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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Eigentlich hätte ihm die knappe Atemluft Hinweis auf seine mangelnde körperliche Fitness geben müssen. Doch wie in vielen Fällen war das Irrationale der Gefährte der Abhängigkeit. Er nahm einen letzten Zug und begab sich zur Hauptinformation, die sich im Foyer des mehrgeschossigen Baus befand.
    Hinter dem Schalter wartete eine Frau auf die Fragen der Besucher.
    «Meine Name ist Kilian, Kripo Würzburg. Ich möchte mit jemand über die ehemalige Angestellte Rosie Wilde sprechen.»
    Die Frau schob ihre Brille zurecht. «Worum handelt es sich dabei genau?»
    «Ich interessiere mich in erster Linie für ihre persönlichen Kontakte.»
    «Hauptlesesaal eins, erster Stock. Fragen Sie nach Frau Hartmann.»
    Kilian bedankte sich und machte sich daran, eine weitere Treppe zu nehmen. Sie führte im Halbkreis nach oben in den Lesesaal, an dessen Eingang sich ein Schalter mit Bibliotheksmitarbeiterinnen befand.
    Er fragte die Erstbeste. «Frau Hartmann?»
    Die Frau hielt den Finger vor den Mund. «Leise. Bei den Monographien.»
    «Wo kann ich die finden?»
    Sie wies zur Seite in eine nicht enden wollende Schlucht an Regalen. «Gehen Sie ganz durch.»
    Er folgte ihrer Anweisung. Bei den Buchstaben G bis H glaubte er sie gefunden zu haben. «Frau Hartmann», hauchte er mehr, als dass er sprach.
    «Ja», antwortete eine Enddreißigerin mit hennafarbenen, kurzen Haaren, in die dünne Zöpfe mit bunten Perlen eingearbeitet waren.
    Kilian stellte sich vor und bat um ein Gespräch.
    «Wenn wir leise sind, können wir uns hier unterhalten.» Sie legte ein Buch auf den Rollwagen zurück.
    «Soll mir recht sein. Sie waren mit Rosie Wilde befreundet?»
    «Kann man so sagen. Worum geht’s?»
    «Ich versuche mir ein Bild von Frau Wilde zu machen. Wie sie war, welche Interessen sie verfolgte, welches Leben sie führte. Wie würden Sie sie beschreiben?»
    Die Frau schien etwas irritiert, wusste nicht, was die Frage nach einer Verstorbenen auf sich hatte. «Welche Bewandtnis haben Ihre Fragen?»
    «Wir interessieren uns für die familiären Hintergründe. In den Gerichtsakten ist kaum etwas darüber vermerkt.»
    «Wo soll ich da anfangen? Rosie war eine lebensfrohe Frau mit vielen Interessen.»
    «Worin lagen diese?»
    «Sie hatte im Nebenfach Volkskunde studiert. Die Kelten und ihre reichhaltige Kultur waren ihr Steckenpferd. Darin ging sie völlig auf. Besonders in den letzten paar Monaten ihres Lebens war sie kaum noch für etwas anderes zu begeistern.»
    «Zum Beispiel?»
    «Tanzen oder Ausgehen, so wie wir es früher zusammen gemacht haben.»
    «Woran lag das?»
    «Keine Ahnung. Nach ihrem Irlandurlaub war sie wie ausgewechselt.»
    «Wann war der?»
    «Vor etwa einem Jahr.»
    «Ist sie allein verreist, oder hat sie jemand begleitet?»
    «Sie war solo unterwegs. Irland ist nicht so mein Ding. Ich bin lieber im Süden.»
    «Hat sie Ihnen von der Reise erzählt?»
    «Sie hat in allen Tönen geschwärmt. Das Land, die Leute, einfach alles. Sie hatte sich in einem Ort in der Grafschaft Kerry eingemietet, wo noch Gälisch gesprochen wird. Auf der Postkarte, die sie mir geschickt hat, sind fangfrische Lachse zu sehen, eine furchteinflößende Steilküste und natürlich Pubs mit diesem modrigen schwarzen Bier. Für mich wäre das nichts, sie aber hat es geliebt.»
    «Wie kam sie auf die Idee, allein nach Irland zu reisen?»
    «Mit ihrem Mann, diesem Schnarchzapfen, war ja nichts anzufangen. Der hängt den ganzen Tag auf irgendwelchen Baustellen herum. Außerdem hatte sie sich den Trip schon lange vorgenommen. Nachdem Francesca und Lucca versorgt waren, konnte sie es endlich in Angriff nehmen.»
    «Das Interesse an Irland bestand also schon länger?»
    «Ja, seit ein paar Jahren. Genauer, seit der Geburt ihres zweiten Kindes, Lucca.»
    «Hat es damit etwas Besonderes auf sich?»
    Sie winkte ab. «Eine wirre Geschichte. Bei der Niederkunft gab es ernsthafte Probleme. Der kleine Lucca wollte einfach nicht kommen. Sie bestand aber auf einer natürlichen Geburt. Das heißt, keine Einleitung, keinen Schnitt. Als die Herztöne des Kleinen immer unregelmäßiger und schwächer wurden, griff der Arzt letzten Endes durch und hat ihn geholt. Bei der Operation kam es allerdings zu Komplikationen, was Rosie nachträglich in ihrer Meinung bestätigte. Ihre Mutter hatte ähnlich große Schwierigkeiten, sie zur Welt zu bringen. Die beiden hatten irgendein Problem mit der Blutgerinnung. Egal, auf jeden Fall war sie kurzfristig weg.»
    «Was heißt

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