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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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aussah. «Das ist ein Bildstock.»

13
    Die Spurensicherung hatte den unscheinbaren, völlig mit Moos umwucherten Stein freigegeben, über dem Mangel aufgefunden worden war. Ungeduldig erwartete Heinlein die Antwort Willibald Kremers, des Mannes, den er tags zuvor beim eingestürzten Bildstock getroffen hatte und von dem er glaubte, er könne ihm auch etwas zu diesem hier sagen.
    Für Heinlein war das kein Zufall. Zwei Tote in unmittelbarer Nähe eines Bildstocks mussten etwas bedeuten. Nur was, das war die Frage.
    Kremer legte vorsichtig den Schriftzug frei, den man auf dem verwitterten Stein nur noch erahnen konnte. An seiner Seite lag das Verzeichnis aller bisher erfassten Bildstöcke in Mainfranken. Hin und wieder blätterte er darin und überprüfte, ob sich der Schriftzug darin wiederfand. Ein ums andere Mal schüttelte er den Kopf und begab sich weiter auf Spurensuche.
    «Schwierig, schwierig», murmelte er.
    «Wo liegt das Problem?», fragte Heinlein.
    «An dieser Stelle ist kein Bildstock oder etwas Ähnliches verzeichnet. Er dürfte also gar nicht hier sein.»
    «Wurde er bei der Katalogisierung vielleicht übersehen?»
    «Möglich. Aber er könnte auch achtlos von einem Bauern entsorgt worden sein, nachdem er ihn mit seinem Pflug gerammt hat.»
    Kremer nahm einen Spatel zu Hilfe und entfernte damit das Erdreich um den Stein. Dann hob er ihn leicht an.
    «Wie ich vermutet habe», sagte er, «der Stein wurde hier abgeladen. Er ist nicht tief gesetzt worden.»
    «Können Sie sagen, woher er stammt?»
    «Dazu müsste ich die genaue Inschrift und den Stifter kennen. Aber das ist hoffnungslos. Es handelt sich hier nur um einen Teil des Bildes. Das andere liegt wahrscheinlich auf einem Acker oder ist vermauert worden. Früher war man bei der Baustoffverwertung nicht zimperlich, und gute Steine waren ohnehin knapp.»
    «Ist aus der Inschrift denn überhaupt nichts herauszulesen?»
    «Warten Sie», sagte Kremer und blätterte abermals das Verzeichnis durch, bis er die gewünschte Stelle gefunden hatte. «Es gibt einen Bildstock mit einer ähnlichen Inschrift, allerdings kann ich nicht sagen, ob es die gleiche ist. Dazu fehlt das andere Teil.»
    «Na gut, was können Sie entziffern?»
    «Ein paar Buchstaben fehlen, der vollständige Satz sowieso, daher muss ich raten. Sinngemäß könnte es heißen:
Gedenk dein Sünd seint Schult daran

    Heinlein zeigte sich enttäuscht. Er hatte mehr erwartet. «Und was soll das bedeuten?»
    «Das kann ich noch nicht sagen. Ich müsste dazu andere Verzeichnisse einsehen.»
    «Wie lange dauert das?»
    «So lange wie man braucht, um ein Puzzle zusammenzusetzen. Schneller ginge es, wenn ich ihn mitnehmen kann. Bei der Denkmalpflege könnten wir ein paar Untersuchungen durchführen.»
    Heinlein hatte keine Einwände. Gemeinsam hoben sie den Stein in den Wagen. Bevor sie sich verabschiedeten, fragte Kremer: «Haben Sie den Toten vom gestrigen Bildstock schon identifiziert?»
    «Ja, heute Morgen.»
    «Wer ist es?»
    «Ein Richter vom Landgericht.»
    Kremer war überrascht. «Ein Richter? Kein Zweifel?»
    «Nein, warum fragen Sie?»
    «Hm, ich weiß nicht. Das wäre ein sonderbarer Zufall.»
    «Was?»
    «Ich habe Ihnen doch die Geschichte von der Mathild erzählt, die damals von einem Kutscher aus Schweinfurt überfahren worden ist. Er soll laut Überlieferung nie verurteilt worden sein.»
    «Ja, Sie sagten, eine Krähe würde der anderen kein Auge aushacken. Was hat es damit auf sich?»
    «Der Kutscher war der Sohn eines angesehenen Händlers, und dessen Kunde war der Vogt des Fürstbischofs. Wissen Sie, welche Aufgabe ein Vogt seinerzeit hatte?»
    Heinlein seufzte. «Nicht genau.»
    «Er sprach Recht und war somit ein Richter. Der Vater von der Mathild soll vom Freispruch des Kutschers so erzürnt gewesen sein, dass er einen Stallburschen angeheuert hat, um den Vogt zu töten.»
    «Und, hat er?»
    «Offenbar, ja. Man hat ihn mit eingeschlagenem Schädel gefunden.»

14
    … ist ein Fremdverschulden am Tod von Sven Wagner nicht erkennbar.
    Kilian schloss den vorläufigen Ermittlungsbericht und übergab ihn Sabine zur Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft. Sollten die entscheiden, wie es in dieser Sache weiterging. Wenngleich die Zeugenaussagen der Jungen zu den Vorgängen in jener Nacht weiterhin dubios blieben, so hatte er nirgends einen Hinweis finden können, der auf eine Tötungsabsicht hätte schließen lassen. Es war ein bedauernswerter Unfall gewesen.
    «Wo steckt der

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