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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gleich hinter der Alten Mühle zum Mainkai hinunter. Von hier aus war der Rest der Strecke ein angenehmer Katzensprung. Mit der untergehenden Sonne an der Seite flanierte er an Liebespärchen vorbei, die es sich auf der Uferpromenade bequem gemacht hatten. Einzig die Skater behielt er im Auge. Hin und wieder überschätzte so mancher seine Fähigkeiten.
    Der Biergarten platzte wie erwartet aus allen Nähten. Er hielt mit knirschenden Schritten auf dem Kiesweg auf eineBank zu, die am schattigen Durchgang zum Alten Kranen lag. Da Pia pünktlich Feierabend gemacht hatte, war sie für die Platzsicherung verantwortlich. Und sie hatte Wort gehalten. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss.
    «Schon lange hier?», fragte er und setzte sich ihr gegenüber.
    «Zwei Radler lang», antwortete sie. «Wo steckt der Schorsch?»
    «Keine Ahnung. Ich hoffte, er wäre vor mir da.»
    «Ermittelt ihr nicht zusammen?»
    «Doch, aber ich musste heute ins Archiv, und Schorsch hat sich mit jemand getroffen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.»
    Ein vielkehliges Johlen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Alte Mainbrücke. Die Weiße Frau war baden gegangen. Nachdem sie wieder aufgetaucht war, trieb sie mit ihrem weißen Umhang mainabwärts auf sie zu. Das schien ein unfreiwilliges, aber willkommenes Zeichen für weitere Übermütige zu sein. Vom grünen Korridor entlang der Dreikronenstraße aus sprang noch jemand ins Wasser. Er schwamm unter dem Beifall Hunderter Schaulustiger an beiden Ufern auf das Stück Treibgut zu.
    «Die Kids drehen jetzt vollkommen ab», sagte Heinlein, der mit zwei Gläsern Bier in der Hand neben Pia und Kilian auftauchte. «Hinterm Dom lauern weiß vermummte Gestalten ahnungslosen Touristen auf.»
    «Ist das eine Bier für mich?», fragte Kilian.
    «Wenn du die nächste Runde besorgst, ja.»
    Kilian stimmte zu und trank in großen Schlucken. Seine Kehle war wie ausgedorrt. «Mann, das habe ich jetzt gebraucht.»
    «Wie war’s im Archiv?», fragte Heinlein.
    «Ich glaube, ich bin da auf etwas gestoßen», antwortete Kilian und berichtete von seinem Gespräch mit StaatsanwältinLichtenhagen. Heinlein hörte aufmerksam zu, und mit jedem Wort aus Kilians Mund verfestigte sich seine Vermutung, dass sie es mit jemand zu tun hatten, der die Morde an Zinnhobel und Mangel mit Sagen über mainfränkische Bildstöcke verknüpfte.
    «Es handelt sich konkret um drei Fälle», führte Kilian aus. «Nummer eins: der Fall Dorothea Müller, Opfer einer Vergewaltigung. Staatsanwalt Mangel vertrat die Anklage und forderte lediglich vierzehn Monate, obwohl der Täter eine Waffe mit sich geführt hatte.»
    «Da stehen doch mindestens drei Jahre drauf», unterbrach Heinlein.
    «Richtig. Zinnhobel führte in seiner Urteilsbegründung aus, dass das Messer am Gürtel des Täters auch als Werkzeug zu benutzen war, was die Verteidigung untermauerte, indem sie darauf verwies, dass der Täter in seiner Freizeit gern Holzfiguren schnitze.»
    Pia empörte sich. «Das ist doch eine Frechheit.»
    «So sahen es die Betroffene und ihre Angehörigen auch. Leider ohne Erfolg. Die Revision brachte nichts.»
    «Was macht den Fall außerdem bemerkenswert?», hakte Heinlein nach.
    «Dass es sich bei dem Täter um den Spross eines erfolgreichen Immobilienmaklers handelt. Dieser wiederum stand in dem Verdacht, Mangel mietgünstig das schöne Häuschen zugeschustert zu haben, in dem er mit seiner Familie lebte.»
    «Konnte das bewiesen werden?»
    «Nein, das Objekt war zu einem anderen Makler gewechselt, mit dem er jedoch gern zusammenarbeitete.»
    «Und das ist niemandem aufgefallen?», fragte Pia.
    «Wie denn? Dazu müsstest du alle Immobilienmakler verpflichten, nicht an Justizbeamte zu vermitteln. Oder was glaubst du, woher Schorsch seine schicke Wohnung im Frauenland bekommen hat?»
    Heinlein überging die Anspielung geflissentlich. Er hatte sich nichts vorzuwerfen.
    «Aber davon abgesehen», sprach Kilian weiter, «diese Verbindung kam erst vor zwei Jahren ans Tageslicht.»
    «Worum handelt es sich im zweiten Fall?», fragte Heinlein.
    «Der Fall Gunther Pirsch. Tötung auf Verlangen.»
    «Ich erinnere mich. Das hat noch mein Vorgänger, der alte Schömig, bearbeitet. Was soll da krummgelaufen sein?»
    «In dem Seniorenheim, in dem Pirsch als Pfleger tätig war, ist ein Patient durch Medikamentenvergiftung gestorben. Sein Anwalt plädierte auf eingeschränkte Schuldfähigkeit, was durch ein Gutachten untermauert wurde. Aber

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