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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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genau, was sie tat und sagte.»
    «Nochmal zurück zu dieser Irlandreise. Sie sagten, dass Rosie die Reise seit längerem geplant hatte.»
    «Ja, seit dieser Geschichte im Krankenhaus hat sie die ganze Bibliothek nach Aufzeichnungen über Weiße Frauen durchforstet. Aus der ganzen Welt hat sie Berichte darüber zusammengetragen, und ein Land davon ist eben Irland. Dort werden sie Banshees genannt. Der Glaube an diese Banshees ist in Teilen Irlands noch tief verwurzelt. Sie wollte Augenzeugen finden und mit ihnen über ihre Beobachtungen sprechen.»
    «Sie sagten, sie hatte sich in einem Ort in der Grafschaft Kerry eingerichtet. Wie hieß der?»
    «Dongel   … nein, Dingle war’s.»

37
    Für knapp fünf Euro war das Tablett reichlich gefüllt. Heinlein hatte einen Schweinsbraten, Salat, drei Kugeln Eiscreme und ein Radler aufgeladen. Das war die leichte Übung. Nun galt es einen Platz in der gut gefüllten Kantine des Versorgungsamtes zu finden, das wegen seiner üppigen Portionen und moderaten Preise von den Kollegen gern aufgesucht wurde. Als er durch die Reihen schritt, war der eine oder andere Platz noch frei. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass er nicht willkommen war. Die Kollegen scheuten den Kontakt zu ihm. Zumindest kam es ihm so vor, dass sich die Gespräche verdichteten, sobald er einen Stuhl an ihrer Seite anpeilte.
    Ein Tisch wurde frei. Er hielt entschlossen darauf zu und setzte sich hin. Während er die Serviette entfaltete, wanderte sein Blick umher. Der Kollege Gärtner schaute zu ihm herüber, Heinlein lächelte ihm zu. Keine Reaktion. Dann lässt du es eben bleiben, dachte er und schnitt das Fleisch an. Bildete er sich die Ablehnung der Kollegen nur ein, fragte er sich, oder trog der Schein? Er wusste es nicht. Seitdem ihm der Polizeipräsident den Floh ins Ohr gesetzt und Sabine ihn kräftig angestachelt hatte, war er sich nicht mehr sicher. Hatte er es fortan mit einem Haufen Neidern zu tun, die sich hinterrücks das Maul über ihn zerrissen und infame Lügen in die Welt setzten, oder missdeutete er das scheinbare Desinteresse an seiner Person?
    Da kam Hoffmann auf ihn zu. Im Schlepptau Schneider. Ja, an seinem Tisch war noch genügend Platz frei. Kommt nurher und setzt euch. Doch eine Tischreihe vor ihm bogen sie ab und fanden andere Gesellschaft. Missgünstiges Pack.
    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sein Handy klingelte.
    «Heinlein.»
    «Willibald Kremer hier. Sie erinnern sich? Die Bildstöcke.»
    «Ja, klar. Haben Sie schon etwas zu dem Steinkreuz herausfinden können, von dem ich Ihnen das Bild geschickt habe?»
    «Es war zwar nicht einfach, aber ja. Deshalb rufe ich an. Ich war zwischenzeitlich auch vor Ort und habe ihn mir angesehen.»
    «Sehr gut. Schießen Sie los.»
    «Es ist nicht ganz einfach zu erklären.»
    «Kein Problem, ich habe Zeit. Worum handelt es sich bei dem Kreuz?»
    «Das Kreuz selbst ist nicht sonderlich erwähnenswert. Das Material finden Sie zu Tausenden auf den Friedhöfen. Auch die Machart ist nicht außergewöhnlich. Gute Handwerksarbeit. Der Schriftzug Rós Fódhla hat mir allerdings gehörig Kopfzerbrechen bereitet. Er ist nirgends auf fränkischen oder deutschen Kreuzen zu finden. Erst ein Völkerkundler von der Uni hat mir weiterhelfen können. Das ist aber eine längere Geschichte.»
    «Nur zu. Ich esse derweilen.»
    «Rós Fódhla ist gälisch, oder genauer ausgedrückt, ein Begriff aus einer der gälischen Sprachen, wie sie teilweise noch in Irland gesprochen werden. Er bezeichnet eine Frau, die sich für den Wettbewerb der sogenannten Rose of Tralee qualifiziert hat und aus dem Gaeltacht stammt, also aus den gälischsprachigen Gebieten Irlands.»
    «Moment», intervenierte Heinlein, jetzt wurde es ihm wirklich zu verzwackt. «Ich habe kein Wort verstanden.»
    «Sag ich doch. Die Sache ist etwas erklärungsbedürftig. Wie genau wollen Sie es denn haben?»
    Heinlein erinnerte sich an das Gespräch mit dem Polizeipräsidenten am Morgen. «Sehr genau.»
    «Wie Sie wollen. Die Bezeichnungen Rós Fódhla oder auch die Rose of Tralee beschreiben eine Frau irischer Abstammung, die ausgesprochen
lovely
und
fair
sein muss. Die genaue Übersetzung ist für uns nicht eindeutig zu treffen, dazu muss man die geschichtlichen Zusammenhänge besser kennen. Im Allgemeinen bezeichnen sie eine Frau oder ein Mädchen, das liebenswert und schön ist. Das Ganze geht zurück auf ein altes irisches Lied aus dem neunzehnten Jahrhundert mit dem Titel
The Rose of

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