Ich wollte aufspringen und nach ihr suchen. Aber das hätte uns verraten und meine Beine verweigerten ohnehin ihren Dienst. Ein Teil von mir wollte dem Schauspiel weiterhin zusehen, das eher in einen drittklassigen Horrorfilm gepasst hätte als in die Realität.
Menschenhandel, Zwangsprostitution, solche Dinge kannte ich schon zur Genüge, aber eine Versteigerung, in der man sich für horrende Summen ein Mordopfer kaufen konnte, nein, von so etwas hatte ich noch nie gehört, geschweige denn es für möglich gehalten.
Die Auktion lief weiter. Der Hüne brachte eine neue Frau auf die Bühne. Sie zappelte und wehrte sich, ganz anders als Olga es getan hatte. Wahrscheinlich handelte es sich um frische Ware und nicht um verdorrtes Fleisch , das gut abgehangen war … Gott!
Lady tänzelte wieder um den Stuhl, dieses Mal blieb der Hüne direkt an ihrer Seite und hielt die sich wehrende Frau fest.
»Hier haben wir eine entzückende Schwedin. Rucksacktouristin.« Lady lächelte. »War ein Zufallsgriff, wir haben sie und ihren Freund, der im Anschluss kommt, von der Straße gepflückt wie ein paar Wildblumen.« Sie beugte sich zu der Schwedin hinunter und presste ihre Wange gegen die der Frau. »Wir wissen nicht viel über sie, das störrische Biest wollte uns nichts erzählen und unsere Recherchen verliefen im Sande. Aber zumindest ihren Namen kennen wir. Ingrid Fredriksson.« Sie ergriff Ingrids Hand und zog sie in die Höhe. »Begrüß die Gäste, Liebes.«
Ingrid riss sich von Lady los und spuckte sie an. Sofort nahm der Hüne Dimitri sie in den Schwitzkasten.
Lady wischte sich die Sauerei mit dem Handrücken fort. »Wie Sie sehen, ist unsere kleine Schwedin ein Wildfang, den es zu bändigen gilt. Wir fangen bei fünfzigtausend Euro an. Wer ist dabei?«
Umgehend riefen die Kunden durcheinander, streckten ihre Schilder in die Luft und überboten sich gegenseitig. Ingrid schien heiß begehrt zu sein, der Preis schoss schnell in den sechsstelligen Bereich.
Theo tippte mich an. »Gleich kommt unsere Chance. Wenn Ingrids Freund reingebracht wird, schnappen wir ihn uns, egal, was er kostet.« Er runzelte die Stirn und verzog die Lippen. »Dann müssen wir uns dieses Theater nicht länger mit ansehen.«
Ich stimmte ihm zu und klärte Snake über den Plan auf. Theo unterrichtete Lukas.
Unter tosendem Applaus wurde Ingrid für satte hundertzehntausend Euro an den Mann gebracht, der sich für eine private Audienz mit der schwedischen Schönheit entschied.
Ohne Umschweife ging es mit ihrem Freund weiter. Eins war klar: Lady und ihre Meute fackelten nicht lange und ich wusste nicht, wie viele sie heute noch unter die Leute oder eher unter die Erde bringen wollten.
Der Junge saß auf dem Stuhl und starrte in die Menge. Er wehrte sich nicht wie seine Freundin, sondern ließ es stumm über sich ergehen. In seinem Gesicht prangte ein dunkelviolettes Veilchen, welches verriet, dass er seine aufsässige Phase schon hinter sich hatte.
Lady küsste ihn auf die Stirn. »Und hier haben wir Ingrids bessere Hälfte. Jung, knackig, gut gebaut.«
»Und etwas angeschlagen im wahrsten Sinne des Wortes«, rief jemand aus dem Publikum und einige lachten.
»Das ist wahr, ja.« Lady strich mit dem Finger leicht über die Verletzung. »Unser Maskenbildner hat alles gegeben, aber naja, Unfälle passieren leider.« Sie ging wieder zum Geschäft über und ließ sich nicht weiter von den Anspielungen irritieren. »Magnus Nyberg, ebenfalls aus Schweden. Startgebot ist zwanzigtausend Euro, wegen kleinerer Mängel setzen wir tiefer an.«
Wie gütig von dir, du Biest.
Sofort sprang Theo auf und gab das erste Gebot ab. Die einzige Frau im Saal hielt dagegen. Sie handelten sich gegenseitig hoch, fluchten, stampften auf den Boden und rieten dem jeweils anderen aufzugeben. Es war ein Kampf auf Augenhöhe und Lady stand währenddessen auf der Bühne und sah dem Schauspiel amüsiert zu. Als Theo und seine Mitstreiterin sich dem sechsstelligen Bereich näherten, zögerte die Frau immer länger damit, ihr Gebot abzugeben, und zog sich schließlich bei neunzigtausend Euro zurück. Theo hatte es geschafft! Er hatte uns den Weg in die Eingeweide des Komplexes geebnet.
Wir gingen zu viert zur Bühne, Lukas wollten wir nicht allein lassen. Die Gefahr war zu groß, dass er uns verpfiff. Lady begleitete Magnus die Stufen hinunter und übergab
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