Das Mordhaus (German Edition)
Zu gegebener Zeit würde sie einen Schei dungsanwalt aufsuchen und diese ganze Misere beenden.
Mit einer Flasche Wasser unterm Arm schlich sie wieder am Zim mer ihrer Tochter vorbei und ging ins Schlafzimmer. Den Bungalow, den sie mit Paul zusammen gekauft hatte, würde sie bei einer Schei dung behalten. Koste es, was es wolle. Allein ihrer Tochter zuliebe.
Sie legte sich ins Bett, stellte die Wasserflasche auf den Nacht tisch und schlief fast umgehend ein.
Sie bekam nicht mit, wie jemand durch das Haus schlich.
Kapitel 17
»Ist die Spurensicherung abgeschlossen?«, fragte Schroer einen der Leute vom Erkennungsdienst.
»Ja, Sie können sich den Tatort ansehen.«
Wir kämpften uns durch die Masse von Polizisten und Repor tern. Lange mussten wir nicht gehen. Bald fielen mir die von künstlicher Beleuchtung angestrahlten Leiber ins Auge. Würde ich einen Black out bekommen, wie das letzte Mal?
Wir näherten uns den Leichen bis auf zwei Meter. Von dort aus konnte ich genug von den Grausamkeiten erkennen. Schnell, mit ge übtem Blick, erfasste ich die Lage. Kein Schwächeanfall, keine Bil der, mir ging es gut. Die Mutter lag auf dem Rücken, alle Gliedma ßen gerade von sich gestreckt, sie sah aus, als schliefe sie. Der Kopf der Tochter lag auf dem Bauch der Mutter. Beide vereint in einer in nigen Gebärde ... es könnte ein schönes Bild ab geben, wenn nicht beide tot wären ...
»Meinungen?«, fragte Schroer.
»Es ist dasselbe wie bei den ersten Opfern«, begann ich und leckte mir über die trockenen Lippen. »Beide entkleidet, rasiert, in Szene gesetzt, nur die Stellung der Körper ist anders.«
Diana hob einen Zeigefinger. Wollte sie, dass Schroer sie dran nahm wie in der Schule, oder was sollte diese seltsame Geste?
»Obacht!«, sagte sie und sah mich strengen Blickes an. »Was ganz Offensichtliches ist anders.« Sie holte ihren erhobenen Zei gefinger aus der Luft und zeigte auf die Mutter. »Sieh genau hin, Tomas.«
Ich befolgte ihren Rat und blickte auf Manuela Kormeyer. Ihr wur de, wie Isabel Alberich, die Kehle aufgeschnitten. Blut fehlte völlig am Fundort. Ein Schauder lief mir über den Rücken, als ich an die Zusammenfassung des Obduktionsberichtes dachte. Kein Wunder, dass das Blut fehlte, wenn die Mutter ausblutete und das Kind darin ertränkt wurde. Ich fuhr den Körper weiter ab. Keine äußeren Verletzungen in der Art wie bei Frau Alberich, gut, aber das würde Diana nicht meinen, oder? Die Brüste, Schambereich, Beine, Torso, alles unversehrt. Dann traf mein Blick die Arme von Frau Kormeyer und ich wusste, was sie mein te.
»Sie wurde gefesselt und ihr wurden die Pulsadern aufgeschnit ten«, sagte ich.
»Korrekt!« Sie nickte übertrieben zustimmend. »Und was könn te das bedeuten?«
Ich war kurz davor, ihr zu sagen, sie solle nicht die vergange nen Stunden, in denen wir uns gut verstanden hatten, zunichte machen. Ich riss mich am Riemen, holte tief Luft und zuckte mit den Schul tern. Auch Schroer gab nichts von sich.
Diana tippte sich mit ihrem wohlbekannten Zeigefinger aufs Kinn. »Die kleine Alberich wurde im Blut der Mutter ertränkt. Wenn wir davon ausgehen, dass das bei diesen beiden auch der Fall war, könn ten die Schnitte an den Unterarmen eine andere Vorgehensweise be deuten.« Sie schwieg.
Ich hielt es nicht mehr aus. »Wenn du eine Idee hast, dann spuck sie um Himmelswillen endlich aus.«
Als Antwort bekam ich einen eisigen Blick. »Gut, wenn die Herren nicht von alleine darauf kommen, werde ich es Ihnen ver raten.«
Ich schaute zu Schroer. Bis auf eine hochgezogene Augenbraue ge schah nichts in seiner Mimik. Einmal mehr war ich erstaunt, wie viel er Diana durchgehen ließ. Und warum? Wahrscheinlich, weil er nicht anders war, als alle anderen geilen Böcke auf dem Revier.
»Wenn wir davon ausgehen, dass der Täter der Mutter zuerst die Wunden an den Unterarmen zugefügt hat«, Diana fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Stelle, ein weißer Strich blieb auf ihrer rosigen Haut zurück, »und das Blut bis zu einer gewissen Menge abgelassen hat, könnte die Mutter beim Ertränken des Kindes bei Bewusstsein gewesen sein. Frau Alberich war bereits tot, bevor ihre Tochter getö tet wurde. Vielleicht gefiel es dem Tä ter so nicht. Vielleicht wollte er, dass die Mutter zusehen muss, wie das eigene Fleisch und Blut stirbt. Und dann, als das Kind tot ist, zack«, Diana fuhr sich mit dem Daumen über den Hals, »Halsschlagader durch und aus die Maus.«
Aus die Maus
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