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Das Mordhaus (German Edition)

Das Mordhaus (German Edition)

Titel: Das Mordhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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anfing, Spaß zu ma chen.
    »Autsch!«, sagte sie und lachte. »Jetzt fahr weiter, wir haben keine Zeit für so was.«
    Sie hatte recht. Im Grunde hatten wir wirklich keine Zeit. Eine Fa milie wartete darauf, über den Tod des geliebten Kindes, Schwester, Enkelin oder was auch immer, aufgeklärt zu werden.
     
     
    Kapitel 20
     
    Sie fand keinen Schlaf. Das Drehen von einer Seite zur anderen brachte nicht den gewünschten Erfolg. Es ging schon seit Wochen so. Tagsüber schlief sie fast im Stehen ein und nachts wurde sie von ihren Dämonen gejagt.
    Sie stand auf. Es half nichts. Wieso sich weiter im Bett quälen, wenn man die Nacht auf der Couch vor dem Fernseher verbrin gen konnte? Tolle Aussichten! Schlurfend ging sie ins Wohnzim mer. Auf ihre Tochter musste sie keine Rücksicht nehmen. Die schlief wie eine Tote. Wie neidisch sie war. Wünschte sie sich doch, ebenfalls jeden Abend so einfach in den Schlaf zu plump sen wie ihre Tochter. Aller dings war das seit dem Streit mit ihrem Mann unmöglich. Sie hatte ihn nicht wiedererkannt. Wie hatte sie einen Mann lieben können, der derart cholerisch werden konnte? Zu ihrer Verteidigung musste sie sagen, dass er sich in den liebe vollen Jahren ihrer Ehe stets als guter Partner und Vater erwiesen hatte.
    Die Entscheidung, sich zu trennen, war ihr leicht gefallen, sie lieb te ihn nicht mehr und ging davon aus, dass er ebenso emp fand. Sie hatten sich in den vergangenen Monaten stetig vonein ander ent fernt. Aber als sie ihm sagte, sie werde sich scheiden lassen ... Im Bruchteil einer Sekunde hatte sein Gesicht die Farbe einer Tomate angenommen. Er begann zu schreien, sie zu schüt teln und zu be schimpfen. Ihre Tochter war ins Zimmer gekom men und hatte alles mit ansehen müssen. Ihr Mann hatte sie weg geschickt, und dann war der Streit vollends eskaliert. Er schlug sie, warf sie zu Boden und trat ein paar Mal nach ihr. Mit dem Satz: »Das wird dir noch leidtun«, verließ er aufgebracht die Wohnung.
    Sie rappelte sich umgehend auf, packte ein paar Sachen und fuhr mit ihrer Tochter fort. Ziellos zog sie umher, bis sie sich ent schied, bei ihren Eltern Hilfe zu suchen. Sie empfingen sie mit of fenen Ar men, trösteten sie und halfen ihr, ein neues Leben aufzu bauen. Fern ab von diesem Tyrannen, der einst ihr Ehemann ge wesen war. Es fiel ihr anfangs nicht leicht, sich komplett von ihm zu lösen. Er verfolgte sie und schlich sich bei jeder Gelegen heit in ihren Alltag. Selbst nachts ließ er ihr keine Ruhe. Er terro risierte sie mit Anrufen, in de nen Aussagen fielen wie: »Das wird dir noch leidtun, ich werde dir zeigen, was passiert, wenn mir je mand wehtut.« Und ständig be nutzte er diesen unmöglichen Ausdruck für sie: dummes Frauchen. Was war nur aus ihrem Mann geworden? Wie viele Sicherungen mussten bei ihm durch gebrannt sein, damit er solch ein Verhalten an den Tag legte? Vor ein paar Tagen hörten die Anrufe abrupt auf. Sie nutzte diese seli ge Stille, um für sich und ihre Tochter eine neue Bleibe zu suchen. Das Glück war ihr hold und sie fand eine, die sie kurzfristig be ziehen konnte. Es war nur ein möbliertes Appartement, aber für den Übergang musste es reichen. Sie verstand sich zwar blen dend mit ihren Eltern, war aber froh, ihnen nicht länger zur Last zu fallen. Wenn sie genug Geld und Zeit hatte, wollte sie sich eine richtige Wohnung und eigene Möbel anschaffen.
    So weit war es allerdings noch lange nicht. Sie saß vor dem Fernse her und zappte sich durch unsinnige Serien, schmutzige Werbeblö cke und dämliche Filme. Warum sie nachts nicht schla fen konnte? Wahrscheinlich, weil sie Angst hatte, dass das Tele fon klingeln wür de, und ER am anderen Ende der Leitung war.
    Sie schaltete auf einen Musiksender und betrachtete die auf- und abhüpfenden Menschen, manche mochten das Tanz nennen ... Die bewegten Bilder schienen eine hypnotische Wir kung auf sie aus zu-üben. Ständig fielen ihr die Lider zu, ihr Blick verschwamm und kurz darauf schlief sie ein. Den Mann, der sie vom Flur aus beobach tete, bemerkte sie nicht.
     
     
    Kapitel 21
     
    Auf dem Revier hatten wir Namen und Adresse von Jasmin Schmidts Eltern herausgefunden. Hannelore und Hu bert Schmidt – ich wusste nicht, dass Paul den Nachnamen seiner Frau angenommen hatte – wohnten nicht weit vom Revier ent fernt. Diana und ich hatten uns sofort auf den Weg gemacht und standen nun vor ihrem Haus.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr, während ich mir eine Zigaret te anzündete. Fünf Uhr

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