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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Unschuldige dabei sterben? Was würdest du dann sagen?«
    »Ich würde sagen, dass es unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass so etwas nie passiert. Und ich würde dich an deine eigenen Worte erinnern: nämlich dass unsere Entscheidungen niemals auf Angst basieren dürfen, sondern auf den langfristigen Sicherheitsinteressen des Staates Israel. Du wirst doch nicht bestreiten wollen, dass es in unserem Interesse liegt, Iwan Charkow das Handwerk zu legen. Er hat mehr Blut an den Händen als Hisbollah, Hamas und al-Qaida zusammen. Und er betreibt seinen kleinen Horrorladen mit Unterstützung und Rückendeckung des Kremls. Sollen die Russen doch ruhig ihre diplomatischen Sanktionen verhängen. Wir werden zurückschlagen, und zwar so, dass es wehtut. «
    Schamron steckte sich eine Zigarette in den Mundwinkel und zündete sie mit seinem alten Zippo-Feuerzeug an. Gabriel blickte zu Navot und Carter. Sie hatten die Augen abgewendet wie unfreiwillige Zeugen eines Ehekrachs.
    »Hast du die Absicht, höchstpersönlich den Kalten Krieg erneut zu entfachen?« Schamron blies eine Rauchfahne zur Decke. »Nichts anderes verlangst du nämlich.«
    »Das haben die Russen doch längst getan. Und wenn sich Iwan Charkow zu den übrigen Psychopathen gesellen möchte, die uns Schaden zufügen wollen, bitte schön.«
    »Iwan wird nicht nur Israel schaden wollen. Er wird hinter dir her sein und allem, was dir teuer ist.« Mit Rücksicht auf Adrian Carter hatten sie bisher englisch gesprochen. Jetzt wechselte Schamron ins Hebräische und senkte die Stimme um ein paar Dezibel. »Willst du das wirklich in deinem jetzigen Lebensabschnitt, mein Sohn? Noch einen erbitterten Feind, der dich lieber tot als lebendig sieht?«
    »Ich kann auf mich aufpassen.«
    »Und was ist mit deiner neuen Frau? Kannst du auch auf sie aufpassen? Jede Sekunde, jeden Tag?« Schamron sah sich theatralisch im Zimmer um. »Hast du Leah nach dem Bombenanschlag auf den Gare de Lyon nicht hierher gebracht?« Da Gabriel schwieg, führte er den Gedanken fort. »Den Palästinensern ist es nicht nur einmal, sondern zweimal gelungen, an deine Frau heranzukommen, Gabriel - zuerst in Wien, dann fünfzehn Jahre später in der psychiatrischen Klinik in England, wo du sie versteckt hattest. Sie waren gut, die Palästinenser, aber sie sind Anfänger im Vergleich zu den Russen. Das sollte dir klar sein, bevor du Iwan Charkow den Krieg erklärst.«
    Überzeugt, dass er gewonnen hatte, legte Schamron die Zigarette in den Aschenbecher und nahm seine Tasse mitsamt Untertasse vom Tisch. In seinen großen, leberfleckigen Händen sahen sie aus wie Spielzeuggeschirr.
    »Wie war das mit Eichmann?«, fragte Gabriel ruhig. Er hatte es auf Hebräisch gesagt, doch als der Name des Massenmörders fiel, schreckte Adrian Carter hoch wie ein Student, der bei einer langweiligen Vorlesung aus seinen Tagträumen gerissen wurde.
    »Wie war
was
mit Eichmann?«, fragte Schamron zurück.
    »Habt ihr über die diplomatischen Folgen nachgedacht, bevor ihr ihn in Argentinien an dieser Bushaltestelle eingesammelt habt?«
    »Selbstverständlich. Wir haben sogar lange und heftig darüber diskutiert, ob wir ihn uns schnappen sollen oder nicht. Wir hatten Angst, dass die Welt uns als Kriminelle und Kidnapper verurteilen könnte. Wir haben ernste negative Folgen befürchtet, die unser junger und zerbrechlicher Staat nicht verkraftet hätte.«
    »Aber am Ende habt ihr euch das Schwein dann doch geholt. Ihr habt es getan, weil es das Richtige war, Ari. Weil es für die gerechte Sache war.«
    »Wir haben es getan, weil wir keine andere Wahl hatten, Gabriel. Hätten wir um eine Auslieferung ersucht, hätten die Argentinier abgelehnt und Eichmann einen Tipp gegeben. Dann wäre er für uns für immer verloren gewesen.«
    »Weil Polizei und Sicherheitsdienste ihn geschützt hätten?«
    »Ganz genau.«
    »So wie der FSB und der Kreml Iwan schützen?«
    »Iwan Charkow ist nicht Adolf Eichmann. Den Unterschied brauche ich dir wohl nicht zu erklären. Ich habe einen Großteil meiner Familie durch Eichmann und die Nazis verloren. Und du auch. Deine Mutter hat den Krieg in Birkenau verbracht, und sie hat die Narben Birkenaus bis zu dem Tag getragen, an dem sie gestorben ist. Du trägst sie heute.«
    »Sag das den Tausenden, die in den Kriegen umgekommen sind, die mit Iwans Waffen geführt wurden.«
    »Ich verrate dir mal ein Geheimnis, Gabriel. Wenn Iwan heute damit aufhören sollte, Waffen an die Warlords zu verkaufen, wird es

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